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Deutsches Unternehmen

Was ist aus dem Radio- und TV-Hersteller Telefunken geworden?

Hauptquartier von AEG-Telefunken ca. 1970 in Wien.
Hauptquartier von AEG-Telefunken ca. 1970 in Wien. Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

3. Februar 2023, 10:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Was wären Samsung, Sony oder Apple ohne den deutschen Erfindergeist? Nicht existent. Deutsche Ingenieure haben in den Anfängen der Nachrichten- und Rundfunk-Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts wichtige Pionierarbeit geleistet. Das PAL-System und damit das Farbfernsehen ist vor allem mit einem Namen verbunden: Telefunken. Als das Farbfernsehen in Deutschland am 25. August 1967 durch Bundeskanzler Willy Brandt gestartet wird, gibt es Telefunken allerdings als eigenständige Marke schon gar nicht mehr. Was ist geschehen?

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Der Aufstieg von Telefunken fällt in die Zeit des deutschen Kaiserreichs. Es herrschen unruhige Zeiten und die Länder rund um Deutschland stehen sich feindlich gegenüber. Europa gleicht am Ende des 19. Jahrhunderts einem Pulverfass. Eine neue, schnelle Technik verspricht im Falle eines Krieges die schnelle Übermittlung von Nachrichten. Die sogenannte Funken-Telegraphie macht es möglich. Das Zeitalter des Radios hat gerade begonnen, nachdem Heinrich Hertz im Jahr 1886 elektromagnetische Strahlung entdeckt hatte, die Basis für Funk- oder Radiowellen. Geräte gibt es allerdings noch keine.

Zu dieser Zeit treiben in Deutschland vor allem zwei Elektrokonzerne die Forschung im Bereich Funktechnik voran. Die eine Gruppe um Adolf Slaby und Georg Graf von Arco arbeitet für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft – kurz: AEG. Eine andere Gruppe forscht unter der Leitung von Karl Ferdinand Braun bei Siemens & Halske. Die AEG kümmert sich um die funktechnische Ausrüstung der Kaiserlichen Marine. Siemens hingegen gehört zu den Pionieren im Bereich der Funktechnik für das Deutsche Heer.

Telefunken entsteht auf kaiserlichen Wunsch

Dem damaligen Kaiser Wilhelm II. passt diese Situation mit zwei großen Elektrokonzernen überhaupt nicht. Angeblich auf Wunsch des deutschen Kaisers tun sich beide Unternehmen zusammen. So entsteht in Berlin am 27. Mai 1903 die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken. Als Markenzeichen wählt das neu gegründete Unternehmen die kurze Telegrammadresse „Telefunken“.

Die Bedeutung der Funktechnik nimmt in den Folgejahren zu. Der Untergang der Titanic im Jahr 1912 kurbelt das Geschäft im Bereich der Seefunk-Technik an. Hier gehört Telefunken bereits zu den führenden Unternehmen. Die Telefunken-Technik im Bereich der Nachrichtenübermittlung spielt leider auch im Ersten Weltkrieg eine bedeutsame Rolle.

Telefunken entwickelt erste Radio- und TV-Geräte

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Sturz des Deutschen Kaiserreichs nimmt die Radiotechnik Fahrt auf. Mit dem Beginn der Radioübertragung im Jahr 1923 ändert das Unternehmen seinen Namen in Telefunken, Gesellschaft für drahtlose Telegraphie. Der Fokus liegt nun auf der Entwicklung von Radiogeräten. Bereits Ende 1923 beginnt Telefunken selbst regelmäßig Radiosendungen auszustrahlen. Gleichzeitig forscht Telefunken an ersten Fernsehgeräten. Auf der Funkausstellung im Jahr 1928 in Berlin präsentiert Telefunken ein erstes Modell.

1930 entwickelt ein Telefunken-Ingenieur ein Verfahren, damit TV-Bilder flimmerfrei auf den wenigen Fernsehgeräten ankommen. Die Nationalsozialisten erkennen später das Potenzial des Fernsehens. Im sogenannten Deutschen Einheits-Fernseh-Empfänger E 1 steckt im Jahr 1939 unter anderem auch Technik von Telefunken.

Interessanterweise gründet der Konzern im Jahr 1932 einen Ableger mit dem Namen Telefunken-Platte G.m.b.H. und gehört damit damals zu den größten deutschen Unternehmen im Bereich der Schallplattenindustrie. Es existiert ab dem Jahr 1950 unter dem Namen Teldec weiter und wird im Jahr 1987 an den US-amerikanischen Medienkonzern Time Warner verkauft.

Dazwischen liegt das dunkle Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Telefunken gehört in dieser Zeit zu den wichtigsten Unternehmen im Bereich der Funktechnik für das deutsche Militär – zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

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PAL-Farbfernsehsystem made by Telefunken

Nach dem Krieg konzentriert sich Telefunken auf die Produktion von Radios und Fernsehern. Dazu gründet das Unternehmen neue Standorte in Ulm und Backnang.

Mit Beginn der 1950er Jahre möchte Telefunken allerdings nicht einfach nur Fernseher produzieren. Das Unternehmen denkt in größeren Dimensionen: Die Entwicklung eines eigenen Farbfernsehsystems. Dafür gründet der Konzern ein eigenes Fernseh-Grundlagenlabor. Die Leitung übernimmt Walter Bruch. 1962 gelingt den Telefunken-Elektrotechnikern der Durchbruch. Das PAL-System ist geboren und damit der Weg frei für das Farbfernsehen in Deutschland.

Es dauert dann noch fünf Jahre, bis auf deutschen TV-Geräten bunte Bilder zu sehen sind. Der Erfinder des deutschen Farbfernsehens verschwindet hingegen fast unbemerkt von der Bildfläche. AEG übernimmt ab dem Jahr 1967 die Rechte von Telefunken. Damit endet die Geschichte unspektakulär. Aufgrund der Strahlkraft des Namens erscheint Telefunken allerdings in den 2010er Jahren wieder auf der Bildfläche. Der türkische Elektronikkonzern Vestel nutzt eine Weile den Namen für den Verkauf von Fernsehern und Haushaltsgeräten.

Eine führende Rolle im Bereich der Elektrotechnik haben inzwischen vor allem asiatische Länder. Allerdings sind es deutsche Ingenieure und Unternehmen wie Telefunken gewesen, die im Bereich der Funk- und Radiotechnik wichtige Pionierarbeit geleistet haben.

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