14. Februar 2018, 14:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Konto weg, Geld weg und jede Menge Stress: Als russische Hacker letztes Jahr das Xbox-Live-Konto von TECHBOOK-Redakteur Andreas Filbig übernommen haben, war nicht nur die virtuelle Spielebibliothek und der jahrelang angesammelte Gamerscore in Gefahr, sondern auch das Bankkonto.
Vor allem Sonys Playstation machte im vergangenen Jahr Negativschlagzeilen, nachdem sich Hacker bereits zum wiederholten Male unbefugten Zugriff zu Tausenden Nutzerkonten verschafft hatten. Aber auch die Spieler von Microsofts Xbox One sind von diesem Problem betroffen.
In meinem Fall hatte alles mit einer Email begonnen, in der Microsoft mich darauf hinwies, dass meine Xbox-Kontodaten geändert wurden. Mir dämmerte schnell, dass es sich um ein ernsteres Problem handelt, doch da war es schon zu spät: Alle Versuche, das Passwort unterwegs zurückzusetzen, schlugen fehl. So blieb ich ratlos zurück und musste wohl oder übel auf den Feierabend warten, um der Sache weiter auf den Grund zu gehen.
Die Suche nach dem verlorenen Konto
Zu Hause angekommen schmiss ich meine Xbox One an und suchte weiter nach einer Lösung. Da mein Xbox-Konto auf der Konsole gespeichert war, konnte ich mich auch normal einloggen. Als ich nun auf der Konsole ein neues Passwort anfordern wollte, bekam ich die traurige Gewissheit: Statt meiner hinterlegten Email-Adresse, fand sich dort eine neue mit der Endung „.ru“ für Russland. Auch Passwort und der Hauptschlüssel waren verändert worden. Jetzt war mir klar: Russische Hacker waren im Besitz meines Benutzerkontos. Und sie hatten bereits die ersten Schäden angerichtet.
Kuriose Belastung meiner Kreditkarte
Als wäre der Verlust meines Benutzerkontos nicht schon schlimm genug, machte mir eine andere Sache noch mehr Sorgen: Ich hatte meine Kreditkarteninformationen hinterlegt. Nach einem hektischen Blick in mein Online-Banking-Portal musste ich mit Bedauern feststellen, dass meine Kreditkarte bereits mit 200 Euro belastet wurde.
Was hatten sich die Hacker also auf meine Kosten gegönnt? Die Antwort: Xbox-One-Games über den Microsoft-Store, genau genommen eine digitale Kopie von Resident Evil 7 und Watch Dogs 2 inklusive Season Pass und DLC’s im Wert von 140 Euro. Na toll! Zwar konnte ich die Spiele auch spielen, da mein übernommenes Konto nach wie vor mit meiner Xbox verknüpft war – aber das wollte ich ja gar nicht. Spätestens jetzt war es Zeit aktiv zu werden.
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In 3 Schritten zurück zum Account
Kreditkarte sperren
Im ersten Schritt habe ich sofort meine Kreditkarte sperren lassen. Dafür gibt es je nach Karte eine spezielle Hotline. So können die Hacker keinen weiteren finanziellen Schaden verursachen. In der Folge schickte mir meine Bank eine neue Karte zu.
Microsoft kontaktieren
Als nächstes war es an der Zeit, sich bei Microsoft zu melden. Dort gab man mir den Tipp, mein Passwort zurückzusetzen, was ich ja bereits versucht hatte. Das war es dann erst einmal mit der Hilfe. Ich wurde um Geduld gebeten, bis der Vorgang geprüft worden war.
Ein paar Tage später präsentierte mir Microsoft eine Lösung. Mein Konto wurde schlichtweg gesperrt und ich bekam einen neuen Zugang.
Das klang ja alles schon einmal sehr gut – bis ich die Email zu Ende gelesen hatte.
„Die Untersuchung Ihres Kontos hat ergeben, dass während des Zeitraums des Fremdzugriffs keine Käufe getätigt wurden.“
Wie bitte? Keine Käufe getätigt? Da sagte meine Kreditkartenabrechnung aber etwas ganz anderes. Schwer zu glauben, dass Microsoft mir wirklich zutraute, „Watch Dogs 2“-Inhalte für 140 Euro gekauft zu haben! Aber um dieses Problem kümmerte ich mich erst später. Erst einmal wollte ich meinen Account zurück.
Ersatzaccount einrichten
Mit den Zugangsdaten richtete ich einen neuen Account auf meiner Xbox One ein. Dieser stellt eine Kopie meines Ursprungsprofils dar und funktioniert bis heute problemlos. Sogar die unbefugt gekauften Spiele konnte ich herunterladen.
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Geld zurückholen – oder auch nicht
Nachdem Microsoft mir zwar eine einmonatige Xbox-Live-Mitgliedschaft schenkte, aber nicht feststellen konnte, dass die Hacker Spiele und Inhalte gekauft hatten, führte mein Weg zur Bank. Mein Kreditkartengeber schickte mir eine Fragebogen zu. Diesen sollte ich ausgefüllt zurücksenden, damit geprüft werden konnte, ob ich mein Geld erstattet bekomme.
Der nächste Weg würde dann zur Polizei führen. Das Verbrechen kann online angezeigt werden. Die Bescheinigung legen Sie dann zusammen mit dem Fragebogen bei Ihrer Bank vor.
So weit ließ ich es aber gar nicht kommen. Der Grund: Ich hatte mir aus Neugier bereits die Spiele heruntergeladen und mich mehr oder weniger mit meinem Schicksal abgefunden. Ob die Bank mir das Geld am Ende erstattet hätte, weiß ich nicht. Ich wollte mir durch gleichzeitiges Herunterladen der Games und dem Zurückfordern des Geldes aber keinen Vorteil erschleichen. Zumindest Resident Evil 7 ist den Kauf sowieso Wert – und wahrscheinlich habe ich jetzt den Account mit den meisten „Watch Dogs 2“-Kaufinhalten.