16. Juli 2019, 17:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Über die Leistung der PlayStation 5 ist bereits einiges bekannt. Beim Preis hüllt sich Sony jedoch in Schweigen, was Spielraum für waghalsige Prognosen lässt.
Noch ist nicht einmal der Starttermin bekannt, trotzdem ranken sich schon etliche Gerüchte um Sonys kommende Spielekonsole PlayStation 5. Eine Prognose stammt von Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Securities, der einen extremen Preisanstieg voraussagt. Diese wurde jetzt durch eine Aussage von Sony-CEO Kenichiro Yoshida neu befeuert.
Sonys PlayStation dominiert den Markt
Das Unternehmen hat mit der PlayStation 4 den Konsolenmarkt dominiert und seit Einführung der originalen PS4 an die 100 Millionen Einheiten verkaufen können. Zum Vergleich: Microsoft, Sonys größter Wettbewerber im High-End-Konsolensegment, hat von seiner Xbox One nicht einmal halb so viel absetzen können – trotz niedrigerer Preise.
Ein Grund für den Vorsprung, den sich Sony schon gleich zum Marktstart der PS4 erhaschte, war der relativ günstige Einstiegspreis. Die originale PS4 ging für nur 399 US-Dollar über die Ladentheke und war damit ganze 100 USD günstiger als die Xbox One von Microsoft.
Sony hat aus dem Fehler gelernt, den es mit der PlayStation 3 gemacht hatte. Aufgrund des hohen Startpreises von 499 USD für die 20-GB-Version und ganzen 599 USD für die 60-GB-Version hatte Sony anfangs Probleme, die Konsole abzusetzen und Microsoft machte mit seiner 299-399 USD teuren Xbox 360 das Rennen.
PS5 doppelt so teuer wie PS4?
Auf der E3 2019 äußerte Pachter laut CCN Markets seine waghalsige Vermutung, die PlayStation 5 könnte 800 USD kosten. Als Grundlage für diese Zahl nimmt er die spekulierten Spezifikationen in den Blick und argumentiert, dass Sony diese Technik nicht günstiger anbieten könne: „Ich weiß nicht, wie man das Teil für 300 oder 400 USD erwarten kann. Ich weiß es einfach nicht.“
Unter anderem stehen für die neue PlayStation Achtkern-Prozessoren der dritten Generation der AMD-Ryzen-Serie und AMD-Grafikchips der Navi-Serie auf dem Programm, die zusammen nur 8K-Auflösung, sondern erstmals bei einer Konsole auch Echtzeit-Ray-Tracing bieten sollen. Im Mai 2019 zeigte Sony zudem auf einer Demo, dass der PS5-Prototyp Spiele fast zehnmal schneller als die PS4 Pro laden könne.
Konsolen werden oft günstiger verkauft
Die aktuelle PlayStation 4 Pro kostet 399 USD, die 800-USD-Prognose würde also eine Verdopplung des Preises bedeuten. Das ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, da nicht nur Neukäufer dadurch abgeschreckt würden, sondern auch PS4-Besitzer weniger Anreiz hätten, zu upgraden.
Es ist kein Geheimnis, dass Spielekonsolen oft unter Wert verkauft werden, um die Verkäufe zu steigern. So sind die Konsolen in den ersten Jahren fast immer ein Verlustgeschäft für die Hersteller. Die Entwicklungs- und Produktionskosten werden dann erst durch den Verkauf von Spielen wieder reingeholt und im besten Fall weit überstiegen. Branchenanalysten vermuten, dass die PlayStation 3 in der 20-GB-Version Sony im Jahr 2006 ganze 805 USD gekostet habe – trotzdem wurde die Konsole für nur 499 USD verkauft.
Im Laufe des Produktionszyklus fallen die Fertigungskosten zudem erheblich, da günstigere und effizientere Verfahren verfügbar werden, die es zum Zeitpunkt der Produkteinführung noch nicht gab. Zusammen mit den Verkäufen von Konsolenspielen – vor allem Exklusivtiteln – wird eine neue Konsolengeneration somit schon nach kurzer Zeit profitabel. Will das Unternehmen seine Dominanz gegenüber anderen Herstellern nicht verspielen, darf es nicht den gleichen – oder sogar einen noch schlimmeren – Fehler als bei der PS3 machen.
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PS5 nur ein Nischenprodukt?
Was hingegen für die 800-USD-Prognose spricht, ist ein Interview, dass das Wall Street Journal mit Sony-Geschäftsführer Kenichiro Yoshida geführt hat. In dem Gespräch soll Yoshida die kommende PlayStation als „Nischenprodukt, gerichtet an ernsthafte Spieler“ bezeichnet haben. Das Argument sei, dass Gamer für grafisch anspruchsvolle Spiele auch die entsprechende Hardware bräuchten und die PlayStation 5 deswegen liefern müsse. Allerdings kann diese Aussage als Abgrenzung zum geplanten Gaming-Dienst Stadia verstanden werden, mit dem Google Spielekonsolen auch für Gelegenheitsspieler verfügbar machen will.
Ein Umschwenken der PlayStation-Sparte vom Massenmarkt auf die High-End-Nische würde den Abbruch eines großen Teils der Spielerschaft bedeuten, die aufgrund des höheren Preises zu Konkurrenten wie Nintendo überlaufen würde. Hier würde die Konsole auch mit klassischen Gaming-PCs konkurrieren, die schon jetzt ähnliche Leistung um die 800–1000 USD-Marke liefern können.
Allein Exklusivtitel und viel Leistung können nicht das Argument sein – denn dann müssten Spieler eigentlich nur noch Gaming-PCs kaufen. Deswegen halte ich 800 USD für eine neue PlayStation, mit Verlaub, für eine absolute Fehlprognose. Sony würde sich damit ins eigene Fleisch schneiden, da ein solch exorbitanter Preis den Absatz neuer Konsolen und damit auch von Exklusivtiteln behindern würde. Selbst wenn der Verkaufspreis der PS5 nicht die Produktionskosten decken kann, nimmt Sony meiner Meinung nach lieber eine kurzweilige Hungerperiode in Kauf, als der Konkurrenz von Microsoft, Google und Nintendo das Feld zu überlassen.