21. Januar 2025, 15:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Audio-Pionier Sonos kämpft nach einem katastrophalen Software-Update und einem massiven Vertrauensverlust um seine Zukunft. Mit einem deutlich gesunkenen Marktwert und dem Weggang der Unternehmensspitze kursieren aktuell Spekulationen über eine mögliche Übernahme. Unter den potenziellen Käufern werden namhafte Konzerne als Favoriten gehandelt.
Sonos, bekannt für seine hochwertigen vernetzten Lautsprecher, steht vor der vielleicht größten Herausforderung seiner Geschichte. Nach einem desaströsen Software-Update im Mai 2024 sanken nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch das Vertrauen der Kunden und der Marktwert. Die Krise führte Mitte Januar zum Rücktritt von CEO Patrick Spence und weiteren Managern, während der Verwaltungsrat „Bloomberg“ zufolge einen möglichen Verkauf von Sonos prüft. Unter den potenziellen Interessenten werden Amazon, Samsung und der Streaming-Gigant Spotify gehandelt. Doch wird eine Übernahme tatsächlich die Lösung sein?
Übersicht
Von der Erfolgsgeschichte zur Krise
Sonos galt einst als das „Apple der Lautsprecher“ und setzte Maßstäbe im Bereich smarter Audiosysteme. Die Pandemiejahre brachten dem Unternehmen ein Rekordwachstum, mit einem Marktwert von damals über fünf Milliarden US-Dollar. Doch im Mai 2024 sollte eine neue App, die das Nutzererlebnis verbessern und den Weg für neue Produkte wie die Ace-Kopfhörer ebnen sollte, das Unternehmen in eine tiefe Krise stürzen. Die Software war von Anfang an von schwerwiegenden Fehlern geplagt: Verbindungsabbrüche, fehlende Funktionen wie Schlaftimer und Wecker sowie langsame Ladezeiten führten zu massiver Kritik seitens der Nutzer.
Anstatt das Update zunächst als Beta-Version zu testen, entschied sich Sonos für eine groß angelegte Einführung. Der erhoffte Marketing-Effekt blieb aus, stattdessen entstand ein enormer Vertrauensverlust bei der Nutzerschaft. Die Folgen waren gravierend: Der Marktwert des Unternehmens sank auf nur noch 1,7 Milliarden US-Dollar. Interne Umstrukturierungen wurden notwendig, in deren Folge rund sieben Prozent der Belegschaft das Unternehmen im August 2024 verlassen mussten. Geplante Produktinnovationen wie eine TV-Set-Top-Box hat Sonos auf unbestimmte Zeit verschoben.
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Managementwechsel heizt Spekulation um Sonos-Verkauf an
Die App-Krise forderte auch personelle Opfer an der Spitze: CEO Patrick Spence trat im Januar 2025 zurück, ebenso wie Chief Product Officer Maxime Bouvat-Merlin und Chief Commercial Officer Deirdre Findlay, wie „The Verge“ berichtet. Als Interims-CEO übernahm Tom Conrad, der das Unternehmen nun durch eine Phase der Unsicherheit führen soll. Conrad steht vor der Aufgabe, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen und das Unternehmen für die Zukunft neu auszurichten. Doch die Spekulationen über eine mögliche Übernahme werfen einen Schatten auf diese Bemühungen.
Amazon, Samsung und Spotify als potenzielle Käufer
Ob ein Verkauf von Sonos tatsächlich im Raum steht, ist bislang nicht bestätigt. TECHBOOK hat diesbezüglich beim Unternehmen angefragt. Ebenfalls offen ist die Frage, wer das Audio-Unternehmen übernehmen könnte. Apple, einst als potenzieller Käufer gehandelt, scheint laut Bloomberg-Experte Mark Gurman keine Option mehr zu sein. Apple habe inzwischen die notwendigen Technologien, um seinen Audio-Bereich unabhängig weiterzuentwickeln.
Amazon, Samsung und Spotify hingegen wären als Kandidaten durchaus denkbar. Besonders Amazon wird als Favorit für einen möglichen Kauf angesehen. Der Online-Riese arbeitet derzeit an einer optimierten Alexa mit KI und könnte die Technologie von Sonos nutzen, um seine Echo-Geräte zu verbessern und auf dem Markt für High-End-Lautsprecher stärker Fuß zu fassen.
Auch Samsung könnte Interesse zeigen, um den Einstieg in die Welt der Smart Speaker zu wagen. Für Spotify, das bislang keinen nennenswerten Hardware-Bereich hat, könnte Sonos der Schritt in einen neuen Markt sein. Trotz dieser Optionen bleibt unklar, ob eine Übernahme tatsächlich die Probleme lösen würde, die das Unternehmen plagen.
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Denn neben der Übernahmefrage steht Sonos auch vor der Herausforderung, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Der Rückgang der Umsätze – zuletzt ein Minus von 16 Prozent im vierten Quartal 2024 – zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob ein neuer CEO und eine Umstrukturierung das Unternehmen stabilisieren können oder ob Sonos langfristig von einem größeren Konzern übernommen wird.
Die Zukunft von Sonos bleibt ungewiss. Ob das Unternehmen durch eine Übernahme oder einen internen Neustart wieder zu alter Stärke zurückfinden kann, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden.