
17. Juli 2023, 18:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein US-Gericht hat die Übernahme des Videospiel-Publishers Activision Blizzard durch Microsoft stattgegeben. Welche Folgen hätte der rund 69 Milliarden US-Dollar schwere Deal für Gamer?
Die Übernahme von Activision Blizzard würde Microsoft zum drittgrößten Gaming-Unternehmen der Welt machen – hinter Tencent und Sony. Zu Activision Blizzards Portfolio gehören berühmte Titel wie „StarCraft“, „Guitar Hero“, „World of Warcraft“, „Overwatch“ und auch „Call of Duty“. Spiele der Call-of-Duty-Serie sind bislang für alle Plattformen erschienen. Was die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft für Sony-PlayStation-Gamer bedeutet, erklärt TECHBOOK.
US-Gericht schmettert Klage gegen Übernahme ab
Im Juni hatte die US-Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission), die Übernahme durch eine einstweilige Verfügung zu stoppen. Damit wollte die Behörde verhindern, dass Microsoft den Kauf noch vor der ersten Anhörung im Hauptverfahren abschließen kann. Bereits Ende 2022 hatte die FTC Klage eingereicht, der Prozess beginnt jedoch erst im August 2023.
Im Prozess um die einstweilige Verfügung konnte die FTC nicht ausreichend darlegen, dass die Übernahme den Wettbewerb beeinträchtigen würde. Bis Freitag hat Behörde Zeit, Einspruch gegen das Urteil einzulegen.
Derweil zeigt sich die britische Aufsichtsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) in Zuge des aktuellen Urteils gesprächsbereit. CMA und Microsoft haben vereinbart, ihre Rechtsstreitigkeiten zu pausieren, um zu verhandeln. Das Unternehmen prüft nun, welche Änderungen möglich wären, um die Bedenken der Behörde zu zerstreuen.
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„Call of Duty“ gehört zukünftig Microsoft
Bis Ende Juli will Microsoft den Kauf von Activision Blizzard über die Bühne gebracht haben, wie aus einer internen Mail hervorgeht. Danach wäre das Unternehmen Inhaber des gesamten geistigen Eigentums des Publishers, darunter auch „Call of Duty“. Die Serie ist mit 400 Millionen verkauften Kopien das drittgrößte Videospiel-Franchise der Welt, nur hinter Nintendos „Mario“ und „Tetris“. Ein Großteil der „Call-of-Duty“-Spieler nutzt jedoch Sonys PlayStation – die größte Konkurrenz für Microsofts Xbox-Konsole. Nun fragen sich viele Gamer zu Recht, ob sie auch in Zukunft Zugriff auf neue „Call-of-Duty“-Titel bekommen.
Es ist eine ähnliche Situation wie nach der Übernahme von Publisher Bethesda im Jahr 2021. Damals kündigte Xbox-Leiter Phil Spencer in einem Blogpost ziemlich direkt an, dass einige Bethesda-Titel zukünftig Microsoft-Exclusives sein sollen:
„Gamer sollten wissen, dass Xbox-Konsolen, PC und Game Pass die besten Orten sein werden, um neuen Bethesda-Spiele zu erleben, darunter einige neue Titel, die in der Zukunft exklusiv für Xbox- und PC-Spieler sein werden.“
Phil Spencer, Xbox-Leiter
Microsoft erweitert sein Game-Pass-Angebot
Game Pass ist ein Abo-Dienst, der Xbox- und PC-Spielern Zugriff auf eine monatlich wechselnde Auswahl an Games bietet. Mit der höchsten Abo-Stufe „Ultimate“ können Gamer unabhängig von der Plattform Xbox- und PC-Titel per Cloud-Streaming spielen. Alle in Game Pass enthaltenen Titel sind damit auf PC, Xbox, Android, iOS und sogar im Web-Browser spielbar.
Durch die Übernahme von Activision Blizzard könnte Microsoft das gesamte Spielangebot des Publishers als Teil von Game Pass anbieten – darunter auch „Call of Duty“ und „Warcraft“
Activision-Spielen sollen plattformübergreifend bleiben
Mit Nintendo und Nvidia hat Microsoft bereits Zehn-Jahres-Verträge für die Nutzung des „Call of Duty“-Franchises auf ihren Spiele-Plattformen abgeschlossen. Sie stehen aber unter dem Vorbehalt der Genehmigung für die Activision-Übernahme. Darüber hinaus lizensiert das Unternehmen dieses Spiel an weitere Online-Videospieleanbieter.
Sony hatte ähnliche Angebote zunächst abgelehnt. Am 17. Juli gab jedoch Xbox-Chef Phil Spencer bekannt, dass Microsoft eine Einigung mit Sony erzielen konnte. Damit ist abgesichert, dass „Call of Duty“ auch in Zukunft für andere Konsolen verfügbar sein wird.
„Call-of-Duty“-Spieler mit einer PlayStation können daher vorerst beruhigt sein. Denn Microsoft hat keine Pläne, das Franchise von der Plattform abzuziehen. In einer Pressemeldung bekennt sich das Unternehmen dazu, weiterhin Spiele plattformübergreifend zur Verfügung zu stellen. Zumindest deuten die Worte von Microsoft-CEO Satya Nadella darauf hin:
„Microsoft wird Activision Blizzard übernehmen, um die Freude und die Community von Gaming für alle zu bringen, über jedes Gerät hinweg“
und
„Gaming ist dynamischste und aufregendste Entertainment-Kategorie über alle heutigen Plattformen hinweg […].“
Satya Nadella, Microsoft-CEO
Noch deutlicher spricht „Bloomberg“ zufolge Xbox-Leiter Spencer das Themas PlayStation in einem Interview an:
„Ich sage nur zu den Spielern da draußen, die Activision-Blizzard-Spiele auf Sonys Plattform spielen: Es ist nicht unsere Absicht, Communities von dieser Plattform abzuziehen, und daran halten wir fest.“
Phil Spencer, Xbox-Leiter
Allerdings schreibt Bloomberg auch, dass einige Activision-Inhalte exklusiv für die Xbox veröffentlichen will. Das soll zumindest eine mit Microsoft-Interna vertraute Person geschildert haben.

Nach Übernahme von Activision Blizzard Microsoft und Sony einigen sich – „Call of Duty“ bleibt auf der PlayStation

69-Milliarden-Dollar-Deal US-Gericht schmettert Eilklage gegen Fusion von Activision mit Microsoft ab
Klage in USA US-Aufsichtsbehörde will Microsofts Übernahme von Activision Blizzard verhindern
Quellen
- Microsoft News: „Microsoft to acquire Activision Blizzard to bring the joy and community of gaming to everyone, across every device“ (aufgerufen am 19. Januar 2022)
- Bloomberg: „Microsoft Buys Scandal-Tainted Activision in Bet on Metaverse“ (aufgerufen am 19. Januar 2022)
- Xbox Wire: „Officially Welcoming Bethesda to Team Xbox“ (aufgerufen am 19. Januar 2022)
Mit Material von Reuters