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Klassisches Familienunternehmen

Was wurde aus dem Hersteller Metz?

Das Metz-Logo an einem Messestand mit mehreren Fernsehern
Das Metz-Logo an einem Messestand mit mehreren Fernsehern Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Florian Schuh
Andreas Kötter
Freier Redakteur

15. September 2024, 8:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Metz war ein klassisches Familienunternehmen im besten Sinne, mit einem Selbstverständnis, das Qualität ebenso voraussetzte wie stete Innovation. Länger als die meisten deutschen Mitkonkurrenten konnte man sich so seine Autarkie bewahren. Schließlich aber musste sich auch der fränkische Traditionsbetrieb der Globalisierung beugen.

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Gegründet in Nürnberg am 28. November 1938 von Paul Metz unter dem Namen Transformatoren- und Apparatebau Metz, erinnert die frühe Entstehungsgeschichte von Metz teilweise an die einiger anderer deutscher (Familien-)Unternehmen in der Unterhaltungselektronikindustrie des frühen 20. Jahrhunderts. Dazu zählen etwa Grundig, Nordmende oder Loewe. Unternehmergeist traf hier in aller Regel auf Erfindergeist. Das machte Deutschland und insbesondere den fränkischen Raum zur „Wiege der Television“, wie die „FAZ“ vor einigen Jahren schrieb. Das Nachrichten-Onlineportal „t-online“ nannte Paul Metz anlässlich des Nachrufs auf dessen Frau Helene im Oktober 2022 folgerichtig einen „Pionier der deutschen Rundfunkindustrie“.

Das Modell Postillion schreibt Radio-Geschichte

In den ersten, vom 2. Weltkrieg bestimmten Firmenjahren ließ Metz gezwungenermaßen – und ähnlich wie viele deutschen Unternehmen –, noch ausschließlich Gerätschaften für den Krieg produzieren. So vor allem Kurzwellen-Sender und -Empfänger sowie Zielsuchgeräte für die Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe.

Und auch mit Ende des Krieges konnte Metz seine Visionen noch längst nicht realisieren. Weil die Alliierten deutschen Unternehmen zunächst die Produktion von Hörfunkgeräten untersagten, verlegte sich Metz vorübergehend auf die Produktion von Kochplatten. Die wurden in einem Deutschland, dessen Infrastruktur durch den Krieg vielerorts zerstört worden war, dringend benötigt. Erst als das Verbot schließlich aufgehoben wurde, war es so weit. 1947 wurde mit dem Modell Postillion das erste Metz-Radio präsentiert. Es zeichnete sich nicht zuletzt durch hervorragende Klangeigenschaften aus.

Zweiter Unternehmenszweig entsteht

1952 gründete der weitsichtige Metz einen zweiten Unternehmenszweig. Er ließ nun auch hochwertige Blitzgeräte produzieren, u. a. im Auftrag von Agfa, damals einer der größten Hersteller fotografischer Produkte in Europa. Die Metz-Geräte trugen den Namen MeCaBlitz, was, für „Metz Camera Blitz“ stand. Das Hauptaugenmerk aber lag nach wie vor auf der Rundfunktechnik, wo 1954 mit dem Modell Babyphon ein weiterer Coup gelang. Dabei handelte es sich allerdings nicht um ein Gerät zur akustischen Überwachung von Kleinkindern, wie man heute denken könnte. Vielmehr war das Babyphon eine Rundfunk-Phono-Kombination, die mit Batterien betrieben wurde.

In einer Zeit, als die Menschen nach den schrecklichen Kriegserlebnissen erstmals wieder an Zerstreuung und Vergnügen dachten, hatte Metz damit das erste serienreife Kofferradio mit Plattenspieler auf den Markt gebracht. Nun war es möglich, auf Nachrichten, Hörspiele und Musik auch im Garten oder im Urlaub nicht verzichten müssen. Und nur ein Jahr später, 1955, startete die Serienproduktion des ersten Schwarz-Weiß-Fernsehers von Metz. Als Prototyp war der Metz 702 schon ein Jahr zuvor, bei den Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz, zum Einsatz gekommen.

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Autark von Zulieferern

1957 folgte die Grundsteinlegung für den dritten und letzten Unternehmenszweig neben der Unterhaltungselektronik und der Blitzgerät-Technik. Paul Metz hatte in Zirndorf, nahe Nürnberg, ein nach einem Brand brachliegendes Firmengelände gekauft und errichtete dort (s)ein „Tonmöbelwerk“. Hier wurden die Holzgehäuse für die Radios und Fernseher der Marke gefertigt, was das Unternehmen weitgehend autark von Zulieferern machte. Und als in den 60er-Jahren die Kunststofftechnik eine immer größere Rolle spielte, ließ Paul Metz ab 1969 die Kunststoff-Gehäuse für die neuen Farbfernseher ebenfalls selbst produzieren.

Zu diesem Zeitpunkt genoss der Name Metz längst einen hervorragenden Ruf. Die Fernseher mit dem Metz-Emblem galten den Deutschen als Synonym für Qualität und auch Innovation. Für diesen Willen, sich ständig weiterentwickeln zu wollen, stand später auch die Metz-eigene 100 Hertz-Technologie. Sie sollte ab 1990 für eine deutliche Verbesserung der Bildqualität sorgen.

