9. Juli 2020, 9:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Aktuell bewirbt die Uhrenmarke Hublot mit den Luxus-Smartwatches „Big Bang e Titanium“ und „Big Bang e Black Ceramic“ für 5.100 und 5.700 Euro. TECHBOOK checkt, was dahinter steckt.
Luxus-Uhren faszinieren die Menschen bereits seit mehreren hundert Jahren und sind ebenso lange zahlungskräftigen Kunden vorbehalten. Der Grund dafür ist einfach. Die teuersten und besten Modelle werden in mühsamer Kleinarbeit in Schweizer Manufakturen gefertigt. Uhrwerke von Rolex, Patek Philippe, Hublot, Omega & Co. können als Meisterwerke der Uhrmacherkunst bezeichnet werden. Forschungskosten sind neben der Handwerkskunst und einem knappen Angebot bei solchen Uhren die größten Preistreiber. Der Einsatz von Edelmetallen an Gehäuse und Band ist ebenfalls ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Von wenigen tausend Euro bis weit über hunderttausend Euro und sogar in die Millionen ist daher alles möglich.
Doch was, wenn statt einem kunstvoll hergestellten Uhrwerk lediglich ein Chip mit Googles Smartwatch-Betriebssystem Wear OS in einer Luxus-Uhr steckt? TECHBOOK checkt die Luxus-Smartwatch.
Hochwertiges Gehäuse mit Hublot-Bauweise
Es gibt zwei Smartwatch-Modelle der Hublot Big Bang – an der Bezeichnung „e“ erkennbar. Die Hublot Big Bang e Titan kostet 5100 Euro und die Hublot Big Bang e Black Ceramic 5700 Euro – beide jeweils 42mm groß. Wie die Namen schon vermuten lassen, unterscheiden sich die Uhren in den verwendeten Materialien. In diesem Fall geht es vor allem um das Gehäuse. Eine Sache fällt dabei aber sofort auf. Die charakteristische Lünette mit den Schrauben, die sich bei vielen Hublot-Modellen findet, ist in den neuen Smartwatch-Modellen nicht zu finden. Die e-Modelle setzen stattdessen auf eine Sportuhren-Optik mit Zahlen auf der Lünette. Das sah vor zwei Jahren bei einem anderen Smartwatch-Modell aus der Reihe, der Hublot Big Bang Referee, noch anders aus.
Je nach Modell bestehen die Lünetten aus Titan oder schwarzer Keramik. Analog sind Gehäuse und und Faltschließe ebenfalls aus diesen hochwertigen Materialien. Der Aufbau entspricht der patentierten Hublot-Sandwichbauweise. Das Band im wert von 455 Euro ist aus Kautschuk und wie bei Hublot gewohnt per Klickmechanik leicht auszutauschen.
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Diese Technik steckt in der Uhr
Auf technischer Seite steckt in der Hublot Big Bang e ein Qualcomm Snapdragon Wear 3100 mit einem Gigabyte RAM. Dieser Prozessor ist bei Wear OS zwar der schnellste, liegt aufgrund seiner veralteten 28-Nanometer-Bauweise aber deutlich hinter den Smartwatch-Prozessoren von Apple oder Samsung. Die Uhr läuft aber in jedem Fall trotzdem flüssig, was vor allem an dem ausreichend großen Arbeitsspeicher liegt. Durch eingebautes NFC sollte mir der Uhr auch kontaktloses Bezahlen über Google Pay möglich sein. Der 300-mAh-Akku liegt im Vergleich zu günstigen Uhren maximal im Mittelfeld und hält rund einen Tag durch.
Der kreisrunde AMOLED-Bildschirm misst 30,8 Millimeter und hat eine Auflösung von 390×390 Pixeln, daraus ergibt sich eine Pixeldichte von 327 PPI (Pixel pro Zoll). Der Bildschirm wird von besonders kratzfestem Saphir-Glas geschützt.
Im Gehäuse stecken außerdem die üblichen Sensoren, wie man sie heutzutage eigentlich bei jeder Smartwatch findet. Beschleunigungsmesser und Gyroskop messen bspw. zurückgelegte Schritte und andere körperliche Aktivitäten. Sensoren für Gesundheitsfunktionen, wie eine EKG-Messung, gibt es nicht. Nicht mal ein Herzfrequenzmesser – mittlerweile in Smartwatches üblich – ist hier zu finden. Zu erwähnen wäre noch der eingebaute Gleichstrommotor, der Vibrationen möglich macht. Alles in allem nichts wirklich besonderes. Hier noch einmal alle Sensoren auf einen Blick:
- Beschleunigungsmesser
- Gyroskop
- Mikrofon
- Gleichstrommotor (Vibration)
- LLOB (Low Latency Off-Body; niedrige Latenz des Körpers)
- ALS (Ambient Light Sensor; Umgebungslichtsensor)
- OTS (Optical Tracking Sensor; optischer Tracking-Sensor) für rotierende Krone
Softwareseitig können die Hublots nicht mehr und nicht weniger als alle anderen Smartwatches, die mit Googles Betriebssystem Wear OS ausgestattet sind. Der einzige Unterschied zu einer 80-Euro-Fossil-Smartwatch sind die exklusiven Hublot-Ziffernblätter (Dials). Damit erscheint die Uhr auf Wunsch mit digitaler Zeitanzeige, analogem Zeigerlook oder anderen flippigen Dials, zum Beispiel von Designer Marc Ferrero.
Die Uhr wird kabellos per Induktion geladen. Die Ladestation kommt leider nicht mit einem USB-C-Anschluss, sondern mit Micro-USB. Andere kabellosen Ladestationen sollten aber kompatibel sein.
TECHBOOK meint
„Auch wenn Hublot uns leider kein Test-Sample zur Verfügung stellen konnte, lässt sich anhand der Spezifikationen schon sehr viel über die beiden Smartwatches aussagen. Objektiv verwendet Hublot für das Gehäuse, abgesehen von Edelmetallen, mit die hochwertigsten Materialien, die Uhrenbauern zur Verfügung stehen. Dem entgegen steht Technik, die genau so beispielsweise auch in Fossil-Uhren für unter 100 Euro verbaut ist. Rein preislich sortieren sich die Smartwatches im Hublot-Kosmos absolut am unteren Ende ein. Vergleichbare Modelle mit Uhrwerken kosten rund das Vierfache. Subjektiv sind Uhren immer Geschmackssache. Hublot ist durchaus speziell und sicherlich nicht für jeden etwas, doch das ist natürlich kein Negativpunkt. Vielen Uhren-Liebhabern dürfte schlichtweg das Konzept einer Luxus-Smartwatch sauer aufstoßen. Im Zentrum der schweizer Uhrmacherkunst stehen nunmal vor allem die Uhrwerke. Hier sollte man aber leben und leben lassen. Puristen bleiben einfach weiterhin bei herkömmlichen Uhren, während experimentierfreudigere Verbraucher eine etwas andere, schicke Uhr bekommen.“– Andreas Filbig, Redaktionsleiter