27. November 2022, 16:02 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Clevere Rätsel, spannende Story und viel Witz. Das ist das Erfolgsrezept der Point-and-Click-Abenteuer, die mit dem Hit „Return to Monkey Island“ ein Comeback feiern.
Point-and-Click-Abenteuer sind zeitlos gut: Eine spannende Story erleben, während Spieler und Spielerinnen ohne Zeitdruck Rätsel lösen. Wo statt aufwändiger Grafik der Spielwitz zählt, werden Klassiker geboren.
„The Secret of Monkey Island“ oder „The Day of the Tentacle“ lassen heute noch bei den Fans die Zunge schnalzen. TECHBOOK stellt 5 Point-and-Click-Abenteuer vor, denen der Zahn der Zeit nichts anhaben kann.
1. „Zak McKracken and the Alien Mindbenders“
„Frustrierter Boulevard-Reporter rettet Menschheit vor mordgierigen Aliens“. Diese Schlagzeile fasst „Zak McKracken and the Alien Mindbenders“ treffend zusammen. Was in den 50er Jahren noch der Stoff für billige Science-Fiction-Filme war, wurde in den Händen von LucasArts zum Computerspielklassiker. Das Rätsel der Pyramiden, Stonehenge oder der Mythos von Atlantis bilden nur einen Teil der schrägen Story.
Chefdesigner David Fox schuf eine bunte Mischung aus Verschwörungsmythen und schrägem Humor. Held Zak war da schon Vorfahre des Möchtegern-Piraten Guybrush Threepwood aus „Monkey Island“: lieb, aber chaotisch. Das Spieldesign war typisch Point-and-Click: Gegenstände sammeln und kombinieren. Der Schwierigkeitsgrad sprach Anfänger wie Profis an. Allerdings konnten Spieler und Spielerinnen auch in einer Sackgasse landen, die einen Spielstand-Neustart erforderte.
„Zak McKracken and The Alien Mindbenders“ ist heute ein Kultklassiker, der neben „Maniac Mansion“ oder „The Secret of Monkey Island“ stellvertretend für die große Zeit der LucasArts-Abenteuer steht. Die Fans liebten es so sehr, dass sogar einige semi-professionelle Nachfolger erschienen, wie „Zak McKracken – Between Space and Time“ aus dem Jahr 2008.
Spielenswert weil: Ein Retro-Trip in die glorreiche Zeit der Point-and-Click-Abenteuer. Die schräge Story mit ihren zahlreichen Pop-kulturellen Verweisen wird auch heute noch Spieler und Spielerinnen schmunzeln lassen.
2. „Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“
Darf es etwas deftiger sein? „Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“ ist der stilsichere Nachfolger zum berüchtigten Point-and-Click-Klassiker „Leisure Suit Larry“. Die Fortsetzung stammt diesmal vom deutschen Entwicklerstudio Crazy Bunch, setzt aber wie das Original auf zweideutige Witze über die Abenteuer des Möchtegernplayboys Larry. Wie schon in den 80ern parodiert das Entwicklerstudio genüsslich Sex- und Geschlechterklischees.
Diesmal landet Larry mittels Zeitsprung in unserer schönen, neuen Social-Media-Welt. Er durchstöbert heruntergekommene Toiletten, legt sich mit einem High-Tech-Unternehmen an und muss am Ende auf einer entlegenen Insel die Welt retten. Im Spiel muss Larry Gegenstände kombinieren, um kleinere Rätsel lösen. Aber Vorsicht: Nicht jeder Witz sitzt, nicht jedes Rätsel hält sich an den guten Geschmack, sondern setzt auf derbe Pointen.
„Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“ ist wie die Vorgänger ein spielerisch anspruchsloses, aber witziges Abenteuer der derben Art. Es hat zwar nicht wie das Original ganze Büros lahmgelegt, aber es reichte für eine Fortsetzung. „Wet Dreams Dry Twice“ knüpft da an, wo der Vorgänger aufhört, und lässt die Fans freudig aufseufzen.
Spielenswert weil: „Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“ ist die stilsichere Fortsetzung des 80er-Jahre Klassikers. Für alle, denen „Return to Monkey Island“ zu bieder ist.
3. „Edna bricht aus“
Jan Müller-Michaelis ist der Guru und den Point-and-Click-Entwicklern Deutschlands. Bevor er mit der „Deponia“-Reihe einige Preise einheimste, startet er seine Karriere mit „Edna bricht aus“. Basierend auf seiner Diplomarbeit erzählt das Spiel die Geschichte der Titelfigur, die aus einem Sanatorium ausbrechen will.
Düstere Kindheitserinnerungen, hinterhältige Ärzte und ein Kuscheltier namens Harvey – aus diesen Zutaten schuf „Poki“, wie Michaelis von seinen zahlreichen Fans genannt wird, einen spannenden Psycho-Thriller. Heldin Edna erkundet auf der Suche nach der Wahrheit über ein Geheimnis ihrer Kindheit eine psychiatrische Klinik.