Gründer Paul Metz verstarb 1993

Die Entwicklung dieser Technologie prägte Paul Metz noch entscheidend mit, am 20. November 1993 aber verstarb der Firmengründer im Alter von 82 Jahren. Helene Metz, seit 1940 bei Metz angestellt und seit 1967 mit Paul Metz verheiratet, übernahm nun die Leitung des Unternehmens. Siebzehn Jahre lang bestimmte sie, trotz der durch die Globalisierung veränderten Rahmenbedingungen, erfolgreich die Geschicke. Erst 2010, im betagten Alter von 88 und nach 70 Jahren in der Firma, zog sie sich aus der Geschäftsführung zurück. In die Jahre unter ihrer Ägide fallen nicht nur der Einsatz von Modulen im TV-Bereich (ab 1995) sowie Meilensteine der Fernsehtechnik, etwa die Vorstellung des ersten LCD-TVs „Made in Germany” (2005). Auch die Einführung eines LCD-TV-Sortiments mit nachrüstbarem HDTV-Empfang (2007) hat sie begleitet.

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Zudem hatte Helene Metz bereits im Jahr 1997 mit der Gründung der „Paul und Helene Metz-Stiftung“ dem Werk ihres Mannes ein Denkmal gesetzt. „Der Erhalt, die unternehmerische Verwaltung und die Förderung der Unternehmensgruppe Metz“ standen ebenso im Auftragsbuch der Stiftung wie „die Unterstützung von Mitarbeitern der Unternehmensgruppe Metz und/oder deren Familien in Not“. Auch dazu gehörte „die Versorgung der Grabstätte und die Ehrung des Andenkens an Paul Metz und die Stifterin.“

Langfristigkeit statt schneller Erfolg, Deutschland statt Ausland

Eine hochverdiente Würdigung, auch, weil Paul Metz nie der Versuchung erlag, mehr „abzubeißen als er kauen konnte“ Tatsächlich scheint es Metz stets gereicht zu haben, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, während er das Günstig- oder Billig-Segment darunter stets links liegen ließ. Ganz offensichtlich wird das, vergleicht man das Wirken von Paul Metz etwa mit dem seines Konkurrenten Max Grundig, in den 60er- und 70er-Jahren ebenfalls ein Vertreter der deutschen TV-Geräte-Kompetenz.

Während das Unternehmen Grundig Ende der 70er-Jahre rund 38.000 Beschäftige zählte, waren es bei Metz wohl nie mehr als um die 800. Und wo Grundig damals Produktionsstätten und Niederlassungen rund um den Erdball verteilt hatte, kam die Familie Metz nie auf die Idee, Deutschland zu verlassen. Zu wichtig schien ihnen das Label „Made in Germany“.

So adelte das Manager-Magazin noch 2003 Metz als „kleines, feines Familien-Unternehmen, das seit 65 Jahren schwarze Zahlen schreibe“. „Metz konzentriert sich auf hochwertige TV-Geräte und bedient bewusst das Hochpreissegment – unter 1000 Euro ist ein Gerät kaum zu haben. Dennoch verlassen jährlich rund 100.000 Fernseher das Werksgelände“, schien sich der Autor über den großen Erfolg dieser Strategie beinahe ein wenig zu wundern.

Eine eher defensive Strategie, die der damalige Geschäftsführer Rudolf Pschor mit seiner Charakterisierung von Paul Metz auf den Punkt brachte. „Er hatte nie Ambitionen, besonders groß zu werden, er setzte lieber auf Langfristigkeit.“ Dennoch musste auch Metz, wie so viele andere deutsche TV-Hersteller (Loewe, Saba, Nordmende) schließlich Insolvenz beantragen. Allerdings erst 2014, während sich zum Beispiel Grundig bereits 2003 der Übermacht aus Asien (Samsung, LG) hatte beugen müssen. Bereits zuvor war das Unternehmen rund 20 Jahre fremdbestimmt gewesen, u. a. vom niederländischen Elektro-Konzern Philips.

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Metz kommt jetzt aus China

Die meisten dieser Marken gibt es zwar heute wieder, nicht aber die einst eigenständigen Unternehmen. Vielmehr wurden die Markenrechte von ausländischen Herstellern aus der Türkei, Frankreich, China oder den Niederlanden aufgekauft, um letztlich vom guten Ruf dieser einstigen deutschen Qualitätsmarken zu profitieren. So werden Metz-TV-Geräte schon seit etwa zehn Jahren wieder verkauft, nun allerdings unter der Regie des chinesischen TV-Herstellers Skyworth. Tatsächlich finden Entwicklung und Endmontage sogar nach wie vor in Deutschland statt, wo Skyworth Teile der ehemaligen Metz-Werke angemietet hat. „Made in Germany“ ist das dennoch in keiner Weise mehr, stammen die einzelnen Komponenten doch samt und sonders aus chinesischer Produktion.

Und auch die klassische Metz-Strategie, hohe Qualität für einen entsprechenden Preis anzubieten, wurde längst über den Haufen geworfen. Seit 2018 werden unter der weltweit eingeführten Marke Metz Blue auch Geräte für ein preislich günstigeres Segment angeboten. Die hochwertigeren, in Deutschland endmontierten Geräte dagegen firmieren nun unter Metz Classic. Zumindest bei dieser Serie scheint es um die Produktqualität gar nicht so schlecht zu stehen.

Das jedenfalls dürfte man daraus schließen können, dass Metz Classic 2023 nach einer Umfrage durch das Deutsche Institut für Produkt- und Marktbewertung zum fünften Mal in Folge zur „Fachhandelsmarke des Jahres in der Produktgruppe TV“ gewählt wurde. Zudem zeichneten Deutschlandtest und Focus Money die Marke, gleichsam zum 85. Geburtstag, mit dem Label „Höchstes Kundenvertrauen“ aus.

Themen Fernseher
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