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Psychologie

Mit diesen Tricks halten uns Apps länger am Bildschirm

Apps Tricks Symbolbild: Silhouette eines Mannes mit Smartphone
Smartphones sind in unserem Alltag allgegenwärtig – dafür tun die App-Entwickler auch viel Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

3. Oktober 2023, 16:44 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Apps können echte Zeitfresser sein. Hier mal eine Partie Candy Crush, dort durch den Instagram-Feed gescrollt und schon hat man eine weitere Stunde am Handy verbracht. Was vielen Nutzern dabei gar nicht klar ist: Apps greifen dafür auf bestimmte Tricks zurück. TECHBOOK stellt vor, welche das sind.

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Oh, eine neue WhatsApp-Nachricht. Mal eben schnell lesen. Huch, da gibt es Neuigkeiten auf Facebook. Und da, ein Like auf Instagram, oh wie toll. Diese Gedanken im Kopf kennen Sie? Da sind Sie nicht allein. Das Smartphone macht uns alle mehr oder weniger zu Junkies – auf der Suche nach Zerstreuung und Glück. Social-Media-Kanäle checken kostet nur unsere Zeit. Vermeintlich kostenlose Spiele-Apps mit In-App-Käufen belasten nicht nur unser Zeitbudget, sondern ziehen uns meist auch mit bestimmten Tricks das Geld aus der Tasche. Warum schaffen wir es oft nicht, uns dem Mediengenuss zu entziehen?

Wie Apps unser Verhalten manipulieren

Viele Wissenschaftler haben sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie Apps uns an den Bildschirmen halten. Die Gründe haben alle mit der menschlichen Psyche zu tun. Denn Social Media oder Apps sprechen Gefühle und gewohnte Verhaltensmuster bei uns Menschen an. Oft spüren wir den sozialen Druck gar nicht mehr. Denn das Smartphone gehört inzwischen zum Lebensalltag dazu. Wie massiv sich dadurch innerhalb kürzester Zeit unser Verhalten verändert hat, dazu ein zwei kurze Beispiele.

Als Menschen nur per Festnetz-Telefon miteinander über Distanzen sprechen konnten, haben wir es in Kauf genommen, wenn jemand nicht erreichbar ist. Auch nach Stunden haben wir uns keinen Kopf gemacht, ob da etwas passiert sein könnte. Heute reichen zwei Häkchen im Messenger aus und wir sind beleidigt oder zutiefst beunruhigt, wenn die andere Person nicht umgehend antwortet. An solchen Aktionen gehen inzwischen Paar-Beziehungen und Freundschaften in die Brüche.

Oder in Ihrem kostenlosen Lieblingsspiel zocken Sie immer noch mit dem Standard-Avatar? Dann wissen alle anderen Gamer: Hier haben wir es mit einem Neuling zu tun. Und mit dem möchte keiner der erfahrenen Gamer spielen. Pech gehabt, oder doch per In-App-Kauf einen coolen Avatar zusammenstellen?

In-App-Käufe, ein Millionengeschäft

Die bekanntesten kostenlosen Spiele-Apps wie Candy Crush machen inzwischen jeden Tag Millionenumsätze durch solche In-App-Käufe oder Mikrotransaktionen wie es in der Entwickler-Szene heißt.

Leichte Opfer sind leider sehr oft Kinder und Jugendliche. Deswegen sollten Eltern auch einen Blick darauf haben, was die Zöglinge mit dem Smartphone oder Tablet den lieben langen Tag anstellen. Sonst sind schnell einmal mehrere hundert Euro verzockt, für digitalen Müll – ein vermeintlich seltener Avatar oder eine verkürzte Wartezeit, um das nächste Level sofort spielen zu können.

Jetzt denken Sie sicher: „Mir passiert so etwas nicht.“ Für Mikrotransaktionen mag das gelten. Denn tatsächlich sorgt nur ein ganz geringer Prozentsatz an Gamern für die großen Umsätze bei den App-Entwicklern. Allerdings gegen die Psychotricks von anderen Apps sind auch Sie machtlos. Glauben Sie nicht?

Die Tricks der Apps im Überblick

Wer einigermaßen regelmäßig Zeit am Ende verbringt, dürfte den einen oder anderen Punkt auf dieser Liste wiedererkennen.

Auch interessant: Diese kostenpflichtigen Apps gibt es derzeit gratis

Daumen hoch

Facebook, Instagram und andere Social-Media-Kanäle arbeiten mit Likes. Sie posten etwas aus dem Urlaub oder ein neues Profilbild. Unbewusst erwarten Sie selbstverständlich eine „Belohnung“ – in Form von Likes. Je mehr, desto besser – und vor allem – desto größer das persönliche Glücksgefühl.

In dem Moment schießt ganz viel Dopamin durch Ihren Körper, das sogenannte Glückshormon. Und diesem Gefühl jagen Sie jedes Mal hinterher, wenn Sie die Social-Media-App öffnen. Die App-Entwickler freuen sich, weil Sie viele Daten preisgeben und viel Zeit mit der App verbringen. Schließlich konsumieren Sie in dieser Zeit auch eine Menge Werbung.

Ping!

Wenn es pingt oder vibriert, möchte Ihr Smartphone Ihnen signalisieren, auf irgendeinem Kanal oder in irgendeinem Spiel passiert gerade etwas sehr Wichtiges. Selbstverständlich sehen Sie sofort nach. Denn Sie möchten wissen, was gerade dort passiert, wo sie nicht sind.

