17. September 2024, 17:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Vor einigen Tagen hat Sony seine neue PlayStation 5 Pro vorgestellt. Statt der Leistungsfähigkeit sorgte aber etwas ganz anderes für Schlagzeilen: der Preis. Vor allem, weil nun zunehmend infrage steht, dass die Konsole auch kommende AAA-Titel richtig abbilden kann. TECHBOOK-Autorin Marlene Polywka hat dazu eine klare Meinung.
Nachdem in den vergangenen Wochen die Gerüchte hin und her gegeistert waren, hat Sony am 10. September dann endlich seine PS5 Pro vorgestellt. In einer kurzen Präsentation nannte Mark Cerny bereits viele wichtige Eckdaten der Konsole, die noch 2024 erscheinen soll. Ganz beiläufig wurde dabei auch eine Slide zum Preis gezeigt, die allerdings bei vielen – inklusive mir – für Schnappatmung gesorgt hat. Denn hierzulande wird die PlayStation 5 Pro 800 Euro kosten. Zunächst habe ich versucht, das ganze rational zu betrachten: Die Preise in der Branche und auch generell sind – nicht zuletzt durch die Inflation – gestiegen. Und die Konsole bringt ja tatsächlich auf dem Papier deutlich mehr Leistung als ihre Vorgängerin. Aber nun kommen neue Informationen und Gerüchte auf, die den Preis für mich zunehmend immer weniger vertretbar machen.
Kritik am Lieferumfang der PlayStation 5 Pro
Zunächst muss man aber einmal ganz klar sagen, dass die PS5 Pro mit ihren 800 Euro einen Meilenstein aufstellt. Kein anderes Gerät in diesem Segment hat bisher so viel gekostet. Handheld-Konsolen: ja. Die bringen aber eben auch ein anderes wichtiges Merkmal mit, das sie bereits im Namen tragen. Sie sind flexibel und deshalb so teuer, weil sie ihre Leistung in viel kleineren Gehäusen abrufen müssen, die man auch problemlos unterwegs nutzen können muss. Stationäre Konsolen bewegten sich hingegen bisher unter dieser Preisschwelle.
Dazu kommt, dass in den aufgerufenen Preis von 800 Euro nur ein eingeschränkter Lieferumfang hineinzählt. Zwar soll ein normaler DualSense-Controller beiliegen. Dafür muss man sich den Standfuß und auch das Laufwerk zukaufen. Kostenpunkt: 30 und 120 Euro. Wer also die PS5 Pro mit Laufwerk nutzen und zudem aufrecht hinstellen will, zahlt in Summe 950 Euro. Von einem DualSense-Edge-Controller oder dem gerüchteweise kommenden DualSense V3 speziell für die PS5 Pro will ich hier gar nicht anfangen.
Wie leistungsfähig ist die PS5 Pro wirklich?
Dabei dürfte vor allem das Laufwerk ins Gewicht fallen. Zwar sammeln Gamer ihre Spiele ebenfalls zunehmend digital, viele haben aber bereits eine umfassende physische Sammlung. Und wenn ich mir überzeugte Sammler wie meinen Kollegen Woon-Mo Sung anschaue, dann wird sich daran auch nichts ändern. Zudem bedeutet es, dass man 800 oder sogar 950 Euro für eine Konsolengeneration ausgibt, die im Kern bereits vier Jahre auf dem Buckel hat; die PlayStation 5 erschien 2020.
Dazu kommen nach wie vor große Fragezeichen bei der Leistung der kommenden Pro-Konsole. Auf dem Papier bietet sie eine etwa verdoppelte Leistung. Aber rechtfertigt das auch einen – etwa im Vergleich zur Slim-Version – doppelten Preis?
Diese Frage finde ich, vor allem nach aktuellem Wissensstand, besonders schwierig zu beantworten. Denn man weiß schlicht und ergreifend noch nicht, wie sich die Konsole am Ende in Sachen Leistung schlagen wird. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Sony für die PS5 Pro zwar auf eine deutlich leistungsstärkere GPU setzt. Die CPU bleibt jedoch die gleiche wie im Basis-Modell. Anders war es damals bei der PS4 Pro. Aber hinkt dieser Vergleich nicht ohnehin?
PS5 Pro hat andere Ansprüche als PS4 Pro
2016 brachte Sony damals die Pro-Version seiner PlayStation 4 heraus, die wiederum 2013 auf den Markt kam. Nicht nur, dass jetzt noch ein Jahr mehr zwischen den Modellen liegt. Auch Sonys Konzept diesbezüglich scheint ein anderes zu sein. Die PS4 Pro legte damals ihren Fokus klar auf Leistung. Das ermöglichte den Sprung zu 4K-Qualität im Konsolen-Bereich.
