10. Januar 2022, 17:10 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
TECHBOOK-Redakteur Adrian Mühlroth ist seit 2009 Android-Nutzer. Doch das nächste Smartphone kommt von der Konkurrenz – ein iPhone 13 mini
Nach 13 Jahren und sieben verschiedenen Android-Smartphones ist Schluss – mein nächstes Smartphone ist ein iPhone. Ich habe lange gebraucht, mich dazu durchzuringen. Für mich ist jedoch die richtige Entscheidung, die Seiten zu wechseln. Warum, das können Sie hier nachlesen.
Inhaltsverzeichnis
Schon länger mit Android unzufrieden
Obwohl ich privat immer schon Android-Smartphones genutzt habe, springe ich aufgrund der Arbeit immer zwischen den Welten. Aktuell nutze ich in der Redaktion ein iPhone 12 und privat ein OnePlus 8 Pro. Immer wenn ich das iPhone in die Hand nehme und etwa Videos damit aufnehme, merke ich aufs Neue, in welchen Belangen mein 8 Pro nicht mithalten kann. Ich selbst hatte schon vor der Vorstellung des iPhone 12 mit dem Gedanken gespielt, darauf umzusteigen. Damals hatte ich bestimmte Erwartungen, die das Smartphone hätte erfüllen müssen, um mich vom Wechsel zu überzeugen. Warum dieses Erwartungen nicht erfüllt wurden, können Sie in meinem Meinungsstück nachlesen.
Kurz zusammengefasst war ich der Überzeugung, dass das iPhone 12 nicht genug für das Geld lieferte. Vor allem das Pro-Modell, das etwa ohne einen 120-Hertz-Bildschirm kam. Da ich aber ein neues Smartphone brauchte, habe ich mir damals das OnePlus 8 Pro zugelegt, um Android nochmal eine Chance zu geben.
Hersteller OnePlus hatte damals noch eine gute Bilanz, was Updates und Nutzererlebnis angeht – beides Dinge, die mittlerweile der Vergangenheit angehören.
Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen
Nun brauche ich wieder ein neues Smartphone, da mein OnePlus 8 Pro einen Displayschaden hat und allein das Ersatzteil etwa 400 Euro kostet. Zuerst habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein Google Pixel 6 zu kaufen – doch das wäre kein großer Zugewinn gegenüber dem 8 Pro gewesen. Auch das Galaxy Z Flip 3 fand ich interessant, mit seinem kompakten Design und faltbaren Bildschirm. Die viel zu kleinen Batteriezellen darin haben mich jedoch abgeschreckt.
Noch ein Punkt, der gegen Android spricht: Seit fast einem halben Jahr warte ich auf das Update auf Android 12 – das bis auf ein paar Samsung-Modelle und das neuere OnePlus 9 (Pro) noch kein Smartphone bekommen hat. Das habe ich in der Vergangenheit mit praktisch jedem meiner Android-Geräte erlebt. Entweder kommen die Updates sehr spät – oder gar nicht.
Also ist mein Blick wieder auf das iPhone gewandert, dieses Mal das 13er. Apple hat einige Verbesserungen umgesetzt, die mich am iPhone 12 gestört haben. So hat das iPhone 13 Pro (Max) endlich einen 120-Hertz-Bildschirm. Eine klare Sache also, das spricht eindeutig für das Pro-Modell. Nicht ganz. Ich war schon beim iPhone 12 mini überrascht, dass Apple so viel Hardware in ein solch kleines Gehäuse packen konnte. Das 12 mini hat jedoch auch eine Mini-Akkulaufzeit. Mit dem 13 mini hat Apple dieses Problem beseitigen können, es hält so lange durch wie das iPhone 12, das ich für die Arbeit nutze.
Außerdem ist da der Preis. Das iPhone 13 Pro kostet wuchtige 1149 Euro. Das iPhone 13 mini hingegen kostet „nur“ 799 Euro und hat fast alle Funktionen des großen Bruders. Unter den fehlenden Funktionen ist jedoch leider ein 120-Hertz-Bildschirm, den es nur mit Apples ProMotion in den Pro-Modellen gibt.
Trotzdem habe ich mich nach langem Hadern nun dazu durchgerungen, ein iPhone 13 mini zu kaufen. Die beiden größten Kaufargumente sind für mich die verlässliche Kamera mit hervorragender Videoaufnahme und der kompakte Formfaktor.