Sobald Sie eine neue App installieren, schaltet sich im Hintergrund die Benachrichtigungsfunktion automatisch mit ein. Doch jede Benachrichtigung hält Sie von Dingen ab, die gerade wichtiger sind als süße Katzenbilder oder unglaublich lustige Videos.

Binge Gaming

In vielen Spiele-Apps gibt es eine sogenannte Streak-Funktion. Das Game verlangt von Ihnen, sich mindestens einmal am Tag einzuloggen. Dann erwartet Sie eine tägliche Belohnung. Am Ende der Woche oder des Monats wartet eine geheimnisvolle Truhe auf Sie, in der sich eine digitale Quatsch-Währung verbirgt. Dafür können Sie im Game besonders „aufregende“ Dinge freischalten. Auch wenn Sie das nicht tun, der Streak-Funktion sind Sie trotzdem auf den Leim gegangen.

Friends Challenge

Einige Apps arbeiten mit Freundschaftsmissionen. Dabei können Sie zusammen mit einem anderen Onlinefreund digitale Abzeichen ergattern. Auch hier funktioniert die Teilnahme unbewusst über sozialen Druck. Wieso macht der andere nur so wenig in der Challenge?

Mal eben schnell eine Nachricht rüberschieben und den anderen darauf aufmerksam machen. In diesem Falle muss nicht einmal die App selbst Druck ausüben. Die Freunde tun das bereits untereinander, nur für das schöne Gefühl, etwas erreicht zu haben.

Stories

Inzwischen finden sich Stories auf fast allen Social-Media-Kanälen und in den meisten bekannten Messaging-Diensten. Hier arbeiten die App-Entwickler mit Zeitdruck. Schließlich verschwindet die hübsche Story in der Regel nach 24 Stunden wieder. Deswegen „lohnt“ es sich, bestimmte Apps mindestens einmal am Tag zu öffnen. Selbstverständlich bleibt es dann nicht nur bei einer Story. Zack, wieder 30 Minuten Lebenszeit verschwunden.

Dauerschleife

Die Dauerschleifen-Funktion ist besonders perfide. Bei Facebook, Instagram, TikTok und Co. können Sie inzwischen endlos durch Ihren Feed scrollen. Es gibt kein Ende. Übrigens: Als Facebook an den Start gegangen ist, verfügte der Kanal noch über eine Seitenfunktion, ähnlich wie bei der Google-Suche. Weitere Postings gibt es denn nur per Klick auf „Weiter“ – eine Art Stopp-Funktion, denn niemand interessiert sich für Seite 2.

Das haben irgendwann auch schlaue Entwickler erkannt und die Dauerschleife erfunden. Bei YouTube nennt sie sich ‚Autoplay‘. Sie möchten nur schnell ein Video schauen. Am Ende dieses einen Videos startet innerhalb weniger Sekunden ein neues Video, das Ihnen vielleicht gefallen könnte. Und tatsächlich hat Ihnen YouTube, dank des schlauen Algorithmus im Hintergrund, ein wirklich interessantes Programm herausgesucht. Nur leider haben Sie jetzt den Kinobesuch mit der Liebsten oder dem Liebsten vollkommen vergessen.

Einfach mal abschalten ist wichtig

Das sind nur einige wenige bekannte Psychotricks von Apps, die Sie sicherlich kennen. Die Liste stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nun überlegen Sie bitte einmal: Wie oft haben Sie sich schon von Apps auf diese oder ähnliche Weise verleiten lassen, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen als geplant?

Zur Klarstellung: Es geht nicht darum, dieses Verhalten zu problematisieren – Stichwort: Smartphone-Sucht. Dieser Begriff taucht immer wieder in diesem Zusammenhang auf. Auch hier weiß die Psychologie Rat: Ihr Verhalten ist nur dann ein Problem, wenn Sie es selbst so empfinden oder andere liebe Menschen um Sie herum ein Problem darin erkennen.

Es schadet allerdings nicht, sich einmal kritisch zu hinterfragen. Sie müssen möglicherweise auch keine radikalen Methoden anwenden. Das tun einige Menschen und verabreichen sich einmal oder mehrmals im Jahr eine digitale Fastenkur, auch bekannt als Digital Detox. Vielleicht reicht es auch schon die Benachrichtigungsfunktion auf Ihrem Smartphone nur für ganz wenige Apps eingeschaltet zu lassen. Alle anderen Benachrichtigungen können Sie einfach deaktivieren.

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Noch mehr Psychotricks der Apps

Wenn Sie Eltern sind und wissen möchten, wie speziell Spiele-Entwickler Ihre Kinder zu In-App-Käufen animieren möchten, schauen Sie sich diesen witzigen Beitrag an.

Und für alle, die sich für die psychologischen Wirkweisen bekannter Apps interessieren: Der Kultursender Arte hat eine kurzweilige Mini-Serie produziert. In „Dopamin“ wird erklärt, was beispielsweise WhatsApp, TikTok, Snapchat, Facebook oder Candy Crush bei uns auslösen. Keine Sorge, der erhobene Zeigefinger bleibt unten. Jede Folge dauert nur wenige Minuten und ist nach dem immer gleichen Prinzip aufgebaut, Lachmuskelaktivität garantiert.

Ansonsten wirken die verschiedenen Tricks der Apps auf jeden von uns verschieden. Den einen interessieren Likes, Storys und andere Elemente von Social Media nicht. Dafür springt er voll auf gamifizierte Erlebnisse mit minimalem Belohnungsfaktor an. Beobachten Sie Ihr Bildschirmverhalten und schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen!

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