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An deutschen Flughäfen bereits verfügbar

Ersetzt die biometrische Gesichtserkennung künftig den Boarding Pass?

Symbolbild: Face Boarding am Flughafen
International auch als „Face Boarding“ bezeichnet, macht die biometrische Gesichtserkennung der klassischen Bordkarte Konkurrenz. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

4. Juli 2024, 8:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Flughafen Brandenburg-Berlin bietet ab Juli 2024 einen neuen, smarten Service an. TECHBOOK gibt den Überblick, wie BER Biometrics funktioniert und wie der Stand an anderen Flughäfen ist.

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Die Urlaubssaison steht an und für viele Menschen in Deutschland bedeutet das: einchecken, Boarding und abheben. Wer will, kann dabei den Kontakt mit menschlichen Flughafenmitarbeitern bis auf die obligatorische Sicherheitskontrolle fast vollständig minimieren: Online-Check-in oder Self Check-in sowie Fast Bag Drop am Automaten machen es möglich. Nun geht der Flughafen BER einen weiteren Schritt Richtung smart Airport: Mit biometrischer Gesichtserkennung soll das händische Scannen der Bordkarte überflüssig werden. Mehr Komfort für die Reisenden und eine schnellere Abfertigung in kürzerer Zeit verspricht das Konzept.

„Face Boarding“ statt klassische Bordkarte

Der Einsatz von biometrischer Gesichtserkennung an Flughäfen ist im Rahmen der Passkontrolle längst Standard. Seit einigen Jahren testen Flughäfen, Airlines und Unternehmen wie Airsphere und Star Alliance Biometrics die Gesichtserkennung auch beim Boarding-Prozess. Das erste Terminal mit biometrischem Boarding in den USA wurde 2018 von der Delta Airline am Hartsfield-Jackson Airport in Atlanta eröffnet. In Europa bieten unter anderem die Flughäfen in Wien, Frankfurt am Main, Mailand und München diesen Service an. Pünktlich zu den Sommerferien zieht auch der deutsche Hauptstadt-Flughafen nach.

Seit Montag, dem 1. Juli 2024, können Reisende ab 16 Jahren am Flughafen Berlin-Brandenburg im Terminal 1 freiwillig den alternativen Face-Boarding-Service nutzen. Dazu muss man sich zunächst auf einem iOS- oder Android-Smartphone die App SmartDepart installieren.

In der App registriert man sich mit seinem Namen und einer E-Mail-Adresse, außerdem muss man ein Selfie hochladen. Dieses wird an ausgewiesenen Stationen am Flughafen mit einem Live-Bild abgeglichen. Ist die biometrische Gesichtserkennung erfolgreich, öffnet sich beispielsweise die Tür zum Gate. Das Vorzeigen des Boardingpasses ist dann nicht mehr nötig. Wichtig ist allerdings, dass man die üblichen Dokumente – Reisepass und Bordkarte – dennoch dabei haben muss.

Ist man einmal in der App registriert, kann man den Service ab sieben Tagen vor dem Abflug kostenlos buchen und sein Ticket mit der App verknüpfen. Hat man das getan, kann man aber trotzdem ganz regulär am Schalter seine Bordkarte drucken lassen und an den folgenden Stationen vorzeigen, wenn man das möchte. Laut dem App-Betreiber Airsphere löscht der Flughafen BER nach dem Flug sämtliche Daten. Von Airsphere gespeichert werden nur jene verschlüsselten Daten in der App, die die Nutzer selbst verwalten können.

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Andere Flughäfen machen es vor

Der große Vorteil der biometrischen Gesichtserkennung für die Kunden soll in einem erhöhten Komfort und einem reibungsloseren Betriebsablauf bestehen. Vor allem das lange Warten in der Schlange soll sich verkürzen. Die US-amerikanische Airline Delta gibt an, die Reisenden in ihrem biometrisch kontrollierten Terminal doppelt so schnell abfertigen zu können als in den Bereichen mit herkömmlichen Methoden.

Nachdem sich mit dem Corona-Jahr 2020 der weltweite Luftverkehr halbierte, steigt die Anzahl der Flüge wieder kontinuierlich an. Allerdings befinden sich die Zahlen 2023 in Deutschland noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Ursachen sind mannigfaltig: ein höheres Umweltbewusstsein, weniger private Fernreisen aufgrund von wirtschaftlichen Mehrbelastungen und Inflation, aber auch ein Rückgang im Geschäftsreiseverkehr durch eine digitalere Unternehmenskultur. Dennoch würde eine signifikante Zeitersparnis die Zeit am Flughafen entspannen.

Allerdings zeigen sich noch einige Kinderkrankheiten in dem neuen System: Vor allem die fehlende Standardisierung könnte sich für Kunden als unpraktisch erweisen. Einerseits bieten bisher nur ausgewählte Airlines den Boarding-Service auf Basis biometrischer Gesichtserkennung. Zu den Airlines, die den Service unterstützen, gehören unter anderem die Lufthansa sowie Swiss und Austrian Airlines. Andererseits arbeiten die verschiedenen Flughäfen zum Teil mit unterschiedlichen Anbietern.

Möchte man beispielsweise von Berlin-Brandenburg aus in den Urlaub starten, benötigt man die App SmartDepart von Airsphere. Fliegt man dagegen von München, Hamburg, Frankfurt oder Wien aus, braucht man die App von Star Alliance. Für Vielflieger, die Flughäfen und Airlines nutzen, die einen solchen Service anbieten, kann sich die Registrierung lohnen. Der Zeit- und Komfortgewinn für jene Urlauber, die nur einmal im Jahr oder seltener fliegen, erscheint dagegen im Augenblick noch überschaubar.

Den Boarding Pass braucht man trotzdem

Während der Service in Berlin erst jetzt und nach einer nur zweiwöchigen Probephase der App startet, hat Wien schon seit November 2021, München sogar seit 2020 Erfahrung mit der biometrischen Gesichtserkennung. In den FAQs betont der österreichische Hauptstadt-Flughafen, dass der Einsatz der Technologie für Kunden freiwillig ist und auch nur in deutlich gekennzeichneten Bereichen eingesetzt wird. Die Bilder der gescannten Personen werden nicht gespeichert, unabhängig davon, ob die Identifikation gelingt oder scheitert. Eine Maske stört den Prozess übrigens nicht.

Star Alliance Biometrics speichert nach eigenen Angaben Fotos, Identifikationsmerkmale, die Vielfliegernummer, das Ablaufdatum des Reisepasses sowie die Pin und Sicherheitsfragen aus der App in der Microsoft Azure Cloud in der EU. Flughäfen und Fluggesellschaften haben keinen Zugang zu den Daten. Die Passagiernamen werden nicht gespeichert.

Insgesamt findet der Service in immer mehr deutschen großen Flughäfen seine Anwendung. Doch noch ist der Einsatz auf ausgewählte Airlines beschränkt. Es ist zu erwarten, dass die Verbreitung in den nächsten Jahren zunehmen wird. Dabei gilt aber letztlich: Die biometrische Gesichtserkennung soll im Boardingprozess zwar an Stelle der Bordkarte eingesetzt werden, wird sie aber als Nachweisdokument nicht ersetzen.

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