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Wegen neuer Zölle

Apple hortet iPhones und Kunden rennen die Läden ein

Kunden in den USA wollten den neuen Zöllen zuvorkommen und stürmten am Wochenende zahlreiche Apple Stores
Kunden in den USA wollten den neuen Zöllen zuvorkommen und stürmten am Wochenende zahlreiche Apple Stores Foto: SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Adrian Mühlroth
Redakteur

9. April 2025, 13:14 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit Ankündigung der Import-Zölle durch die Trump-Regierung ist Apples Börsenwert im freien Fall. Besonders China – aber auch andere Länder, in denen das iPhone gefertigt wird – ist besonders stark von den Abgaben betroffen. Das Unternehmen hatte versucht, vor Einführung der Zölle am 8. April noch möglichst viel Inventar in die USA zu schaffen. Denn nun zahlt Apple für jedes iPhone aus China mehr als das Doppelte.

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Im Handelskrieg der USA mit dem Rest der Welt sind die Import-Zölle für Waren aus China mittlerweile auf 104 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass US-Unternehmen mit Fertigung in China derzeit mehr als den eigentlichen Wert der Ware als Zoll-Abgaben an den Staat zahlen. Nintendo hat aus diesem Grund bereits den Vorverkauf der Switch 2 in Nordamerika gestoppt. Razer und andere Laptop-Hersteller haben Verkäufe in den USA ebenfalls ausgesetzt. Ändert sich die Situation nicht, ist eine Preiserhöhung für Apple-Produkte nicht auszuschließen – weshalb Kunden dem Unternehmen derzeit die Läden einrennen.

Apple lässt iPhones aus Indien einfliegen

Um dem erwarteten Ansturm standzuhalten, hatte Apple in der letzten Märzwoche fünf Frachtflugzeuge voller iPhones und anderer Produkte von Indien in die USA einfliegen lassen, wie „The Times of India“ berichtet. Durch die Lagerung von Geräten in US-Warenhäusern vor Inkrafttreten der Zölle kann Apple seine derzeitige Preisstruktur vorerst beibehalten und sich vor den unmittelbaren Auswirkungen steigender Kosten schützen.

Apple prüft derzeit, wie unterschiedliche Zollregelungen in den jeweiligen Produktionsländern seine Lieferkette beeinflussen könnten. Ein möglicher Anstieg der iPhone-Preise in den USA würde sich auf zahlreiche Schlüsselmärkte, darunter auch Europa, auswirken.

Über das Wochenende gab es deswegen einen Ansturm auf Apple Stores in den USA, wie Bloomberg schreibt. Angestellte berichten über Befürchtungen der Kunden, dass Preise aufgrund der Tarife stark ansteigen könnten. Die Ängste dürften nicht zuletzt durch die etwas reißerische Panikmache einiger Medien befeuert worden sein, wonach iPhones bald 3500 US-Dollar kosten könnten.

So kann Apple auf die Super-Zölle reagieren

Apple hat bereits 500 Milliarden US-Dollar für Investitionen in den USA über die nächsten vier Jahre zur Seite gestellt. Die Hoffnung ist, die Trump-Regierung damit zu beschwichtigen und eine Befreiung von den zusätzlichen Zöllen zu erhalten. Falls nicht, „müsse mit Gewinneinbußen von 14 Prozent gerechnet werden“, schreibt Reuters.

In den USA hat sich der Preis für High-End-iPhone-Modelle seit 2017 nicht geändert. Damals war das iPhone X das erste, das an der 1000-USD-Grenze kratzte. Während Apple in anderen Ländern – auch in Deutschland – die Preise längst nach oben gesetzt hat, kostet das iPhone 16 Pro in den USA unverändert 999 USD. Das könnte sich nun ändern.

Apple hat eine Reihe von Möglichkeiten, auf die gestiegenen Importzölle zu reagieren. Durch seine schiere Marktmacht hat das Unternehmen genügend Einfluss auf seine Zulieferer, um geringere Preise zu fordern. Auch hat es pro verkauftem iPhone eine ausreichend hohe Gewinnmarge, um einen Teil der zusätzlichen Kosten selbst zu absorbieren. Aber auch Apple kann eine Verdopplung der Importpreise nicht auf Dauer verkraften. Deshalb ist eine Preiserhöhung in naher Zukunft nicht auszuschließen.

Auf kurze Sicht ist eine Kombination aus diesen Maßnahmen am wahrscheinlichsten. Auf lange Sicht dürfte Apple hingegen weitere Fertigungslinien aus China in andere Länder verlagern, die mit geringeren Zöllen belegt sind. Laut Reuters stammen bislang etwa 85 Prozent der in den USA verkauften iPhones aus China. Apple ist jedoch seit einiger Zeit damit beschäftigt, sein iPhone-Business zu diversifizieren, um nicht nur auf die Fertigung in China angewiesen zu sein. iPads, Macs und Zubehör werden in Vietnam gefertigt, AirPods und iPhones kommen aus Indien.

Beide Länder sind mit deutlich geringeren Import-Zöllen belegt – 46 Prozent und 26 Prozent respektive. Derzeit haben abgesehen von China nur die Foxconn-Fabriken in Indien die nötigen Kapazitäten, um auch die Pro-Modelle des iPhone 16 zu fertigen. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge plant Apple bereits, einen größeren Teil der Produktion auf Indien zu verlagern.

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Kann Apple die Produktion in die USA verlagern?

Der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt zufolge können iPhones auch in den USA gefertigt werden. Der langfristige Plan der Trump-Regierung ist, Importe durch hohe Zölle unattraktiv zu machen und damit die Produktion zurück in das eigene Land zu holen.

Wirtschaftsexperten halten diese Vorstellung jedoch für völlig verfehlt. Needham-Analystin Laura Martin sagte gegenüber CNBC: „Ich glaube nicht, dass das ein Ding ist.“ Der Anlauf der Produktion von höherpreisigen iPhones in Indien hat seit Anfang der Verhandlungsgespräche fast fünf Jahre gedauert. Davor wurden nur günstigere Modelle wie das iPhone SE hier hergestellt. Erst seit dem iPhone 15 hat Indien auch die Kapazitäten, die Pro-Modelle zu fertigen.

Davon abgesehen sind die USA als Hochlohnland unattraktiv für die Großserienfertigung. Nicht ohne Grund haben die meisten großen US-Unternehmen die Massenproduktion ursprünglich nach China und spätere andere Länder verlagert. Doch auch wenn die iPhone-Herstellung in den USA rentabel wäre, bleibt ein weiteres Problem: das fehlende Know-how. In einem Interview mit Fortune im Jahr 2017 brachte Tim Cook es auf den Punkt:

„Wissen Sie, in den USA könnte man ein Treffen mit Fertigungsmittel-Ingenieuren veranstalten, und ich bin mir nicht sicher, ob wir den Raum füllen könnten. In China könnte man mehrere Football-Felder füllen.“

Themen Apple iPhone News

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