30. Mai 2023, 8:46 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Früher war es der Walkman, heute vor allem Fernseher und die PlayStation, die dem japanischen Hersteller Sony zu Weltruhm verholfen haben. Doch wie wurde das Unternehmen eigentlich so groß?
Die Geschichte des japanischen Weltkonzerns Sony beginnt in der schwärzesten Stunde. Japan liegt im Jahr 1945 in Schutt und Asche. In Tokio sind die Kriegsfolgen auch noch ein Jahr später deutlich sichtbar. Dennoch gründen Akio Morita und Masaru Ibuka in den Ruinen der Stadt die Firma Tōkyō Tsūshin Kōgyō. Als Sitz der Firma dient zu Beginn ein zerbombtes Kaufhaus. Unter diesen widrigen Umständen baut die Firma zunächst Transistor-Radios und Tonbandgeräte. Entstanden aus Ruinen, erschaffen die beiden Firmengründer Schritt für Schritt einen Giganten mit Weltruf.
Übersicht
Sony – ein Name mit Geschichte
Wenn ein Unternehmer wissen möchte, wie man eine Firma zu einem Weltkonzern ausbaut, der sollte die Geschichte der Firma Sony ganz genau studieren. Unter schwierigsten Umständen gegründet, versucht Sony immer wieder Vorreiter zu sein. Das gelingt selbstverständlich nicht immer. Doch wer einen Krieg überlebt hat wie die Firmengründer, lässt sich von wirtschaftlichen Rückschlägen nicht unterkriegen.
Das vorrangige Ziel des Unternehmens besteht zunächst darin, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen. Das gelingt mit den eigenen Transistor-Radios hervorragend. Auf erste Widerstände trifft die Firma bei dem Versuch, die eigenen Geräte international zu vermarkten. Den Firmennamen kann im Ausland niemand aussprechen. Ein neuer Name muss her.
Auch bei der Namenswahl beweisen Akio Morita und Masaru Ibuka, die beiden Firmengründer, sehr viel Mut. Schnell einigen sich die beiden auf den lateinischen Begriff „sonus“, welcher übersetzt „Klang“ bedeutet. Gleichzeitig hat sich Mitte der 1950er Jahre auch in Japan das englische Modewort „Sunnyboy“ etabliert.
Also entscheiden sich die beiden für das Kunstwort „Sonny“. Im Japanischen bedeutet dieses Wort allerdings so viel wie „Geld verlieren“. Das geht nun wirklich nicht. Daher fliegt das zweite N aus dem Wort und die Marke „Sony“ erblickt 1955 das Licht der Welt. Tatsächlich fungiert Sony zunächst nur als reiner Markenname. Das Unternehmen selbst wechselt erst 1958 den eigenen Namen zu Sony.
Sony treibt die Entwicklung voran
Für diesen Namen hagelt es mächtig Kritik im eigenen Land. Schließlich hat es bislang kein japanisches Unternehmen gewagt, einen Firmennamen mit lateinischen Buchstaben zu wählen. Auch die englischen Ursprünge des Namens machen es nicht einfacher. Schließlich gelten die USA knapp zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch als feindliches Land.
Unbeirrt davon bauen die Sony-Gründer weiter am Ausbau des eigenen Unternehmens. Die 1960er-Jahre sind eine Zeit voller neuer Erfindungen. Einige davon hat Sony entscheidend mit auf den Weg gebracht. Inzwischen baut das Unternehmen neben Radios auch Fernseher.
Bei der Entwicklung des Farbfernsehens gehört Sony zu den Pionieren. Die Trinitron-Farbbildröhre verbessert die Bildqualität erheblich im Vergleich zu den bisherigen Röhren. Aufgrund der langen Entwicklungszeit wäre Sony allerdings beinahe daran zerbrochen. Nur der Einstieg von IBM in das Projekt sichert das Überleben des Unternehmens.
Betamax pfui, Walkman hui
Der Hersteller versucht Anfang der 1970er-Jahre auch Videorekorder für den Heimgebrauch herzustellen. Lange Zeit streiten verschiedene Formate um den Platz an der Sonne. Im Jahr 1975 präsentiert Sony sein Betamax-Format. Aufgrund der besseren Bildqualität gegenüber dem später gängigen VHS-Format schafft es Sony immerhin, sich mit Betamax bei professionellen Videofilmern einen Namen zu machen. Allerdings nur ein geringer Erfolg. Denn in die Wohnzimmer ziehen später VHS-Videogeräte von JVC ein.
