15. Januar 2025, 14:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein neues Patent von Microsoft lässt aufhorchen. Es zeigt eine Möglichkeit auf, wie Videospiele mittels KI noch spannender werden könnten.
Seit ihrer Erfindung haben Video- und Computerspiele eine beeindruckende Entwicklung vollzogen. Wo einst aufgrund technischer Einschränkungen nur abstrakte Pixel über den Bildschirm huschten, sind heute fotorealistische Grafiken und flüssige Animationen der Standard. Aber was kommt als Nächstes? Ein neu eingereichtes Patent von Microsoft könnte in eine spannende Zukunft weisen. So könnten Videospiele mit KI neue Möglichkeiten eröffnen.
Videospiele mit KI dank Microsoft-Patent?
Der Begriff der künstlichen Intelligenz bedeutet im Gaming-Bereich im alltäglichen Gebrauch etwas anderes als das, was man seit einigen Jahren gemeinhin darunter versteht. Um große Sprachmodelle und generative Anwendungen ging es beim Spielen selbst bislang nie. Stattdessen beschreiben Spieler damit in der Regel das Verhalten von zum Beispiel NPCs – also computergesteuerten Figuren.
Diese können zwar auch auf Aktionen des Spielers reagieren. Doch zumeist handelt es sich um simplere Skripte oder Algorithmen. Also wenn zum Beispiel der Spieler Handlung A ausführt, dann reagiert der NPC-Charakter entsprechend vorgefertigter Muster darauf. Entscheidet sich der Spieler aber für B, dann fällt auch die Reaktion des NPCs anders aus.
Genau hier könnte aber das neue Microsoft-Patent ansetzen, das der Xbox-Hersteller jetzt eingereicht hat. In der dazugehörigen Beschreibung ist unter anderem die Rede von „Systemen und Methoden“, um Spiele mit Geschichten basierend auf dem Spieler-Feedback weiterzuentwickeln. Für diese Videospiele soll generative KI zum Einsatz kommen.
Können sich Videospiele mit KI in Echtzeit ändern?
Mithilfe der künstlichen Intelligenz sollen Entwickler dazu in der Lage sein, neue Spielinhalte zu erstellen, die in neuartige Weise auf den Spieler reagieren sollen. Auch soll es möglich werden, das Spielerverhalten während einer Sitzung zu messen und das Spiel je nach Reaktionen zu verändern.
Aus der mitgelieferten Grafik geht hervor, dass Entwickler in diesem vorgesehenen Modell zunächst mit Prompts arbeiten sollen, um ihr Spiel zu designen. Geht es aber ans konkrete Spielen, kann eine an anderer Stelle eingebaute KI die Signale der Spieler wahrnehmen und auswerten. Anschließend kann sie selbst neue Inhalte generieren.
Auch interessant: DualSense V2 – Sony arbeitet an PlayStation-Controller mit KI
Ein Videospiel mit KI-Unterstützung könnte sich also in Echtzeit auf eine Weise verändern, die man womöglich nur schwerer als sonst oder gar nicht antizipieren kann.
Neue Hinweise Könnte „GTA 6“ einen Koop-Modus erhalten?
WWDC 2024 „Apple Intelligence“ bringt KI auf das iPhone
Alternativen 6 KI-Tools, die ChatGPT Konkurrenz machen könnten
Wann kommen Microsofts Videospiele mit KI?
Da Microsoft bislang nur ein Patent eingereicht hat, ist noch vollkommen unklar, ob und wann die KI-Unterstützung bei der Entwicklung von Videospielen eingeführt wird. Es ist auch möglich, dass es entweder noch sehr lange dauern wird oder gar nichts passiert.
Große Unternehmen wie Microsoft, Sony oder Nintendo reichen des Öfteren neue Patente für neue Ideen und Geräte ein. Dies dient allerdings zumeist dem Zweck, sich so früh wie möglich gegen etwaige Konkurrenten abzusichern. Sollten die Xbox-Macher aber tatsächlich mit der Idee fortfahren, könnte dies die gesamte Spieleindustrie verändern, zumal Microsoft spätestens seit dem Kauf von Activision Blizzard zu den größten Publishern der Welt gehört.
Eine spannende Utopie, aber …
„Es gibt zahlreiche Titel, die so linear sind, dass sich der Spielfortschritt wie auf Schienen anfühlt – keine Abwechslung, kaum Freiheiten. Aber auch ein gigantisches Open-World-Game ist irgendwann einmal zu Ende erkundet. Die Aussicht auf ein Spiel, das sich in Echtzeit und abhängig von mir selbst ständig verändern kann, klingt deshalb sehr aufregend.
Aber … ist das denn überhaupt realistisch und sinnvoll? Da es in der Patentbeschreibung primär um Spiele mit Erzählungen geht, kann sich ein Spiel auch nicht unendlich oft verändern, sich die KI nicht zu viele Freiheiten erlauben. Entwickler werden weiterhin einen festgesteckten Rahmen setzen müssen, damit zumindest jeder, egal, wie er spielt, dieselbe Geschichte erlebt. Und schließlich will auch ein konkretes Produkt, mit einer klar definierten Welt und eindeutigen Figuren, beworben und verkauft werden.
Wenn aber jeder Spieler früher oder später eh durch dieselben narrativen Pfade geführt werden soll – wozu eine KI dann überhaupt eingreifen lassen? Die Veränderungen können vor diesem Hintergrund nur marginal ausfallen. Reicht dann dafür nicht der gute alte Zufallsgenerator, der bereits jetzt im Hintergrund vieler Spiele arbeitet?
Am Ende kommt es natürlich auch aufs Genre an. Während der automatisierte Einsatz generativer KI in Videospielen bei einem stark erzählgetriebenen Titel wenig sinnvoll erscheint, könnte dies für eine Aufbausimulation oder einem sogenannten Sandbox-Spiel ganz anders aussehen. Bei denen spielt eine Handlung, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Dafür stehen Freiheiten und Kreativität im Vordergrund und ein definiertes Ende gibt es auch nicht. Hier könnte sich eine KI innerhalb bestimmter Parameter (die definierte Spielwelt) wirklich austoben. Ich bin gespannt.“