1. April 2019, 17:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Apple gab Ende März bekannt, dass die angekündigte Ladematte namens AirPower ersatzlos gestrichen wird. TECHBOOK beschreibt, was seit Herbst 2017 schief gelaufen ist und warum die AirPower von Beginn an zum Scheitern verurteilt war. Die Pannen hinter Apples AirPower lassen sich dabei in drei Akte unterteilen.
Akt 1: Eine Ladematte in 2017
Im September 2017 kündigte Apple seine Ladematte an und wollte damit das passende Zubehör für das damals neue iPhone 8 liefern. Dieses war das erste Smartphone der Kalifornier mit Glasrückseite, um induktives Laden zu unterstützen. Bereits vor anderthalb Jahren hinkte der Apfelkonzern damit der Zeit weit hinterher. Immerhin gibt es den Qi-Standard für drahtloses Laden und passende Matten vereinzelt bereits seit 2012 auf dem Massenmarkt. Konkurrent Samsung stattete schon sein Flaggschiff-Smartphone Galaxy S6 standardmäßig mit Glasrückseite aus und bot ein eigenes induktives Ladegerät dafür an – im Jahr 2015! Und sogar Samsungs Galaxy SIII aus dem Jahr 2012 konnte schon mit einer Rückseite für induktives Laden nachgerüstet werden.
Deshalb sorgten Apples Pläne schon damals bei vielen für Stirnrunzeln. Vor allem vor dem Hintergrund der Preispolitik des Unternehmens. Der genaue Preis war zwar nie klar, aber mindestens 100 Euro hätte Apple vermutlich für das Gerät aufgerufen. Samsungs Alternative war zu diesem Zeitpunkt bereits für 20-30 Euro erhältlich. Wozu also mindestens das dreifache für das Apple Pendant ausgeben? AirPower sollte tatsächlich mit einer Neuheit aufwarten. Es sollten nicht nur mehrere Geräte darauf geladen werden können, sondern diese sollten auch – und das gibt es bislang noch nicht – auf jeden Punkt der Matte gelegt werden können. Bisher ist es zwar möglich, mehrere Geräte auf bestimmten Matten zu laden, diese müssen dann aber auf einzelne Punkte, an denen sich die Induktionsschleifen befinden, platziert werden. Diese Funktion rechtfertigte damals zumindest im Ansatz den Fakt, dass Apple induktives Laden in 2017 als Neuheit verkaufen wollte. Trotzdem war der Konzern eigentlich viel zu spät dran.
Akt 2: AirPower wird immer weiter verschoben
Bei der ersten Ankündigung im Herbst 2017 nannte Apple noch keinen konkreten Termin für die Veröffentlichung. Lediglich, dass AirPower im Laufe des Jahres 2018 erscheinen wird, galt als gesichert. Im vergangenen Jahr war die Ladematte dann im Vorfeld zu jedem größeren Apple-Event ein Thema in der Öffentlichkeit, ob im Zuge einer neuen Version des mobilen Betriebssystems iOS oder der Vorstellung einer neuen iPhone Generation. Im März 2018 rechneten viele erstmal mit einer finalen Präsentation und dem Marktstart. Seitdem machten inoffiziell diverse Ausreden die Runde. So sollen zunächst Produktionsprobleme der Grund gewesen sein. Mitte des Jahres wurde dann spekuliert, Apple wolle mit der Veröffentlichung bis zum Herbst warten, um AirPower zusammen mit den AirPods 2 auf den Markt zu werfen. Am Ende wurden im Herbst weder AirPower, noch die drahtlosen Kopfhörer vorgestellt. Ebenfalls im Juni kamen auf Reddit erste Gerüchte auf, dass es bei der Entwicklung technische Probleme gäbe. Demnach überhitzten die Geräte beim Laden. Als die AirPods 2 dann Anfang März 2019 schließlich für Ende des Monats präsentiert wurden, war von AirPower immer noch keine Rede.
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Akt 3: AirPower wird von Apple eingestampft
Pünktlich zum Erscheinen der AirPods 2 ließ Apple die Bombe Ende März 2019 platzen – die Entwicklung von AirPower wurde offiziell abgebrochen. Der für Hardware-Entwicklung zuständige Manager Dan Riccio erklärte gegenüber Tech Crunch, dass AirPower den „hohen Standards“ von Apple nicht genügen könne. Dahinter steckt, dass das Apfelunternehmen sich mit AirPower schlichtweg übernommen hatte und an die physikalischen Grenzen des Möglichen gestoßen war. Wie bereits neun Monate vorher auf Reddit vermutet, bekamen die Kalifornier höchstwahrscheinlich die Überhitzung nicht in den Griff. Von offizieller Seite gibt es dazu aber kein Statement. Nach der Ankündigung im September 2017 verließ sich Apple also wohl darauf, die Probleme schon noch in den Griff zu bekommen. Was bei anderen Geräten in der Vergangenheit gelang, ging diesmal augenscheinlich böse in die Hose und führt zu einem peinlichen Fiasko in der Geschichte des Unternehmens.
Noch bedauerlicher als für iPhone-Besitzer ist das Aus der Ladematte für Träger der Apple Watch, die sich sicherlich den zusätzlichen Platz an der Steckdose in Zukunft erspart hätten. Auch Apples neuester Streich, die AirPods 2, kommen extra mit einem speziellen Case für drahtloses Laden, das passend zur Ladematte entwickelt wurde. Das müssen Käufer nun wohl auf einer Ladestation der Konkurrenz platzieren.