Das werde ich an Android vermissen
1. Wegweisende Features
Der Vorteil an Android-Smartphones ist, dass viele Hersteller um Kunden konkurrieren und sich daher immer neue Dinge einfallen lassen, um zum Kauf anzureizen. Deswegen sind neue Features oft zuerst in Android-Smartphones zu finden, etwa 120-Hertz-Bildschirm, Ultraweitwinkel-Kamera, kabelloses Laden und ränderlose Displays. Einige Dinge wie faltbare Displays, Always-On-Displays, Periskop-Zoom-Kamera, Unter-Display-Kamera und Fingerabdrucksensor unter dem Bildschirm gibt es immer noch exklusiv in Android-Smartphones. Es ist diese Art von Innovation, die zwar wegweisend, aber oft noch nicht komplett ausgereift ist, die mir im iPhone fehlt. Der Fingerabdrucksensor unter dem Display in meinem OnePlus 8 Pro wirkt auf mich immer noch futuristisch. Außerdem ist er deutlich praktischer als Face ID, wenn ich mit Maske im Supermarkt stehe und mit meinem Smartphone bezahlen will.
2. Die Möglichkeit, Apps von überall zu installieren
Android bietet die Möglichkeit, Apps aus anderen Quellen als dem Google Play Store zu beziehen. Das können alternative App Stores sein, aber auch einfach Seiten aus dem Internet. Entscheidet sich etwa ein Entwickler, eine App nicht im Play Store anzubieten, kann man diese woanders finden. Dafür gibt es verschiedene Gründe – etwa die Gebühr, die Google beim Verkauf einbehält oder dass eine App den Vorgaben Googles nicht entspricht.
3. USB-C
Praktisch alle meine Geräte, auch iPad Pro und MacBook, nutzen USB-C zum Laden. Beim iPhone setzt Apple weiterhin auf den Lightning-Port, der sowohl beim Laden als auch der Datenübertragung langsam ist. Warum, Apple, warum?
4. Apps, die es nur für Android gibt
Ich nutze auf meinem OnePlus 8 Pro eine Reihe von Apps, die es einfach nicht für iOS gibt. Darunter ist neben kleineren Spielen etwa eine wichtige App, die ich zur Steuerung meiner Huawei Freebuds nutze. Möchte ich ein Update für die Kopfhörer installieren, muss ich also zeitweise auf ein Android-Smartphone zurückgreifen.
5. Kleine Details
Android-Smartphones haben oft eine Menge kleiner Extra-Features, die nur selten zum Einsatz kommen, aber manchmal recht hilfreich sein können. So unterstützt mein OnePlus 8 Pro beispielsweise Reverse Wireless Charging, mit dem ich andere Geräte kabellos laden kann – auch ein iPhone. Auch die hervorragende Benachrichtigungsleiste mit Schnellzugriffen wird mir fehlen. Hier ist Google Apple Lichtjahre voraus.
Auch interessant: iPhone 14 ohne Notch – hat Apple endlich eine Lösung?
Das werde ich an Android nicht vermissen
1. Das Herumexperimentieren
Ich habe in den Anfangstagen von Android viele der Individualisierungsmöglichkeiten wie andere Launcher, Icons und Themes genutzt. Bis vor ein paar Jahren gehörte es für mich dazu, ein neues Smartphone erstmal zu rooten, um noch mehr Funktionen freizuschalten, die die Android-Hersteller ab Werk nicht erlauben. Oft habe ich diese Möglichkeit zum Entsperren des Systems dazu genutzt, andere Versionen des Android-Betriebssystems zu installieren – sogenannte „Custom ROMs“. Die erste Custom ROM habe ich auf meinem ersten echten Smartphone, dem Samsung Galaxy S installiert. Denn Samsung versprach damals, ein Update von Android 2.3.6 Gingerbread auf Android 4.0.1 Ice Cream Sandwich bereitzustellen. Das Update ist jedoch nie gekommen, weshalb ich Dinge in die eigene Hand genommen habe.
Mittlerweile bin ich jedoch an einem Punkt angekommen, an dem ich keine Zeit und Lust mehr haben, mich damit auseinander zu setzen. Mein Smartphone muss funktionieren und so schnell wie möglich neues Sicherheitsupdates bekommen.
2. Die unterirdische Update-Politik der Hersteller
Ähnliche Probleme wie mit dem Galaxy S habe ich auch mit vielen anderen Android-Smartphones, etwa dem OnePlus 2 und dem LG G6 gehabt, die entweder versprochene Updates nie oder erst Jahre später bekommen haben. Die durchwachsene Update-Politik war schon immer ein wunder Punkt in der Android-Welt. Wenn Google eine neue Android-Version bereitstellt, müssen die Smartphone-Hersteller ihre Benutzeroberflächen erst darauf anpassen. Das dauert oft sehr lange, vor allem wenn es nicht das neueste und teuerste Smartphone ist. Android-Smartphones haben in der Regel maximal zwei neue Versionen des Betriebssystems bekommen.
