
11. Dezember 2024, 8:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Lautsprechersysteme von Teufel sind weltweit bekannt. Wir erklären, wo ihre Ursprünge liegen und wie sie ihren internationalen Siegeszug angetreten haben.
Heute würde man das, was der Berliner Peter Tschimmel 1979 aus der Taufe hob, wohl ein Start-up nennen. Tschimmel hatte erkannt, dass es unter HiFi-Enthusiasten einen ausbaufähigen Trend gab, sich seine HiFi-Boxen selbst zu bauen. Also startete er unter dem Markennamen Teufel mit einem Handel für erschwingliche, gleichwohl qualitativ hochwertige Lautsprecher-Bausätze und -Komponenten, und eröffnete bereits ein Jahr später in Berlin ein erstes Ladengeschäft.
Übersicht
Teufel war nicht nur Lautsprecher-Vorreiter
Schon bald galten Lautsprecher aus dem Hause Teufel als die erfolgreichsten auf dem Berliner Markt und der Slogan „Teufel Lautsprecher – lieber bessere Boxen selber bauen“ wurde zum geldwerten Markenzeichen für das noch kleine Unternehmen.
Einer der Gründe für das stete Wachstum in den folgenden Jahren war nicht zuletzt Tschimmels Bereitschaft, die Zeichen der Zeit nicht nur früher als die Konkurrenz zu erkennen, sondern daraus auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. So ging die erste Bestellung via E-Mail bereits 1985 bei Teufel ein. Ganz zu Recht war man davon ausgegangen, dass eine Klientel, die ihre Lautsprecher selbst zusammenbaute, neuer (Kommunikations-)Technik gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen sein würde.
Weitere drei Jahre später entscheidet man sich bei Teufel zu einem für das Unternehmen wegweisenden Schritt. Mit dem Zweikanal-Lautsprecher-System „Teufel M200“ brachte man die erste fertige Lautsprecher-Box auf den Markt, die zunächst über den Fachhandel vertrieben wurde. Teufel war zu einer Marke gereift, die nicht ausschließlich von einer eingeschworenen Fan-Gemeinde von HiFi-Bastlern geschätzt wurde, sondern sich dank der Produktqualität zu einer grundsätzlichen Marktmacht entwickelt hatte. Das bestätigte damals nicht zuletzt „HiFi Vision“. In der August-Ausgabe von 1988 attestierte das Fachmagazin dem „Teufel M200/M6000“ den Status als „Referenz-Lautsprecher auf dem Markt“.
Mit der Wiedervereinigung kam auch der erste Teufel-Katalog
Als ab 1989 schließlich zusammenwuchs, was nach Meinung der großen Mehrheit der Deutschen schon immer zusammengehörte, nutzte Teufel die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 für den nächsten bedeutenden Schritt des Unternehmens. Fortan verkaufte man nicht mehr über den Einzel- und Fachhandel, sondern via Katalog direkt ab Lager. Das neue Vertriebsmodell kam gerade auch den Kunden zugute.
Denn die Preise für Teufel-Lautsprecher fielen jetzt deutlich. Zudem profitierte durch den direkten Kundenkontakt auch die ohnehin gute Produktqualität: Bei Teufel hatte man ein Ohr für Verbesserungsvorschläge und Anregungen und setzte diese ggf. auch um.
Innovationen bei Heimkino und Nachhaltigkeit
1995 gehörte Teufel erneut zum Kreis der Anbieter, die schnell reagieren, als die DVD den Markt eroberte. Mit „Theater 2“ brachte man nun das erste Dolby-zertifizierte Heimkino-Surround-System auf den Markt. Und ein Jahr später folgte mit dem „Theater 8“ gleich noch das erste THX-zertifizierte Heimkino-Lautsprechersystem. Ein Vorsprung an Know-how, der Teufel heute zum führenden Anbieter von THX-Heimkino-Systemen in Europa macht. Aber der Reihe nach. Bereits 1997 zeigte Teufel auch ein frühes Beispiel für Nachhaltigkeit: Der neue Online-Shop löste den bisherigen Katalog aus Papier ab.
Weitere große Neuerungen folgten 2006. So verkaufte Peter Tschimmel seine GmbH an den Finanzinvestor Riverside. Und auch eine Sortimentserweiterung stand an. Teufel bot jetzt auch PC-Multimedia-Speaker an, und gleich das erste Modell der neuen Serie, „Konzept C“, wurde zum Erfolg. Das galt auch für das Modell „LT 3“ aus der neuen LT-Säulenserie.