Bei der PS5 Pro scheint es hingegen eher um die Grafik zu gehen – Stichwort PSSR (PlayStation Spectral Super Resolution). Die Upscaling-Technologie ermöglicht es grob gesagt, Spiele mit einer geringeren Auflösung dahingehend zu rendern, dass sie in 4K- oder sogar 8K-Qualität wiedergegeben werden können. Das ist vergleichbar zu DLSS von Nvidia oder FSR von AMD.
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Und noch ein Punkt scheint die beiden Konsolen nach aktuellem Stand zu unterscheiden: die kommenden Spiele. Auf den Release der PlayStation 4 Pro folgten einige große Titel, die deutlich machten, welchen Sprung die Konsole ermöglichte. Ich persönlich erinnere mich da vor allem an „Horizon Zero Dawn“. Bei der PS5 Pro ist diesbezüglich wenig in Sicht. Im Gegenteil. Eines der größten Spiele, die sich aktuell in Entwicklung befinden, könnte der Konsole eher Schwierigkeiten bereiten.
Konsole könnte mit neuen Spielen wie „GTA 6“ Probleme bekommen
Die Rede ist von „Grand Theft Auto 6“ (kurz: GTA 6). In der Ankündigung hob Sony die möglichen 60 fps hervor. Jetzt hoffen natürlich viele, mich eingeschlossen, dass man kommende AAA-Titel wie eben „GTA 6“ auf der PS5 Pro auch mit diesen Werten spielen kann, ohne etwaige Abstriche machen zu müssen. Nun äußerten sich allerdings Experten, dass die Leistung der Konsole dafür nicht ausreichen könnte – wegen der bereits erwähnten CPU.
Was nützt mir dann aber die tolle GPU?! Ja, ältere Spiele werden dadurch aufgewertet. Aber zumindest mein Gaming-Alltag sieht so aus, dass ich vor allem neue Titel spiele. Ab und zu kehre ich auch zu meinen bekannten Lieblingen zurück, aber ich möchte doch bitte, wenn ich 800 Euro aufwärts für meine Hardware ausgebe, auch neue Spiele so zocken, dass ich das Maximum herausholen kann. Sollte dem nicht so sein, ist die PS5 Pro für mich ein teurer Spaß, der seine Leistung nicht rechtfertigt. Das nimmt ein wesentliches Verkaufsargument von Konsolen im Vergleich zum PC weg, wie ich bereits in meiner ersten Reaktion auf die Vorstellung der PlayStation 5 Pro angemerkt hatte.
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PlayStation 5 Pro muss seine Zielgruppe finden
Nimmt man diese ganzen Fakten zusammen, stellt sich eine große Frage: Wer wird die PS5 Pro kaufen? Denn dass sie sich irgendwie verkaufen wird, steht ja außer Frage. Aber 800 Euro sind dann eben doch eine ordentliche Stange Geld. Das geben Gelegenheitszocker, denen die Grafik ohnehin nicht so wichtig sein dürfte, wahrscheinlich nicht aus.
Der Abstand zwischen der PS5 und dem Pro-Modell dürfte zudem nicht groß genug sein, um Besitzer zum Wechsel zu bewegen. Zumal die Basis-Version bisher nicht an ihre Grenzen stößt. Und wenn Spiele wie „GTA 6“ auf beiden Konsolen eine ähnliche Performance zeigen – warum zur Hölle sollte ich mir eine PS5 Pro kaufen?
Okay, transparenterweise sollte ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen, dass ich ohnehin eher eine PC-Spielerin bin. Aber dabei sollte man aus meiner Sicht auch unbedingt bedenken, dass Gaming-PCs zwar immer noch etwas teurer sind. Dafür ist es aber auch viel einfacher, einzelne Teile auszutauschen und aufzurüsten. Und die grafische Leistung ist eben auch einfach extrem gut.
Die Zielgruppe der PS5 Pro dürfte aber so oder so deutlich kleiner sein als die der anderen Modelle der Konsolengeneration. PSSR richtet sich an die Spieler, denen die Details wichtig sind und die bereit – und auch in der Lage – sind, so viel Geld für ihre Konsole auszugeben. Ansonsten dürften nicht wenige jetzt auf die PlayStation 6 warten. Da müssen wir uns aber alle bis voraussichtlich mindestens 2027 gedulden.