Selbst mein 8 Pro, das zum Zeitpunkt des Kaufs das Flaggschiff von OnePlus war, hat nur Android 11 recht schnell nach dessen Veröffentlichung bekommen. Auf Android 12, das bereits seit August 2021 verfügbar ist, warte ich immer noch. Zwar versprechen viele Hersteller wie Samsung mittlerweile drei große Android-Updates. Bis diese tatsächlich ankommen, kann es aber dauern. Und selbst drei Jahre sind kein Vergleich zu dem, was Apple anbietet. Nur um es zu verdeutlichen: das Google Pixel von 2016 hat drei Jahre lang Updates bekommen – während das ein Jahr ältere iPhones 6s mit aktuellem iOS 15.2 läuft. Das sind drei Android-Updates vs. sechs (!) iOS-Updates, und das Google Pixel steht in der Android-Welt vergleichsweise gut da.
3. Schlechtere Android-Apps
Viele Apps, die ich nutze, sind in erster Linie für das iPhone gemacht. Nicht nur funktionieren die Apps von Unternehmen wie GoPro und DJI besser auf dem iPhone. Auch Social-Media-Apps wie Instagram und WhatsApp sind direkt in iOS eingebunden und haben etwa eine bessere Kameraqualität. Das liegt daran, dass iOS-Apps nur auf iPhones funktionieren müssen, während Android-Apps eine riesige Menge von Smartphones verschiedener Hersteller unterstützen müssen.
4. Googles Tracking
Mit einem iPhone kann ich mich besser von Google abkapseln. Das Unternehmen verdient Geld mit dem Ausspielen von personalisierter Werbung und ist deswegen natürlich daran interessiert, so viel Informationen wie möglich über seine Nutzer zu bekommen. iOS sammelt selbstverständlich auch Daten von seinen Nutzern – verkauft diese jedoch nicht in Form von personalisierter Werbungausspielung an andere Unternehmen. Apple ist zudem Vorreiter, was den Datenschutz angeht. Schon seit iOS 14 zeigt das iPhone, wenn eine App gerade auf Mikrofon oder Kamera zugreift. Außerdem kann man für jede App festlegen, ob sie den Nutzer tracken darf. Android 12 hat hier zwar Fortschritte gemacht, trotzdem traue ich Google nicht ganz über den Weg.
5. Den mangelnden Datenschutz
Neben Datenschutz bietet iOS auch mehr Sicherheit vor Malware als Android. Der Play Store ist berüchtigt für Malware-verseuchte Apps und Google bekommt das Problem nicht in den Griff. Zwar gibt es immer wieder ähnliche Probleme mit dem App Store, doch iOS ist durch seine Abriegelung (auch gegenüber dem Nutzer) generell deutlich sicherer als Android.
6. Die unnötigen Bloat-Apps
Ich kann fast jede App deinstallieren, die ich nicht brauche. Android-Smartphones, wie mein OnePlus 8 Pro, kommen oft mit Google-Apps und zusätzlich ihren eigenen Apps vorinstalliert. So hat mein 8 Pro ab Werk Google Photos und eine Gallerie-App von OnePlus, die ich nicht löschen kann.
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Fazit: der Wechsel fällt schwer
Meine Zeit mit Android war geprägt von Experimenten und viel Veränderung. Ich habe immer wieder neue Dinge ausprobiert und bin zwischen Herstellern hin und her gesprungen, wenn mir woanders etwas besser gefallen hat. Ich habe in dieser Zeit viel über Rooten, Custom ROMs, Android Debug Bridge (adb) und Bootloader gelernt. Aber ich bin auch froh, mich jetzt nicht mehr darum kümmern zu müssen – ich möchte einfach ein funktionierendes Smartphone haben.
Der Wechsel auf das iPhone 13 mini ist mir keineswegs leicht gefallen. Es gibt durchaus Dinge, auf die ich nur schwer verzichten kann, die mir das iPhone nicht bietet. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, weil aktuell nur das iPhone 13 mini meine drei größten Ansprüche erfüllen kann: ein kompakter Formfaktor, jahrelange Update-Sicherheit und eine hervorragende Video-Kamera. Mit dem neuen Smartphone kommen zudem Vorteile wie die marktführende Leistung und die nahtlose Integration mit meinem iPad Pro, MacBook und AirPods Pro.
Ich erhoffe mir von dem Smartphone, dass ich es lange Jahre nutzen kann – nicht nur durch Updates, sondern auch Apples engmaschige Integration von Hardware und Software. Ein iPhone 6s, das ich mal gebraucht gekauft habe, läuft mit iOS 15.2 und ist dabei schneller als so manche aktuellen Android-Smartphones. Hoffentlich ergeht es meinem iPhone 13 mini auch so.