17. Dezember 2019, 8:55 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Sie wollten schon immer mal übers Wasser laufen, Kranke heilen und gegen den Teufel höchstpersönlich in der Wüste kämpfen? Im neuen Simulationsspiel „I Am Jesus Christ“ soll das alles möglich sein. Ein Grund für TECHBOOK, sich die verrücktesten Simulationsspiele der vergangenen Jahre auf Steam nochmal zu Gemüte zu führen.
Simulationsspiele versuchen, wie der Name schon sagt, einen realen Sachverhalt so originalgetreu wie möglich in einem Computerspiel abzubilden. Beliebte Simulationen sind zum Beispiel „Die Sims“, der „Fußball Manager“ oder „Die Siedler“. Ob man nun sein fiktives Leben in seinem fiktiven Haus in einer fiktiven aber ansonsten realistischen Stadt gestaltet, die eigene Fußball-Mannschaft zusammenstellt oder ein mittelalterliches Imperium schafft – die Simulationen sind sehr vielseitig. Das Indie-Entwicklerstudio SimulaM will nun mit seinem auf Steam angekündigten Spiel „I Am Jesus Christ“ überzeugen.
I Am Jesus Christ – Ein neuer Stern am Simulationshimmel?
Der gerade auf Steam angekündigte und in den Medien heiß diskutierte Jesus-Simulator macht auf den ersten Blick einiges her. Im veröffentlichten Trailer ist bereits zu sehen, dass der Spieler in der Ich-Perspektive allerlei biblische Wunder wirken kann. Man spielt den Sohn Gottes, mit dem man insgesamt 30 Wunder wirken können soll. Dabei begleitet man ihn von der Taufe bis zur Kreuzigung – wenn alles im Vorfeld richtig gemacht wird, kommt es wohl zur erfolgreichen Auferstehung. In der Ankündigung auf Steam heißt es übersetzt: „Bete wie Er, um Supermacht zu erhalten (hier kommt der bekannte Mechanismus der Aktionspunkte zum Einsatz, die nötig sind, um Handlungen auszuführen, Anm. d. Red.), bewirke wie Er bekannte Wunder aus der Bibel wie Dämonen austreiben, Menschen heilen und ernähren, Auferstehung und vieles mehr (…)“. Ein passender Erscheinungstermin wäre natürlich der Heiligabend in diesem Jahr. Auf Steam steht allerdings nur „Coming Soon“ – wir sind gespannt. Und noch sind wir uns nicht sicher, wie ernst das Projekt tatsächlich gemeint ist…
Die TECHBOOK-Redaktion nimmt den Wirbel um den Jesus-Simulator aber auch zum Anlass, einen Blick auf die verrücktesten Simulationsspiele der letzten Jahre auf Steam zurückzuwerfen.
Die verrücktesten Simulationsspiele auf Steam
Goat-Simulator
Der Goat-Simulator ist sicherlich der prominenteste Vertreter in unserer Liste, weswegen er auch als erstes genannt wird. Spoiler an die dort draußen, an denen der Hype 2014 aus irgendwelchen Gründen vorbeigegangen ist: Man spielt eine Ziege (lässt sich vielleicht auch aus dem Namen entnehmen). Mit dieser Ziege soll der Spieler in der Third-Person-Perspektive in der Open World des Spiels möglichst viel Schaden anrichten. Mit der Ziege kann man Rennen, Springen, Sachen durch die Gegend werfen, sie anlecken und vieles mehr. Es macht erstaunlich großen Spaß, die Ziege zu Zerstörungswut anzustacheln und ihr dann dabei zuzugucken, wie sie mit hängender Zunge aus dem Fenster springt. Wer keine Lust hat, selbst Chaos anzurichten oder die aktuell 8,19 Euro für das Spiel auszugeben, kann sich auch alternativ eins der zahlreichen Videos auf YouTube anschauen; das ist mindestens genauso unterhaltsam. In den Folgespielen „GoatZ“ und „Waste of Space“ geht es alternativ in eine von Zombies bevölkerte Stadt oder in den Weltraum.
I Am Bread – Der Toast-Simulator
Der Name ist hier Programm: „Ich bin ein Brot“. Genauer gesagt ein Toastbrot. Das Ziel: Ein möglichst leckeres Toastbrot sein. Und es erstaunt wirklich, was eine Brotscheibe so alles anstellen kann, wenn man sie unbeaufsichtigt lässt. Planschen in der Toilette, epische Weltraumschlachten und mutwillige Sabotage anderer Lebensmittel sind da noch die harmlosesten Taten. Fazit: Niemals das Brot unbeaufsichtigt lassen!
Grass Simulator
Im Gegensatz zum Toast-Simulator ist der Name beim „Grass Simulator“ nicht Programm. Man ist leider kein Gras; das wäre bestimmt ausgesprochen ereignisreich. Gras gibt es trotzdem jede Menge in dem Spiel. Man spielt stattdessen eine Person in der Ego-Perspektive, die mit einer Pistole herumläuft. Auf der Map gibt es nicht viel: Eine Hütte, Wald, Kühe – und ganz viel Gras. Wenn Sie dachten, dass es irgendwie sinnfrei ist, als Toastscheibe die Gegend unsicher zu machen, dann dürfte sie der „Grass Simulator“ etwas frustrieren. Man rennt eigentlich nur mit seiner Waffe durch eine absolut ereignislose Gegend und es passiert – nichts. Die Kühe kann man zwar erschießen, aber mal ehrlich: Warum sollte man stundenlang durch die Gegend rennen und Kühe erschießen, die einem absolut nichts getan haben und die generell nichts tun, außer auf dem allgegenwärtigen Gras herumzustehen und es zu fressen.