Einmal mehr beweist das Unternehmen, sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Die Betamax-Schlappe hakt man unter lehrreiche Erfahrung ab und präsentiert rasch ein neues Produkt. Im Jahr 1979 präsentiert Sony einen mobilen Kassettenspieler im Taschenformat. Schon bald spricht die ganze Welt nur noch vom Walkman. Wobei es darüber lange Zeit einen Patentstreit gegeben hat.
Der Streit entsteht aufgrund des sogenannten Stereobelt, einer „körpergebundenen Kleinanlage für die hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“, wie es so schön in der Patentschrift heißt. Und diese stammt aus dem Jahr 1977. Eingereicht hat sie der deutsch-brasilianische Entwickler Andreas Pavel. Erst nach dem Tod von Firmengründer Akio Morita stimmt Sony im Jahr 2004 einem außergerichtlichen Vergleich zu und beendet den Rechtsstreit mit Andreas Pavel. Dadurch behält Sony die weltweiten Markenrechte am Begriff Walkman, Ausnahmen bilden nur Australien und Österreich.
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Nach der MiniDisc ist vor der Playstation
Sony wäre nicht Sony, wenn sich nach diesem Erfolg nicht der nächste Misserfolg abzeichnen sollte. Den landet das Unternehmen zu Beginn der 1990er-Jahre mit dem Versuch, die CD durch die digitale MiniDisc ablösen zu wollen. Der Versuch endet in einem Debakel. Schuld sind einmal mehr die privaten Nutzer. Radioprofis hingegen schwören auf die MiniDisc. Schließlich lassen sich damit unkompliziert Interviews in digitaler Form aufzeichnen und in erstklassiger Qualität am Computer bearbeiten.
Mit den Heimanwendern verscherzt es sich Sony allerdings sehr schnell. Das MP3-Format erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit. Sony unternimmt alles, damit eine Datei im MP3-Format auf gar keinen Fall einfach so auf einer MiniDisc landet. Im Nachhinein ein kapitaler Fehler.
Die Geschichte von Erfolg und Misserfolg setzt sich bei Sony fort. Denn parallel bastelt das Unternehmen an einer Spielekonsole, wie sie die Welt bislang noch nicht gesehen hat. Ende 1994 präsentiert Sony die erste Playstation und wird damit einen Riesenhit landen. Mit der Playstation vollzieht Sony endgültig den Schritt zu einem Unternehmen mit Weltruf. Die Spielekonsole begeistert Gamer auf der ganzen Welt. Vor allem dank exklusiver Titel wie dem Rennspiel „Gran Turismo“ verkauft sich die Playstation über viele Jahre sehr erfolgreich.
Während Sony bei der MiniDisc noch penibel auf den Kopierschutz achtet, lassen sich die Spiele-CDs der Playstation verhältnismäßig einfach knacken und kopieren. Vermutlich auch ein Teil des Erfolges. Auch bei den weiteren Modellen der Playstation-Serie beweist Sony Weitblick. Denn die Spielekonsole begeistert inzwischen nicht nur reine Gamer, sondern auch Musik- und Filmfreunde haben ihren Spaß daran. Schließlich lassen sich damit auch CDs abspielen oder Filme anschauen. Vermutlich hat die Playstation 3 maßgeblich dazu beigetragen, das neue Blu-ray-Format ab Mitte der 2000er Jahre in heimischen Stuben zu etablieren.
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Sony geht unter die Autobauer
Die Produktpalette und der Ideenreichtum von Sony scheinen schier unerschöpflich. Das Unternehmen gehört zu den Global Playern im Musikbereich und ist auch im Filmgeschäft mit Columbia Pictures in Hollywood aktiv. In der fast 80-jährigen Firmengeschichte hat das Unternehmen aus Rückschlägen immer wieder sehr schnell die richtigen Lehren gezogen. Inzwischen ist Sony ein weltweiter Gigant mit Weltruf im Bereich der Unterhaltungselektronik.
Das hält das Unternehmen allerdings nicht davon ab, immer wieder neue Wege zu beschreiten. In der Vergangenheit hat Sony deswegen auch regelmäßig moderne Trends bedient, beispielsweise Anfang der 2000er Jahre mit dem Roboter-Hund Aibo. Diese Tradition setzt sich heute fort. Erst kürzlich hat Sony auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas mit Vision-S alias Afeela ein eigenes Elektroauto vorgestellt, TECHBOOK war live dabei.
Das japanische Unternehmen möchte langfristig autonomes Fahren und Elektroautos marktreif machen. Ob Vision-S tatsächlich in Serie produziert wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht präsentiert Sony bereits morgen schon eine völlig neue Idee. Zuzutrauen wäre es dem Unternehmen.