Hochwertige Verarbeitung und Materialien – u. a. Aluminium – trafen hier auf besonders gelungenes Design und natürlich eine starke Performance. Und nicht zuletzt stieg das Unternehmen dank des „System 6“, des ersten Teufel-Systems mit Flachmembran-Chassis, zu Europas größtem Direktvertreiber von Audio-Systemen auf.
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Übernahme des Berliner Start-ups Raumfeld
Mit dem 30. Geburtstag 2010 stand ein weiterer Eigentümerwechsel an. Riverside verkaufte Teufel an den Private-Equity-Investor HG Capital. Der Kaufpreis soll damals „im niedrigen dreistelligen Millionenbereich“ gelegen haben, wie es in der Branche hieß. Offiziell aber sei das nie bestätigt worden, wie 2011 „Unternehmeredition“ berichtete.
Die Webseite, die sich unter dem Motto „Know-how für den Mittelstand“ ganz gezielt den strategischen Kernthemen von Familienunternehmen widmet, führte dazu ein Interview mit Thorsten Reuber, dem damaligen Geschäftsführer der Lautsprecher Teufel GmbH. Reuber betonte damals, das Teufel-Management sei in den Entscheidungsprozess von Beginn an einbezogen worden. „Wir haben also gemeinsam an einem Strang gezogen, um Teufel auf eine neue Stufe zu heben“, so der Teufel-Chef damals.
Gefeiert wurde der Ehrentag im Übrigen unter dem Motto „Unglaublicher Klang zu einem unglaublichen Preis“. Ein Versprechen, dem man auch gerecht wurde, indem etwa das Modell „Ultima 800“, ein hochklassiger, audiophiler Stereo-Lautsprecher, zu einem besonders attraktiven Preis angeboten wurde. Zudem beschenkte sich Teufel mit der Übernahme des Berliner Start-ups Raumfeld selbst. Raumfeld setzte bereits damals auf innovative, kabellose Multiroom-Streaminglösungen, und bei Teufel sah man darin die ideale Erweiterung des eigenen Angebots.
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Der Berliner Sound geht um die Welt
2011 wurde das Unternehmen internationaler und eröffnete Online-Shops erstmals auch in Großbritannien und den Niederlanden. Und zwei Jahre später, 2013, wurden Teufel-Lautsprecher zum ersten Mal auch in China angeboten. Zudem trieb man die Idee von „hochklassiger Technik im exklusiven Design“ weiter voran. So präsentierte man gemeinsam mit dem deutschen Premium-Möbelhersteller Hülsta eine Serie hochwertiger Audio-Möbel.
Ab jetzt sollte jedes Jahr ein großes Ausrufezeichen setzen. 2014 zog man in die denkmalgeschützte Concept Mall „Bikini Berlin“ am Bahnhof Zoo um, zudem eröffnet man den ersten Teufel Raumfeld-Flagship-Store mit Hörräumen und Vorführkinos. 2015 baute Teufel nicht nur den weltweit größten Bluetooth-Lautsprecher, sondern setzte nun mit namhaften Unternehmen wie Lufthansa, Netflix etc. auch auf B2B. Und ein Jahr später lieferte man als erster Lautsprecherhersteller Dolby Atmos-lizenzierte Säulenlautsprecher aus. 2018 erfolgt ein weiterer Verkauf. Die französische Private-Equity-Gesellschaft Naxicap übernahm das Unternehmen, das jetzt um eine Riege opulenter Teufel-Stores in mehreren deutschen Großstädten erweitert wurde.

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Kooperation mit dem Porzellan-Hersteller Rosenthal
Und dann stand bereits das nächste Jubiläum an. Gefeiert wird der 40. Geburtstag mit viel Power, genauer gesagt mit „Power HiFi“, einem modularen Lautsprechersystem, „das Konzertatmosphäre nach Hause bringt“. Zudem folgte eine weitere Kooperation, diesmal mit dem fränkischen Traditionsunternehmen Rosenthal. Gemeinsam mit dem Porzellan-Hersteller entwickelte man den ersten Lautsprecher aus Porzellan, der „innovative Elektroakustik verspricht“, so Teufel. Auch die Zahl der Teufel-Filialen stieg weiter. So wurde 2020 und 2021 ein neuer Shop in Leipzig und ein weiterer in Wien eröffnet.
Heute zählt Teufel allein in Berlin rund 300 Mitarbeiter. Dazu kommen 50 weitere in der Unternehmensvertretung im chinesischen Dongguan, sowie viele Beschäftigte in den europaweit verteilten Teufel-Filialen: Der Sound aus Berlin hat mittlerweile (beinahe) die ganze Welt erobert.