Zahlreiche Gegenstände müssen gefunden und kombiniert werden. Passend zum Spielort verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Traum: Edna holt sich nicht nur Ratschläge von ihrem Kuscheltier, sondern kann sich auch mit einigen Gegenständen unterhalten.
„Edna bricht aus“ folgte ein paar Jahre später die nicht minder schräge Fortsetzung „Harveys neue Augen“. Dort gibt es zwar ein neues Abenteuer mit einer neuen Heldin, aber auch ein Wiedersehen mit den Figuren des ersten Teils. Die handgezeichneten Kulissen und die umfangreiche Sprachausgabe bilden neben der spannenden Geschichte auch hier das Erfolgskonzept dieses Point-and-Click-Abenteuers made in Germany.
Spielenswert weil: Spannend, schräg und knifflig – „Edna bricht aus“ ist ein Pflichtkauf für jeden Point-and-Click-Fan.
4. „Thimbleweed Park“
Mit „Thimbleweed Park“ meldet sich Entwicklerlegende Ron Gilbert aus der Frührente zurück. Der Schöpfer der weltbekannten „Monkey Island“-Reihe erzählt nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne mit seinem neuen Studio Terrible Toybox von zwei FBI-Agenten, die einen Mordfall lösen müssen. Besonders Retro-Fans dürfen sich bei diesem Point-and-Click-Abenteuer im Pixel-Art-Stil auf eine nostalgische Reise in ihre Jugend freuen.
Aus einem Mix von „Twin Peaks“, „Twilight Zone“ und einem Hauch Stephen King machen Gilbert und sein Team eine spannende, wie witzige Mystery-Satire. Durch unterschiedliche Hauptfiguren wird das Lösen der Rätsel etwas komplizierter. Letztendlich läuft aber alles auf das übliche Kombinieren unterschiedlicher Gegenstände hinaus.
Ähnlich wie in frühen LucasArts-Abenteuern wie „Zak McKracken“ oder „The Secret of Monkey Island“ müssen Spieler und Spielerinnen die Aktionsbefehle wie „Öffne“ oder „Rede“ erst in einer Spalte auswählen, um mit der Spielwelt zu agieren. Retrofans sind entzückt, Genre-Neulingen dürfte es zu umständlich sein.
Ron Gilbert beweist mit „Thimbleweed Park“, dass er nichts verlernt hat. Knifflige Rätsel, witzige Dialoge und die schräge Story werden alte und neue Fans begeistern. Es ist visuell und inhaltlich eine charmante Reise in die Spielevergangenheit. Der gelungenen Premiere folgte 2022 das enorm erfolgreiche „Return to Monkey Island“ in dem Gilbert mit Terrible Toybox zum Schauplatz seines größten Erfolgs zurückkehrt.
Spielenswert weil: Alt, aber gut. Das Point-and-Click-Abenteuer „Thimbleweed Park“ sorgt mit kniffligen Rätseln, schrägen Figuren und stilechtem Retro-Feeling für stundenlangen Spielspaß bei alten und neuen Fans.
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5. „Norco“
Aus dem Nichts erobert das Science-Fiction-Abenteuer „Norco“ die Herzen der Point-and-Click-Fans. Auf der Suche nach ihrem Bruder erkundet die Hauptfigur in naher Zukunft die Ruinen und gefährliche Sümpfe Louisianas. Mit dabei ein defekter Sicherheitsdroide auf der Flucht vor einer unbekannten Gefahr, verrückte Bayou-Piraten und ein Affenkuscheltier.
„Norco“ ist ein Point-and-Click-Abenteuer im Gothic-Noir-Stil. Trotz der teilweise skurrilen Figuren gibt es hier wenig zu lachen. Stattdessen geht es für Spieler und Spielerinnen durch ein bedrohliches und surreales Südstaaten-Szenario. Schnell dreht sich die Story um existenzielle Fragen über den Sinn des Lebens oder die Gefahren der Technologie in einer zunehmend ausgestorbenen Natur.
Knapp sechs Stunden dauert der beeindruckende Südstaaten-Trip. Mit allen Nebenaufgaben ein wenig länger. Der Mix aus anspruchsvoller SF-Story, Pixel-Art und postindustriellem Sound-Design kommt an.
Auf der Webseite Metacritic, einer Sammelstelle weltweiter Videospielekritiken, ist „Norco“ das bestbewertete Point-and-Click-Abenteuer des Jahres 2022. Ein kurzes, aber intensives Abenteuer für Spieler und Spielerinnen, die gerne das etwas andere Videospiel ausprobieren möchten.
Spielenswert weil: Tiefsinnig und intensiv. Der Überraschungshit „Norco“ sorgt für bleibende Eindrücke.