24. April 2023, 0:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Lange regierte die Nintendo Switch recht einsam auf dem Markt der Handheld-Konsolen. 2022 hat ihr Valve, Betreiber der größten Spiele-Plattform „Steam“, jedoch den Kampf angesagt. Wir haben den Herausforderer ausprobiert.
Valves Steam Deck – so heißt die Handheld-Konsole – ist erst seit Ende 2022 ohne Warteliste verfügbar. Laut Forschungsunternehmen Omdia soll das Gerät jedoch schon 2023 Absatzzahlen von drei Millionen Einheiten erreichen. Das hört sich zwar erst einmal nach viel an – aber Nintendo hat fast die gleiche Menge an Switches im ersten Monat verkauft. Dennoch hat das Steam Deck einige Vorzüge, von der die Switch nur träumen kann. Welche das sind, erfahren Sie im Hands-on von TECHBOOK.
Zugriff auf Tausende PC-Spiele
Während das Verkaufsargument für die Switch vor allem das eigene Spiele-Angebot von Nintendo ist, kann das Steam Deck mit Zugriff auf die größte Spiele-Plattform der Welt punkten. Denn Valves Konsole ist in erster Linie für die umfangreiche Auswahl an Triple-A- und Indie-Titeln im Steam Store optimiert. Für die großen Namen wie „Elden Ring“, „Cyberpunk 2077“ und „Red Dead Redemption 2“ ist eine Menge Leistung notwendig – und diese bringt das Steam Deck im Vergleich zur Nintendo Switch mit.
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Viel Leistung auf kleinem Raum
Erster Eindruck: Ein ganz schöner Brocken neben meiner Switch OLED – aber eben auch vollgepackt mit Hardware auf Laptop-Niveau. In der Konsole stecken eine 4-Kern-CPU und eine GPU, die von Hersteller AMD zum Teil nach Valves Vorgaben maßgefertigt sind. Dazu gibt es 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und je nach Konfiguration 64, 256 oder 512 Gigabyte internen Speicher. Zu beachten ist, dass es sich bei der 64-GB-Version um langsameren eMMC-Speicher handelt, während die anderen Modellen mit NVMe-SSDs auf PC-Niveau kommen. Mit diesen Spezifikationen ist das Steam Deck durchaus mit Laptop-Hardware vergleichbar. Doch vor allem die Grafikeinheit bietet mehr Leistung als viele mittelpreisige Ultrabooks, die oft nur mit einer integrierten GPU (iGPU) kommen. Trotzdem ist das Deck deutlich kompakter – wenn auch nicht so kompakt wie eine Switch.
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Steam Deck ist praktisch ein vollwertiger Computer
Auf dem Steam Deck läuft das Linux-basierte SteamOS, das zugleich die größte Stärke – aber auch eine Schwäche der Konsole ist. Valves selbstentwickelte Plattform kann durch die Kompatibilitätsschicht „Proton“ Spiele, die eigentlich für Windows entwickelt sind, auf dem Gerät zum Laufen bringen. Valve zertifiziert Spiele, die getestet und als kompatibel befunden wurden mit einem grünen Haken für das Steam Deck. Das Problem dabei ist, dass viele Titel entweder noch nicht ausreichend getestet oder schlichtweg nicht kompatibel sind. Mit etwas Tüfteln und Ausprobieren experimenteller Proton-Versionen bekommt man aber fast jedes Spiel zum Laufen.
Das ist eine weitere Stärke des Steam Decks, denn die Konsole bietet unzählige Möglichkeiten und Wege, damit zu spielen. Nicht nur, dass man Spiele in besserer Qualität vom Gaming-PC auf das Deck streamen kann. Es lassen sich über den Desktop-Modus auch alternative Stores installieren. Auch lässt sich das Deck ähnlich wie die Switch an einen Fernseher oder Monitor anschließen, um Spiele auf der großen Leinwand zu genießen. Allerdings machen sich hier die Einschränkungen der Hardware bemerkbar – vor allem im Vergleich zur PlayStation, Xbox und sogar der Switch. Denn für andere Bildschirme als das verbaute Display mit 1280 x 800 Pixeln muss man die Einstellungen herunterschrauben, um flüssiges Gameplay zu bekommen.
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Für wen eignet sich das Steam Deck?
Durch Zugriff auf die Steam-Bibliothek kommen vor allem Gamer, die das Programm bereits auf ihrem Gaming-PC nutzen, voll auf ihre Kosten. Die Konsole ist leistungsfähig und trotzdem portabel und bietet sogar Erweiterungsmöglichkeiten, etwa für eine microSD-Karte und sogar die interne SSD. Mit dem Steam Deck kann ich nun fast alle meine Spiele auf dem Sofa oder unterwegs zocken. Selbst Cyberpunk 2077, Jedi: Fallen Order, Deus Ex: Mankind Divided, The Witcher 3 und Red Dead Redemption 2 – allesamt sehr fordernde Titel – meistert die Konsole ohne Probleme. Für Einsteiger gibt es jedoch Frustpotenzial, weil unter Umständen nicht immer alles auf Anhieb klappt. Mit 419 Euro Basispreis ist das Steam Deck zwar etwas teurer als die Switch, jedoch deutlich günstiger als Handheld-Konsolen in dieser Leistungsklasse – etwa von Ayaneo oder GPD.