Ashi Wash
Wenn Sie sich vor Füßen ekeln, dann ist „Ashi Wash“ definitiv das falsche Spiel für Sie. Wenn Sie hingegen warzige, dreckige, behaarte und wirklich in jeder Hinsicht eklige Füße mögen, dann sind das gut investierte 2,39 Euro. Durch die Decke kracht nämlich auf einmal ein gigantischer und definitiv pflegebedürftiger sprechender Fuß. Während der Countdown läuft, muss man die verschiedenen Fußpflegeutensilien suchen und den Fuß wieder auf Vordermann bringen. Eiterbeulen, bucklige Warzen, lange gelbe Fußnägel, Schmeißfliegen und weiß der Geier, was sonst noch so auf diesem Fuß lebt…
Robot Vacuum Simulator X
Ein vergleichsweise friedliches Simulationsspiel ist die Simulation vom Saugroboter. Sauberkeitsliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Sämtlicher, magischerweise immer aufs Neue auftauchender Dreck kann spielend eliminiert werden, indem man mit dem Saugroboter einfach darüber fährt. In der Beschreibung auf Steam heißt es kurz und knackig: „Erleben Sie das intensive Leben eines Saugroboters durch Flusen, Liebe und Verlust.“ Auch ein Saugroboter hat Gefühle!
Toilet Simulator
Zum Toiletten-Simulator gibt es nun wirklich nicht viel zu sagen. Man sitzt halt auf der Toilette und kann, wenn man das möchte, Zeitung lesen und eine große Sauerei anrichten. Oder man sitzt halt einfach für 79 Cent auf der Toilette. Screenshots dazu ersparen wir Ihnen.
Who’s Your Daddy
In dem Simulationsspiel mit dem etwas fragwürdigen Titel spielt man im Wechsel Vater und Sohn. Als Vater hat man die überaus ehrenvolle Aufgabe, seinen kleinen Sohn, der augenscheinlich im besten Krabbelalter ist, davor zu bewahren, plötzlichen unter vielen verschiedenen Umständen umzukommen. Als Sohn ist es dagegen das höchste Ziel, sich über die absurdesten Methoden in Lebensgefahr zu begeben. Wenn der Vater beispielsweise den Ofen nicht rechtzeitig verschließt, kann da so einiges passieren…
Hatoful Boyfriend
Achtung, im Jahr 2068 wird die Menschheit durch einen von Vögeln übertragenen Virus fast komplett ausgerottet, das Gegenmittel macht die Vögel lediglich so intelligent wie Menschen, was sie zur neuen herrschenden Lebensform auf dem Planeten macht! Dieses ungewöhnliche Szenario ist der Rahmen für die Handlung des Spiels „Hatoful Boyfriend“. Keine Angst, als Protagonistin spielt man nun keinen Vogel, sondern eine menschliche Teenagerin – was die Grundidee des Spiels allerdings erst richtig abgedreht macht. Ziel ist nämlich, eine Romanze mit einem der Mitschüler auf dem renommierten St. PigeoNation’s Institute einzugehen. Ach so, nur so am Rande: Bei den möglichen Liebesobjekten handelt es sich übrigens samt und sonders um Tauben…
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Weitere merkwürdige Simulationsspiele und warum wir sie so lieben
Neben den mitunter recht absonderlichen Simulationen auf Steam gibt es natürlich noch viele andere, teilweise sogar recht bekannte Simulationsspiele wie beispielsweise der „Sock Simulator“ (keine Ahnung, warum der nie den Durchbruch schaffte), die „Real Rock Simulation“ (wenn wir schon kein Gras sein dürfen, dann wenigstens ein Stein!) oder das wirklich sehr unterhaltsame Spiel „How to be a Tree“ (Sie glauben gar nicht, was so ein Baum alles machen kann).
Der Reiz von Simulationsspielen liegt oft darin, dass sie eine unterhaltsamere Wirklichkeit bieten. Besonders Alltagssimulationen – und wenn sie noch so absurd sind – erfreuen sich großer Beliebtheit, gerade in Deutschland. Nicht von ungefähr kommt DER Simulationspublisher schlechthin, astragon Entertainment, aus Deutschland und mit erfolgreichen Spielen wie „Die Siedler“, „Anno“ (bevor die Reihe 2007 zu Ubisoft wanderte), „Die Gilde“ oder „TransOcean“ kommen viele Simulationshits aus der Bundesrepublik. Auch weniger rühmliche, aber nichtsdestotrotz erfolgreiche Simulationen wie „Biing!“ (pornografische Krankenhaushandlungen, neben denen „Grey’s Anatomy“ der reinste Kindergarten ist) kommen aus Deutschland. In der Regel besteht in diesen Spielen kein Leistungsdruck, die ausgerufenen Ziele können auf sehr vielfältige, oft sehr kreative Art und Weise erreicht werden. Technisch sind Simulationsspiele häufig nicht anspruchsvoll, das gibt auch kleinen Indiestudios die Möglichkeit, große Massen zu erreichen. Auf diese Art und Weise entstehen wohl auch erst solche Perlen…