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Wer erinnert sich?

Als Apple mit dem Personal Computer Lisa mächtig floppte

Gefloppt und trotzdem eine Legende? Der Apple Lisa
Gefloppt und trotzdem eine Legende? Der Apple Lisa Foto: picture alliance / Braun Media/Heinz Nixdorf MuseumsForums HNF/dpa
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

6. Oktober 2024, 10:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Heute kaum vorstellbar, aber nicht jedes Apple-Gerät war ein Hit – oder überhaupt erfolgreich. TECHBOOK widmet sich der Geschichte des Apple Lisa, der total floppte.

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Apple gehört heute zu den bekanntesten und beliebtesten Computerherstellern. Die Marke wird von Tech-Fans bewundert für die zahlreichen Innovationen und das unverwechselbare Design. Geprägt hat dieses Image nachhaltig Unternehmensgründer und Visionär Steve Jobs. Zusammen mit seinem Chef-Entwickler Steve Wozniak hat er die Evolution der Personal Computer mit dem Apple I und II seit Mitte der 1970er-Jahre maßgeblich vorangetrieben. Der dritte Apple-Computer hatte daher hohe Erwartungen geweckt. Doch der 1983 vorgestellte Apple Lisa gilt als riesiger Flop, zumindest was die Verkäufe angeht. Denn rein technisch hat Apple damit die Art und Weise, wie Menschen mit Computern kommunizieren, für immer verändert.

Ein Besuch, der alles verändert

Wenn es nach Steve Jobs gegangen wäre, hätte der dritte Computer aus dem Hause Apple den schlichten Namen Apple III getragen. Die Entwicklung für den Nachfolger des kommerziell erfolgreichen Apple II begann bereits Ende der 1970er-Jahre.

Ursprünglich sollte das neue Modell gar nicht so viel anders aussehen, als seine beiden Vorgänger. Geplant war, die Zeichenzahl pro Zeile von 40 auf 80 sowie die Speicherkapazität zu erhöhen. Dazu noch ein paar kleinere Verbesserungen, insgesamt nichts Erstaunliches. Der Wandel bei Apple begann nach einem Besuch von Steve Jobs im damals renommierten Forschungszentrum Xerox PARC. Xerox gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den Vorreitern in Sachen Computer.

Das Unternehmen bot mit dem Xerox Alto bereits seit Mitte der 1970er-Jahre einen Computer mit einer sogenannten grafischen Benutzeroberfläche (kurz: GUI) an. Das ist vor allem deshalb revolutionär, weil Computer und die darauf befindlichen Programme damals per Befehl über eine Kommandozeile gesteuert wurden. Aufgrund des hohen Preises konnten sich den GUI-Rechner von Xerox aber nur Forschungsabteilungen oder Universitäten leisten.

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Aus Apple III wird Lisa

Steve Jobs verliebte sich auf einen Schlag in die GUI von Xerox. Genau so eine Oberfläche sollte auch der neue Apple Computer bekommen. Nur würde eine Eigenentwicklung viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Was tun?

Dem Apple-Gründer gelang es, eine Übereinkunft mit Xerox zu treffen. Apple stieg daraufhin in die Xerox-Forschung mit ein. Im Gegenzug erhielt Xerox 100.000 Apple-Aktien zum günstigen Preis von einer Million US-Dollar. Erst Jahre später ahnten die Xerox-Verantwortlichen, auf was für ein schlechtes Geschäft sie sich eingelassen hatten.

Apple hingegen kommt mit der Entwicklung von „The Lisa“ schnell voran. Lisa lautete nämlich dann der Name für das neue Computermodell. Offiziell steht Lisa für Local Integrated Software Architecture. Aber auch Steve Jobs erste Tochter trägt den Namen Lisa. Seinem Biografen gegenüber soll Steve Jobs Jahre später geäußert haben, Apple hätte den Computer „offensichtlich nach meiner Tochter benannt.“

Eine sehr distanzierte Aussage von Steve Jobs, die mit der weiteren Entwicklung des Rechners zu tun hat. Apple zog Steve Jobs im Jahr 1982 von dem Lisa-Projekt ab. Er sollte sich fortan um die Entwicklung des Macintosh-Rechners kümmern. Das sollte noch weitreichende Folgen haben.

