18. September 2023, 13:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mancher Netto-Kunde dürfte beim Einkaufen eine Veränderung feststellen. Denn der Lebensmitteldiscounter hat in einigen Filialen neue Einkaufswägen aufgestellt. Diese sehen nicht nur etwas anders aus, sondern kommen mit einer ungewohnten Funktion daher: Man kann sie per App entsperren. Erfahren Sie mehr dazu bei TECHBOOK.
Das kennt wohl jeder: Erst im Supermarkt angekommen stellt man fest, dass im Portemonnaie die passende Münze zum Entsperren des Einkaufswagens fehlt. Nun müsste man an die Kasse gehen, wo die dafür geeigneten Chips meist bereits vergriffen sind, oder eben Geld wechseln. Nervig – doch womöglich bald nicht mehr nötig. Der Discounter Netto macht den Anfang und testet eine entsprechende Funktion per App.
Bei Netto den Einkaufswagen per App entsperren
In zwei bayerischen Filialen des Lebensmitteldiscounters (in der Regensburger Straße in Burglengenfeld sowie in der Bahnhofsstraße in Sünching) ist es bereits möglich, den Einkaufswagen ohne Chip oder Münze zu entsperren. Die „innovative Zusatzfunktion“, wie sie in einer Pressemitteilung genannt wird, wurde demnach in die Netto-App integriert. Kunden müssen diese offenbar nur auf dem Smartphone installieren.
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Digitales System „Hybridloc“
Das neuartige System mit Namen „Hybridloc“ feiert laut der Veröffentlichung in Netto-Märkten weltweite Premiere. Um es anwendbar zu machen, wurde in den betreffenden Märten die Hardware aufgerüstet. So stehen dort neuerdings Einkaufswägen des Herstellers Wanzl. Genaueres zu seinem digitalen Pfandschloss ist auf Wanzl-Firmenwebsite nachzulesen.
Die neuen Einkaufswagen bei Netto verfügen über ein Aktivierungsfeld. Um den Mechanismus des Schlosses zu entriegeln, müssen Kunden demnach nur ihr Smartphone über das Feld halten – schon könne der Einkauf beginnen. Man müsse dafür die App nicht extra öffnen.
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„Die Technik basiert auf Nahfeldkommunikation (NFC), ähnlich dem Mobile Payment“, heißt es da weiter. Dieses verwenden viele Smartphone-Nutzer ohnehin bereits, wenn sie kontaktlos bezahlen, ohne zum Geldbeutel bzw. ins Geldkartenetui zu greifen. Der NFC-Chip ist bei neueren Smartphones Standard. Man hält das Handy einfach ans Lesegerät an der Kasse. NFC funktioniert auch per Smartwatch. Ob gleiches künftig auch für die upgedatete Netto-App zutreffen wird, ist der Pressemitteilung nicht zu entnehmen.
Aber keine Sorge: Wem das alles zu digital ist, der kann auch die neuen Einkaufswägen weiterhin mit Münzen entriegeln.
Werden Einkaufswagen dann überhaupt noch zurückgebracht?
Das bisherige Pfandsystem für Einkaufswagen hatte aber auch einen Sinn. Denn das temporäre „Bezahlen“ – wenn es auch nur Münzbeträge waren – bedeutete nicht zuletzt einen Anreiz, das Gestell nach getätigtem Einkauf wieder an seinen Aufbewahrungsort zurückzubringen und nicht einfach etwa auf dem Kundenparkplatz stehenzulassen.
Wie man das dann bei den neuen Wagen sicherstellen möchte, ist nicht ganz klar. Alternativ wären, wie Wanzl weiter erklärt, etwa „digitale Gutscheinbons für den nächsten Einkauf“ denkbar.
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Andere Supermarkt-Ketten dürften folgen
Sollte sich das System bewähren, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Netto das Entsperren von Einkaufswägen per App deutschlandweit in allen Filialen ermöglichen wird. Und Wanzl hat mit Netto keinen Exklusivvertrag. Man kann also wohl davon ausgehen, dass andere Supermärkte und Händlerketten folgen werden.