23. November 2019, 8:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Von „Tie Fighter“ bis „Jedi Knight“: Gute Star-Wars-Spiele gab es früher wie Sterne im Weltall. Dann folgte eine lange Durststrecke – die jetzt endet. Perfekt ist „Fallen Order“ aber nicht.
Neue Filme, neue Serien, neues Spielzeug: „Star Wars“ ist seit ein paar Jahren wieder schwer im Trend – nur Computer- und Videospieler bekommen davon bisher wenig mit.
Von Electronic Arts (EA), exklusiv mit der Entwicklung neuer Sternenkrieg-Spiele für PC und Konsole betreut, gab es zuletzt nur zwei Shooter der „Battlefront“-Reihe. Bei Fans stießen die aber auf wenig Gegenliebe.
Doch nun versucht es EA mit einer ganz anderen Sorte Spiel: „Star Wars Jedi: Fallen Order“ vom Entwickler Respawn ist ein klassisches Solo-Abenteuer rund um Lichtschwerter und Jedi-Ritter, absichtlich ohne Online-Verbindung und alles, was bei modernen Spielen eigentlich so dazugehört. Und siehe da: Die Rückbesinnung auf klassische Tugenden funktioniert – auch wenn sich „Fallen Order“ einige technische und spielerische Schwächen leistet.
Versteckter Jedi-Ritter
Die Geschichte spielt zwischen der ganz alten Film-Trilogie der 70er und 80er Jahre und den neueren Prequel-Filmen – und sie ist auch für Spieler verständlich, die mit dieser Einordnung nicht sofort etwas anfangen können.
Das böse Imperium hat die Macht in der Galaxis übernommen und die einst mächtigen Jedi-Ritter besiegt, Überlebende gibt es kaum. Einer von ihnen ist der junge Cal Kestis, der sich als Tagelöhner auf einem Schrottplatz durchschlägt. Doch dann fliegt seine Tarnung auf, das Imperium schickt die Inquisition, Cal muss fliehen – und gerät dabei in eine galaktische Schatzsuche nach einem uralten Geheimnis, dass die entscheidende Wende im Kampf gegen das Böse bringen könnte.
Und so reist Cal – und mit ihm der Spieler – von Planet zu Planet, immer auf der Suche nach alten Tempeln und neuen Fähigkeiten, mit denen sich dann wieder andere alte Tempel auf anderen Planeten öffnen lassen. Wo es als nächstes hingeht und was Cal genau erkundet, kann der Spieler dabei – in Maßen – selbst entscheiden. „Fallen Order“ erzählt so eine gradlinige Geschichte, lässt dem Spieler aber genug Gelegenheit zur freien Entfaltung.
Charaktere mit Herz und Humor
Die Geschichte von „Fallen Order“ ist zwar nicht wahnsinnig kreativ oder innovativ, sie ist aber handwerklich schön erzählt und hat von den Helden bis zu den Bösewichten einige tolle Charaktere. So bleibt die Story erstens auch für Spieler interessant, die mit Lichtschwertern und Jedi-Rittern wenig anfangen können – denn die darunterliegenden Themen rund um Schuldgefühle, Traumata und Hoffnung sind auch ohne das Fantasy-Drumherum interessant.
Und zweitens kommt dank einiger Charaktere auch der Humor nicht zu kurz – allen voran Cals niedlicher Roboter BD-1 und Greez. Der vierarmige Gremlin ist eigentlich Pilot von Cals Raumschiff, ähnelt in seiner Attitüde aber eher einem besonders miesepetrigen Taxifahrer, der sich eher um die Flecken im Polster seiner Raumschiff-Sitze als um die Rettung der Galaxis sorgt.
Bunte Spielemischung
Wenn Cal und der Spieler nicht gerade in ihrem Raumschiff herumhängen, müssen sie zu etwa gleichen Teilen hüpfen, rätseln und kämpfen. Die Hüpferei ist dabei noch der schwächste Teil – zu oft verlangt das Spiel nach mehr Präzision, als die etwas überempfindliche Steuerung zulässt. Die Rätsel im „Tomb Raider“-Stil sind dafür genau die richtige Mischung aus anspruchsvoll und lösbar.
Das wichtigste an einem Spiel über Jedi-Ritter sind aber vermutlich die Lichtschwert-Kämpfe. Und genau hier machen die Entwickler zum Glück fast alles richtig. Cal ist mit seinem Leuchtesäbel zwar lang nicht so effektiv wie andere „Star Wars“-Helden – im Vergleich zu Obi-Wan Kenobi oder Darth Vader ist er aber auch ein blutiger Anfänger.
Schon ein paar Monster oder Stormtrooper können unaufmerksamen Spielern so sehr gefährlich werden. Umgekehrt können erfahrene, geschickte Spieler ihre Gegner aber förmlich austanzen, ohne sich einen einzigen Kratzer einzufangen. Dieses Hin und Her aus Unterlegenheit und Machtfantasie funktioniert fantastisch und macht auch nach 5 oder 15 Spielstunden noch Spaß.
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Viele kleine Schönheitsfehler
Was gut so ist, denn „Fallen Order“ ist kein kurzes Vergnügen – und wer auch noch das letzte versteckte Lichtschwert-Bauteil finden will, kann mit dem Titel sogar locker 30 Stunden verbringen. Ganz ungetrübt ist das Vergnügen aber leider nicht, denn dafür hat das „Star Wars“-Spiel zu viele kleine Fehlerchen – von unschönen Rucklern über lange Ladezeiten bis zu kaputten Animationen.
Keiner dieser Schönheitsfehler allein vermag den Spielspaß ernsthaft zu trüben. Insgesamt wirkt „Fallen Order“ damit aber leider doch arg unfertig. Wer etwas Geduld hat, sollte daher vielleicht warten, bis Electronic Arts und Respawn ein paar Updates veröffentlicht haben – zum Beispiel bis Mitte Dezember. Dann erscheint der nächste „Star Wars“-Film.
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