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Wegen EU-Vorgaben

Größte Apple-Neuheit kommt nicht nach Deutschland

Apple Intelligence soll im Hebrst als Beta erscheinen – allerdings nicht in der EU
Apple Intelligence soll im Hebrst als Beta erscheinen – allerdings nicht in der EU Foto: picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki
Adrian Mühlroth
Redakteur

24. Juni 2024, 15:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Apple hat angekündigt, drei auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2024 vorgestellte Funktionen nicht auf den EU-Markt zu bringen. Grund dafür sind die Vorgaben des Digital Markets Act (DMA; dt. „Gesetz über digitale Märkte“).

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Im Herbst steht der Launch von Apple Intelligence zusammen mit iOS 18, iPadOS 18 und macOS Sequoia bevor. Das neue KI-System stellt die größte Software-Neuerung seit Jahren für Apples Betriebssysteme dar. Nutzer in der Europäischen Union gehen jedoch leer aus.

Apple Intelligence und zwei weitere Funktionen nicht in der EU

Hintergrund ist der Digital Markets Act, der Ende 2022 in der EU in Kraft getreten ist. Das Gesetz soll den Wettbewerb sicherstellen, indem es für sogenannte „Gatekeeper“ (dt. „Torwächter“) strenge Vorschriften festlegt. Gatekeeper sind digitale Plattformen, die durch ihre schiere Größe den Markt kontrollieren können. Der DMA ist etwa der Grund, warum Apple in der EU „Sideloading“ und die Nutzung alternativer App-Stores erlauben muss.

Im aktuellen Fall geht es konkret um drei Funktionen, die Apple zwar auf der WWDC 2024 angekündigt hat, nun aber nicht nach Europa bringt:

Das Unternehmen sieht derzeit keine Möglichkeit, diese Features in der EU im Einklang mit den Anforderungen des DMA umzusetzen. Das Gesetz setze voraus, dass Apple die Systeme für Drittanbieter öffnen müsse. Dabei sieht es jedoch die Sicherheit der Nutzerdaten gefährdet. Auf Anfrage hat TECHBOOK folgendes Statement von Apple erhalten:

Vor zwei Wochen hat Apple Hunderte von neuen Funktionen vorgestellt, die wir unseren Nutzern auf der ganzen Welt gerne zur Verfügung stellen möchten. Wir sind hoch motiviert, diese Technologien für alle Nutzer zugänglich zu machen. Aufgrund der regulatorischen Unsicherheiten, die der Digital Markets Act (DMA) mit sich bringt, glauben wir jedoch nicht, dass wir in der Lage sein werden, drei dieser Funktionen – iPhone Mirroring, Verbesserungen für Screen Sharing in SharePlay und Apple Intelligence – in diesem Jahr für unsere EU-Nutzer einzuführen.

Wir sind insbesondere besorgt, dass die Interoperabilitätsanforderungen des DMA uns dazu zwingen könnten, die Integrität unserer Produkte in einer Weise zu beeinträchtigen, die Privatsphäre der Nutzer und Datensicherheit gefährdet. Wir sind bestrebt, mit der Europäischen Kommission zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu finden, die es uns ermöglicht, unseren EU-Kunden diese Funktionen zur Verfügung zu stellen, ohne ihre Sicherheit zu gefährden.

Stellungnahme Apple (übersetzt aus dem Englischen)
Kurz erklärt

Der Digital Markets Act

Der Digital Markets Act (DMA) gilt in der EU und stellt sicher, dass große Plattformen, sogenannte Gatekeeper, sich fair verhalten. Das Gesetz legt Pflichten fest, um Missbrauch ihrer Marktmacht zu verhindern, wie etwa die Manipulation von Online-Rankings. Der DMA trat am 1. November 2022 in Kraft und gilt seit dem 2. Mai 2023. Er ergänzt den Digital Service Act (DSA), der ab dem 17. Februar 2024 anwendbar ist und Maßnahmen für einen sichereren digitalen Raum enthält.

Auch interessant: Die 8 besten versteckten Funktionen in iOS 18

Herber Verlust für Apple-Kunden in der EU

Zwar dürfen Apple-Kunden in der EU auch ohne oben genannte Funktionen eine Reihe von Neuerungen für die Betriebssysteme ihrer Geräte erwarten. Doch vor allem der Wegfall von Apple Intelligence dürfte mit weitreichenden Einschränkungen in iOS, iPadOS und macOS einhergehen.

Nicht nur ist das KI-zentrierte Upgrade des Sprachassistenten Siri an Apple Intelligence gekoppelt. Auch die kostenlose Einbindung von ChatGPT auf Systemebene dürfte für Nutzer in der EU erst einmal nicht kommen. Zudem sind viele kleinere Änderungen wie Zusammenfassung von E-Mails, Artikel und Websites; Korrekturlesen und Umschreiben von Texten; Genmojis; Smart Reply, Image Playground und sogar die Bildbearbeitung an die erweiterten Fähigkeiten von Apple Intelligence geknüpft.

Da bislang nicht bekannt ist, wie tiefgehend das KI-System in iOS 18, iPadOS 18 und macOS Sequoia integriert sein wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Neuerungen überhaupt für EU-Nutzer kommen. Selbst Details wie die Audioaufnahme und Transkribierung sowie das Erstellen von Erinnerungsvideos in der Foto-Galerie sind an Apple Intelligence geknüpft.

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Es besteht noch Hoffnung

Aus dem Statement seitens Apple, das TECHBOOK vorliegt, geht hervor, dass Apple zumindest mit der Europäischen Kommission an einer Lösung arbeitet. Bis zum Start der neuen Betriebssysteme im Herbst hat das Unternehmen noch Zeit, die neuen Features in Einklang mit den EU-Vorgaben zu bringen. Aktuell sind Apple Intelligence, iPhone Mirroring und Screen Sharing für SharePlay ohnehin noch nicht in den Beta-Versionen von iOS 18, iPadOS 18 und macOS Sequoia zu finden.

Zu erwähnen ist, dass das Unternehmen in der Vergangenheit ähnliche Bedenken geäußert hatte. So sollte etwa durch die freie Browserwahl in iOS 17.4 die Möglichkeit wegfallen, Progressive Web-Apps (PWA) in iOS nutzen zu können. Kurz vor der Veröffentlichung des Updates lenkte Apple jedoch auf Druck aus der EU ein.

Themen Apple iOS iPad iPhone News
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