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Meinung

Warum ich mir den neuen Amazon Echo Show 10 nicht in die Wohnung hole

Der neue Echo Show 10 in einem Wohnzimmer
Der Echo Show 10 kostet knapp 250 Euro Foto: Amazon
Andreas Filbig TECHBOOK
Andreas Filbig ehemaliger Redaktionsleiter

25. September 2020, 15:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Am 24. September präsentierte Amazon gleich mehrere neue Geräte. Die Echo-Serie wird dabei unter anderem um den Amazon Echo Show 10 erweitert – ein intelligenter Lautsprecher mit Bildschirm. Bei TECHBOOK-Redaktionsleiter Andreas Filbig löst das Gerät aufgrund neuer Funktionen etwas Unbehagen aus.

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Schon vor dem Echo Show 10 gab es Diskussionen darüber, ob Amazons smarte Speaker zu stark in die Privatsphäre der Nutzer eindringen. Schließlich ist ein solches Gerät mit Mikrofonen ausgestattet – und immer wieder gibt es Berichte von mitgeschnittenen Gesprächen. Das heißt natürlich nicht, dass Amazon alles ungefragt aufzeichnet. Echo-Besitzer können sogar die Protokolle einsehen. Dennoch können sich viele noch immer nicht vorstellen, einen smarten Lautsprecher zu Hause zu haben. Ich zähle nicht dazu – gleich zwei Geräte habe ich in der Wohnung stehen. Einen Echo Show 10 würde ich mir aber nicht holen!

Auch interessant: Amazon-Mitarbeiter werten Privatgespräche mit Alexa aus

Amazon Echo Show 10 mutet wie eine Überwachungskamera an – und das ist sie auch

Amazon bietet seine Echo-Geräte seit 2016 in verschiedenen Formen und Größen an. Mit der Einführung des Echo Show im Oktober 2018 gab es dann parallel zu den reinen Lautsprechern auch eine Produktreihe mit Bildschirm und vor allem: eingebauter Kamera. Diese kann der neue Echo Show 10 nun sogar nutzen, um den Besitzer im Raum zu verfolgen.

Das Gerät kommt nämlich mit einem eingebauten Motor, der es dem Bildschirm erlaubt, sich horizontal um seine Achse zu drehen. Eine Mischung aus künstlicher Intelligenz und Audiostrahltechnologie macht es möglich, die Positionen von Personen im Raum zu erkennen. Das Display richtet sich dann automatisch aus.

Das Konzept ist absolut praktisch und macht es beim Schauen von Videos oder bei der Videotelefonie möglich, sich im Raum frei zu bewegen. Gerade bei letzterem ein absoluter Mehrwert, um nicht ständig aus dem Kamerabereich zu verschwinden.

Hier habe ich gedanklich aber das erste Problem mit dem smarten Bildschirm-Speaker. Mit einer nach links und rechts schwenkenden Linse assoziiere ich unweigerlich eine Überwachungskamera, die womöglich auch dann aufzeichnet, wenn ich es nicht erwarte. Und die möchte ich nicht zu Hause haben! Dabei ist letztlich genau das ihre Funktion: Mit dem Echo Show 10, dessen Kamera sich fernsteuern lässt, sollen Nutzer die Möglichkeit bekommen, von unterwegs bzw. aus dem Nebenraum Haustiere und Kinder im Blick zu behalten.

Dieses Konzept ist nicht neu. Andere Anbieter wie Gigastar und TP-Link bieten Cloud-basierte Überwachungskameras mit Live-Funktion schon lange an. Amazon möchte da mitspielen und hat schon den passen Service on-top in den Startlöchern.

Alle Neuheiten, die Amazon jüngst vorstellte, finden Sie hier.

Amazons „Guard“-Service noch nicht in Deutschland

In den USA können Nutzer für 4,99 Dollar pro Monat bereits einen Dienst abschließen, der Geräte wie den Echo Show 10 zur Heimsicherheits-Anlage erweitert. Auffällige Bewegungen in der Wohnung können dann erkannt und per Mitteilung aufs Smartphone gepusht werden. Zusätzlich steht eine 24-Stunden-Hotline zur Verfügung, an die sich Nutzer im Notfall von unterwegs wenden können.

Lesen Sie bei unseren Kollegen von myHOMEBOOK: Wann eine Überwachung im Mehrfamilienhaus zulässig ist

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Wird mir da ein Sicherheitssystem untergejubelt?

Diese Frage stelle ich mir wirklich, nachdem ich mich näher mit dem Konzept des Echo Show 10 befasst habe. Klar, man kann Funktionen wie den drehbaren Bildschirm auch deaktivieren oder einfach nicht nachschauen, was zu Hause gerade los ist.

Für viele Nutzer dürfte die mögliche Nutzung als Überwachungskamera sogar ein echter Mehrwert sein. Es kann ein großes Sicherheitsgefühl vermitteln, ab und zu nachsehen zu können, ob Zuhause noch alles in Ordnung ist. Für diese Menschen – und das dürften viele sein – ist der Echo Show 10 ein tolles Gerät mit gleich zwei Einsatzmöglichkeiten: Sicherheit und Unterhaltung.

Trotzdem wird hier ein smarter Speaker mit Bildschirm angepriesen, der aber genauso zur Überwachung genutzt werden kann. Fairerweise verschweigt Amazon das im Marketing auch nicht, stellt aber trotzdem auch Funktionen wie Videotelefonie und zukünftige Netflix-Integration ins Schaufenster. In der Tradition der Gerätereihe hatten die Echo-Show-Geräte auch schon immer klaren Unterhaltungs-Fokus. Nun wird der Entertainment-Faktor mit dem Sicherheitskonzept vermengt – für mich zwei Dinge, die getrennt voneinander bleiben sollten.

Ich persönlich habe in meiner Wohnung, in der ich mit meiner Partnerin zusammenlebe, absolut nicht die Notwendigkeit, dort eine Kamera aufzustellen. Mitten in der Anonymität der Großstadt fühlen wir uns im Obergeschoss recht sicher vor Einbrechern. Da ist es beunruhigender, sich eine Kamera in die Wohnung zu stellen. Nicht umsonst klebe ich meine Laptop-Kamera ebenfalls ab, wenn ich sie nicht nutze.

Ich käme nie auf die Idee, mir eine Art Sicherheitssystem in die Wohnung zu holen und möchte das auch nicht. Beim Echo Show 10 habe ich aber das ungute Gefühl, dass ich genau das tue, obwohl ich doch einfach nur in der Küche meine YouTube-Videos schauen möchte.

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