
21. Juni 2024, 16:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Um Verbraucher zu schützen, die zwischenzeitlich zurückgerufene Lebensmittel oder andere Produkte eingekauft haben könnten, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Zusammenarbeit mit den Bundesländern eine App ins Leben gerufen. Die Anwendung ist eine Erweiterung der Website „Lebensmittelwarnung.de“, wo Nutzer schon vorher aktiv Informationen einsehen konnten. TECHBOOK geht genauer darauf ein.
Wenn sich im Rahmen von Sicherheitskontrollen herausstellt, dass bereits im Handel befindliche Waren für den Gebrauch Risiken bergen, müssen sie zurückgerufen und somit aus den Marktregalen entfernt werden. Ahnungslose Kunden haben sie aber womöglich bereits gekauft. Sie wären nun dazu aufgerufen, entsprechendes Produkt in die Filiale zurückzubringen, aus der sie es haben, wo sie auch das Geld dafür zurückerhalten würden. Doch es kann gut sein, dass die Betroffenen gar nichts von den Entwicklungen mitbekommen – etwa, da sie aktuell keine News-Medien konsumiert haben. Diese Personen wären nun womöglich Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Eine neue App soll das ändern.
Übersicht
Neue App will Verbraucher bei Lebensmittel-Rückruf warnen
Seit nunmehr 2011 veröffentlichen auf „Lebensmittelwarnung.de“ die Bundesländer und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) aktuelle Informationen zu Supermarktprodukten in verschiedenen Kategorien. Um sich über die Möglichkeit von gesundheitsschädlichen Substanzen oder etwaigen Verarbeitungsfehlern in z. B. Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen, Kosmetik oder auch Tierfutter zu informieren, mussten Verbraucher die Website gezielt aufsuchen. Das können sie immer noch, doch sollen sie dort nun nach einer kürzlichen Generalüberholung einen übersichtlicheren und um sinnvolle Features erweiterten Online-Auftritt vorfinden. Das wichtigste davon sei, wie das BVL am vergangenen Dienstag auf einer Pressekonferenz erklärte, eine neue, an die „offizielle Plattform für Produktrückrufe“ gekoppelte App. Hier habe man die Möglichkeit, Push-Nachrichten zu aktivieren, und kann dadurch sofort nach Bekanntwerden von Rückrufen auf dem Smartphone darüber informiert werden.
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Mögliche Gründe für Rückruf von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen und Co.
Zu einem Rückruf von Lebensmitteln kommt es, wenn diese etwa mit Keimen belastet oder bei der Herstellung Fehler unterlaufen sind, die gegen einen sicheren Verzehr sprechen. Ganz aktuell betrifft dies beispielsweise das Produkt „Graved Lachs“ eines baden-württembergischen Herstellers. Hier hat eine amtliche Probenahme Bakterien des Typs Listeria monocytogenes aufgedeckt. Durch den Verzehr drohe eine Listerien-Erkrankung – eine Darmerkrankungen, die sich gemeinhin rund zwei Wochen nach einer Infektion mit u. a. Durchfall und Fieber äußert. Das erklären im Zusammenhang mit einem Lebensmittel-Rückruf aus der Vergangenheit die Kollegen von FITBOOK.
Es geben aber nicht nur Lebensmittel Anlass zu Rückrufen. Daneben können auch Kosmetikprodukte, Küchenhelfer oder allgemeine Gebrauchsgegenstände mit krankmachenden Substanzen kontaminiert sein. Ein jüngstes Beispiel dafür zeigt eine Meldung auf „Lebensmittelwarnung.de“ bezüglich (Motorrad-)Lederhandschuhen, die aufgrund erhöhter Chromwerte allergische Hautreaktionen hervorrufen können sollen.
Besonders viele Rückrufe in 2023 – eigentlich ein gutes Zeichen
Dass Lebensmittel oder andere Produkte zurückgerufen werden, passiert nicht selten. Wie oft genau, kann man rückblickend in einer bei Statista veröffentlichten Erhebung zu Produktrückrufen in Deutschland zwischen den Jahren 2010 und 2023 einsehen. Im Jahr 2023 sind demnach „mit insgesamt 384 die meisten Produktrückrufe im Betrachtungszeitraum veröffentlicht“, heißt es da. Dabei bedeuten die ansteigenden Zahlen nicht, dass sich die Sicherheit bei der Produktion verschlechtert hat. Das betonte in dem Zusammenhang BVL-Präsident Friedel Cramer bei der kürzlichen Pressekonferenz. Vielmehr sollen sich in den vergangenen Jahren die Messungs- und Kontrollverfahren verbessert haben und seien genauer geworden. Davon haben Verbraucher umso mehr, wenn sie darüber direkt informiert werden – richtig, per App.

So funktioniert die App für Lebensmittel-Rückrufe
Die App steht für Android und iOS in den jeweiligen App-Stores kostenlos zur Verfügung. Sie biete laut einer Erklärung auf „lebensmittelwarnung.de“ sämtliche Funktionen der Website. Direkt auf der Startseite findet sich eine umfangreiche Liste mit allen aktuellen Rückrufen. Man kann genauere Informationen zu den Meldungen einsehen und diese im Übrigen von Vornherein nach Produktkategorien und regionaler Verfügbarkeit filtern, was die Informationsdarstellung sehr passgenau gestalten lässt. Die einzelnen Produktgruppen haben jeweils noch einmal feinere Unterkategorien.
Es ist keine Anmeldung bzw. Eingabe persönlicher Daten erforderlich. Um aber wirklich über neue Rückrufe informiert werden zu können, müssen Nutzer in den Einstellungen der App das Versenden von Push-Benachrichtigungen erlauben. Dort haben sie auch weiter die Möglichkeit, festzulegen, welche Art von Rückrufe sie per Push Mitteilung erhalten wollen.

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Sinnvolle Neuerung, doch es geht noch mehr
Die App für Lebensmittel-Rückrufe ist sicher eine begrüßenswerte Neuerung. Bloß könnte auch sie wieder an denen vorbeigehen, die sich genau so wenig tagesaktuell in Online-News-Medien informieren. Hierzu zählen (vor allem wohl ältere) Menschen, die ein weniger digitalisiertes Leben führen. Deshalb fordert die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch u. a. eine deutliche Kenntlichmachung von Lebensmittel-Rückrufen direkt am Ort des Geschehens: im Supermarkt.