27. Dezember 2024, 11:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nicht jede Anwendung ist für jeden gemacht und vor allem bei Kindern und Jugendlichen sollte man genau aufpassen, was sie sich herunterladen. Allerdings lässt der Jugendschutz im Apple App Store scheinbar zu wünschen übrig.
Es gibt zahllose Apps für mobile Geräte für die unterschiedlichsten Zwecke. Neben Alltagshelfern gibt es natürlich auch jede Menge Spiele und andere Inhalte, die nur darauf warten, von interessierten Nutzern entdeckt zu werden. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Programme, die als solche gekennzeichnet sind. Doch einem neuen Bericht zufolge weist der Jugendschutz im Apple App Store von Apple erhebliche Mängel auf – und stellt somit eine Gefahr für Jüngere dar. TECHBOOK erklärt die Details.
Jugendschützer warnen vor Apple App Store
In den USA haben sich zwei Organisationen für eine Untersuchung zum Jugendschutz im Apple App Store zusammengeschlossen. Die Heat Initiative besteht aus Sicherheitsexperten, die sich auf Kindersicherheit spezialisiert haben. ParentsTogether Action wiederum ist eine Non-Profit-Organisation, die mehr als drei Millionen Familien vertritt. Gemeinsam hat man sich 800 der insgesamt zwei Millionen Apps im App Store angeschaut und das binnen 24 Stunden.
Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: 200 der untersuchten Anwendungen waren zwar für Kinder ab vier, neun und zwölf Jahren eingestuft, enthielten aber dennoch problematische und unangemessene Inhalte für diese Altersgruppen. Dabei fiel auf, dass ganze App-Kategorien ungeeignete Alterseinstufungen enthielten.
Während zum Beispiel Spiele oder Chat-Apps mit Fremden in den meisten Fällen erst ab 17 Jahren klassifiziert waren, stand bei Software zu Gewichtsverlust oder ungefiltertem Internetzugang zumeist die Freigabe ab vier Jahren.
Etliche gefährliche Kategorien im Apple App Store identifiziert
Die problematischen Apps verzeichnen mehr als 550 Millionen Downloads, wie es im Bericht heißt. Diese teilen sich unter anderem auf in Spiele und Apps zu Themen wie Schönheit, Diät, Internet-Browser und Chats. Darunter gebe es hochgradig sexualisierte Games, Programme, die User zum 20-stündigen Fasten animieren, eine KI-Freundin sowie ein Chat, in dem sich angeblich nur „Pädophile“ aufhalten sollen.
Deshalb werfen ParentsTogether Action und Heat Initiative Apple vor, durch den App Store massenhaft riskante und unangemessene Inhalte an Kinder und Jugendliche zu verteilen. Diese könnten für ernsthafte Schäden sorgen – von sexuellem Missbrauch, geringem Selbstwertgefühl, Essstörungen und der Sichtung sexueller und gewalttätiger Inhalte.
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Im Bericht wird auch der Vorwurf laut, dass sich Apple selbst der Verantwortung darüber entziehe. Obwohl das Unternehmen einen sicheren Store verspreche, würde es jedwede rechtliche Haftung an die App-Entwickler abtreten. Diese würden vornehmlich für die Alterseinstufungen verantwortlich sein. Eine unabhängige Prüfinstanz sei nicht vorhanden.
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So soll der Jugendschutz im Apple App Store besser werden
Damit der Jugendschutz im Apple App Store besser wird, schlagen die Organisationen eine unabhängige Prüfung vor. Dies soll ähnlich wie für Filme und Videospiele ablaufen. Zudem solle Apple den Alterseinstufungsprozess transparent machen und auch nach Veröffentlichung einer Anwendung regelmäßig die Korrektheit der Klassifizierung überprüfen.
Sollte sich eine Einstufung als falsch herausstellen, solle Apple umgehend Korrekturen vornehmen. Gegen Entwickler, die ein solches System umgehen wollten, müsse das Unternehmen vorgehen. Zudem müssten weitere strengere Schutzmechanismen eingeführt werden, damit Kinder nur altersgerechte Inhalte sehen und herunterladen können.
Natürlich ist auch die Rolle der Eltern in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen. Diese sollten darauf achten, wie oft und zu welchen Inhalten ihre Sprösslinge Zugang haben. Wie Apple zum Bericht steht, ist nicht bekannt, ebenso, ob und wie man den App Store dahin gehend verbessern möchte. TECHBOOK hat eine entsprechende Anfrage gestellt und bislang keine Antwort erhalten. Ein Vorgehen wie bei der Gaming-Plattform Steam wäre sicherlich im Sinne der Jugendschützer – dort drohte die Löschung von 23.000 Spielen wegen fehlender Alterskennzeichnungen.