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Technisch ausgereift, preislich unerschwinglich

Doch zunächst kam Anfang 1983 der Apple Lisa auf den Markt. Die Fachpresse zeigte sich durchaus begeistert. Eine grafische Benutzeroberfläche und eine Maus zur Steuerung eines Pfeils auf dem Bildschirm – so etwas hatte die Computerwelt bis dahin noch nicht gesehen. Auch die anderen technischen Eckdaten ließen aufhorchen: ein Megabyte Arbeitsspeicher, der auf bis zu zwei Megabyte aufgerüstet werden kann. Zwei 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke, die in späteren Modellen von einem moderneren 3,5-Zoll-Laufwerk abgelöst werden.

Der Apple Lisa diente ausschließlich zum Einsatz im Büro. An private Nutzer dachte damals noch niemand. Die Benutzeroberfläche zeigte auf dem monochromen 12-Zoll-Bildschirm einen digitalen Schreibtisch. Dazu gab es die passenden Office-Anwendungen LisaCalc, LisaGraph, LisaDraw, LisaWrite, LisaProject und LisaList. Alle Programme liefen über das eigens entwickelte Betriebssystem Lisa OS.

Trotz der attraktiven Ausstattung floppte der dritte Apple-Computer aber. Die Gründe sind schnell aufgezählt: Der Verkaufspreis lag zum Start bei astronomischen 9.995 US-Dollar. In Deutschland kostete der Computer 30.000 D-Mark. Der Preis lag zwar deutlich unter dem für ähnliche Rechner von Xerox. Für den Einsatz in Büros mittelständischer Unternehmen allerdings immer noch unerschwinglich hoch.

Zudem ging der verbaute, durchaus leistungsstarke 68000er-Prozessor sehr schnell in die Knie. Lisa OS gehörte nämlich zu den ersten Systemen, auf denen mehrere Programme parallel laufen konnten. In der Praxis führte das allerdings zu einer erheblichen Verlangsamung des Rechners.

Macintosh – Konkurrenz für Apple Lisa aus dem eigenen Haus

Und es gab einen dritten Grund, der vielleicht sogar der wesentlichste ist. Nur kurze Zeit später, Anfang 1984, stellte Apple den Macintosh vor und macht sich somit selbst Konkurrenz. Macintosh, da war doch noch was?

Richtig: Die Entwicklung des Apple Macintosh hatte Steve Jobs geleitet, der ursprünglich auch das Lisa-Projekt maßgeblich vorantreiben sollte. So verfügte auch der Macintosh über eine GUI samt Maussteuerung, kostete allerdings nur einen Bruchteil im Vergleich zu Apple Lisa. Den Macintosh gab es in der Tat bereits für 2.495 US-Dollar.

Daher wurde aus dem einst großen Wurf, dem Apple Lisa, ein riesiger Flop. Gerade einmal 30.000 Exemplare verkauft Apple. Apple versuchte im Jahr 1985 durch technische Überarbeitungen, das Modell Lisa aufzuhübschen. Doch auch eine Umbenennung in Macintosh XL kurbelte die Verkaufszahlen nicht an. Ende des Jahres wurde die Produktion dann endgültig eingestellt.

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One more thing: Um Steuern zu sparen, sollen angeblich 2.700 unverkäufliche Apple-Lisa-Rechner auf einer Halde im US-Bundesstaat Utah verbuddelt worden sein. So endete einer der größten Apple-Flops im Müll.

Dennoch bleibt ein Teil von Apple Lisa bis heute in Erinnerung. Apple-Konkurrent Microsoft stellt Ende 1985 Windows vor, ein Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche und Steuerung per Maus. Die Geschichte, die dann folgt, ist bekannt und hätte ohne Apple Lisa vermutlich einen anderen Verlauf genommen.

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Und für die Erinnerung: In diesem Werbevideo für den Apple Lisa aus dem Jahr 1983 tauchte ein damals noch unbekannter US-Schauspieler auf. Kevin Costner tanzt darin noch nicht mit dem Wolf, sondern bedient voller Freude seine Computermaus.

Themen #AmazonTech Apple Geschichte
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