12. Juli 2023, 14:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Anfang 2022 hat Microsoft angekündigt, Spiele-Publisher Activision Blizzard für 69 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Es wäre der größte Deal der Gaming-Geschichte, doch Wettbewerbsbehörden sind sich uneinig über die Umsetzung.
Im Mai hat die EU die milliardenschwere Übernahme des Videospiele-Machers Activision Blizzard durch Microsoft abgenickt. Zuvor hatte die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) die Akquisition trotz zahlreicher Zugeständnisse blockiert. Nur eine Entscheidung in der Klage der US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) steht noch aus.
Einstweilige Verfügung vor Gericht gescheitert
Bereits Ende 2022 hatte die FTC Klage gegen die Übernahme eingereicht. Die erste Anhörung findet jedoch erst im August 2023 statt. In der Zwischenzeit versuchte die Behörde deshalb, eine einstweilige Verfügung und ein Unterlassungsurteil bei einem US-Bundesbezirksgericht zu erwirken. Dies sei der FTC-Beschwerde zufolge nötig, „da Microsoft und Activision erklärt haben, dass sie die geplante Übernahme jederzeit vollziehen können“.
US-Richterin Jacqueline Scott Corley. konnte die FTC nicht ausreichend darlegen, dass die Übernahme den Wettbewerb beeinträchtigen würde. Bis Freitag hat Behörde Zeit, Einspruch gegen das Urteil einzulegen.
Derweil zeigt sich die britische Aufsichtsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) in Zuge des aktuellen Urteils gesprächsbereit. CMA und Microsoft haben vereinbart, ihre Rechtsstreitigkeiten zu pausieren, um zu verhandeln. Das Unternehmen prüft nun, welche Änderungen möglich wären, um die Bedenken der Behörde zu zerstreuen.
Während die CMA das Problem vor allem beim Cloud-Gaming-Wettbewerb sieht, hat die FTC eine andere Auffassung. Demnach könnte durch den Deal ein Monopol in den Märkten für Spiele-Abo-Dienste, High-End-Konsolen und Cloud-Gaming entstehen.
Sony, der weltweite Marktführer bei Spielekonsolen, will die Übernahme von Activision durch Microsoft ebenfalls verhindern. Mit demselben Ziel haben zudem private Videospiele-Nutzer in den USA Klage eingereicht. Die Videospiele-Branchenverbände EGDF und Uni haben sich dagegen für die Fusion ausgesprochen.
Microsofts Zugeständnisse für EU ausreichend
Die Europäische Union gibt der bislang größten Übernahme in der Videospiele-Branche grünes Licht. Der Softwarekonzern Microsoft dürfe Activision Blizzard unter Auflagen schlucken, teilte die EU-Wettbewerbsbehörde am Montag mit. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vergangene Woche dank Insider-Informationen hierüber berichtet.
Die Behörde bezeichneten die von Microsoft angebotenen langfristigen Lizenzverträge für Videospiele-Renner von Activision wie „Call of Duty“ als ausreichend. „Sie stellen eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zur aktuellen Situation dar.“ Vor der EU haben Brasilien, Chile, Serbien und Saudi-Arabien den Activision-Deal abgenickt.
CMA sieht Cloud-Gaming-Markt in Gefahr
Den britischen Wettbewerbshütern reichen die Zugeständnisse nicht. Der 69 Milliarden US-Dollar schwere Deal würde dem Wettbewerb im schnell wachsenden Markt für Cloud-Spiele schaden, begründete die Behörde CMA am Mittwoch ihre Entscheidung in einer Pressemitteilung. Microsoft würde die Kontrolle über wichtige Angebote wie „Call of Duty“, „Overwatch“ und „World of Warcraft“ erlangen.
Die Maßnahmen, die der US-Konzern angeboten habe, hätten die Bedenken der Kartellwächter nicht zerstreuen können. Microsoft kündigte an, Beschwerde gegen die Entscheidung einzulegen. Dieser liege ein falsches Verständnis des Marktes und wie Cloud-Technologie funktioniere zugrunde. Die Activision-Aktien brachen nach der Entscheidung um mehr als zehn Prozent ein. „Wir werden unsere Wachstumspläne für das Vereinigte Königreich neu bewerten“, kündigte der Videospiele-Macher an.
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Um kartellrechtliche Bedenken zu zerstreuen, hatte Microsoft-Präsident Brad Smith Konkurrenten Lizenzen für den Activison-Bestseller „Call of Duty“ in Aussicht gestellt. Ein Zerschlagung des Videospiele-Machers Activision oder den Verkauf von „Call of Duty“ hatte Smith dagegen ausgeschlossen: „Es ist nicht realistisch, ein Spiel oder Teile des Unternehmens herauszutrennen.“
Mit Nintendo und Nvidia hat Microsoft bereits Zehn-Jahres-Verträge für die Nutzung des „Call of Duty“-Franchises auf ihren Spiele-Plattformen abgeschlossen. Sie stehen aber unter dem Vorbehalt der Genehmigung für die Activision-Übernahme. Darüber hinaus lizensiert das Unternehmen dieses Spiel an weitere Online-Videospieleanbieter. Sony hatte ein ähnliches Angebot abgelehnt.
Microsoft konkurriert mit seiner Spielekonsole „Xbox“ gegen die „PlayStation“ des Weltmarktführers Sony und in gewisser Weiser mit der „Switch“ von Nintendo. Kritiker befürchten, dass der US-Konzern nach der Übernahme beliebte Activision-Spiele wie „World of Warcraft“ oder „Guitar Hero“ nicht mehr für die japanischen Rivalen freigibt.
Microsoft will der Übernahme seine Marktposition im boomenden Markt für Videospiele ausbauen und ein Standbein im „Metaverse“ schaffen. Dabei handelt es sich um virtuelle 3D-Welten, die als Zukunft des Internets gesehen werden.
Mit Material von Reuters