18. Juni 2023, 16:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf den ersten Blick ist es einfach ein Online-Spiel. Aber auf den zweiten Blick hat das IT-Sicherheitsunternehmen Lakera aus der Schweiz mit „Gandalf“ eine äußerst spaßige Bewerbungsmappe ins Netz gestellt. Um alle Level zu meistern, braucht es ein Verständnis für IT, Datenbanken, Sicherheitssysteme, Künstliche Intelligenz und eine gesunde Portion Logik.
Der Name Gandalf für das lustige KI-Game kommt nicht von ungefähr. Schließlich spielt Gandalf in der Herr-der-Ringe-Trilogie eine zentrale Rolle. Genau wie dieser kauzige Zauberer antwortet die digitale Ausgabe recht launisch auf die Eingaben des Spielers. Gandalf versteht nur englische Fragen oder Eingaben. In den ersten Runden präsentiert sich der Zauberer noch sehr offenherzig und gibt sehr schnell das Passwort preis. Mit jedem weiteren Level ‚lernt‘ Gandalf allerdings und lässt sich nicht mehr so leicht aufs Glatteis führen. Dann muss der Spieler schon über IT-Fachwissen verfügen, um dem Magier das Passwort-Geheimnis zu entlocken.
Das Spiel steuert eine KI. Diese basiert zum Teil auch auf Elementen des beliebten KI-Textgenerators ChatGPT. Übrigens: Das Spiel selbst präsentiert sich datenarm. Es werden keine personenbezogenen Daten erfasst. Allerdings nutzt Lakera die anonymisierten Fragen und Eingaben der Spieler, um die KI hinter dem Game zu verbessern.
Hackathon als Geburtsstunde für „Gandalf“-Game
Die Idee für Gandalf ist bei Lakera nach einem sogenannten Hackathon entstanden. Beim Hackathon versucht ein Team ein möglichst passwortgeschütztes System zu verteidigen. Das andere, angreifende Team versucht parallel, in das System einzudringen. Beide Teams „lernen“ permanent. Die Verteidiger reagieren auf die Versuche der Angreifer, das System zu knacken. Gleichzeitig überlegen sich die Angreifer ständig neue Methoden, um Passwörter herauszubekommen oder Zugänge zu überwinden.
Der Lakera-Hackathon orientiert sich sehr stark an der ChatGPT-Funktionsweise. Die Veranstaltung prägt eine zentrale Frage: Lässt sich ChatGPT dazu bringen, Dinge zu tun, welche die KI dahinter eigentlich nicht tun soll?
KI kennt unendlich viele Ausdrücke
Bei ChatGPT sprechen IT-Experten von einem sogenannten Large Language Model (LLM). Was heißt das? Ganz einfach: Das System dahinter versteht natürliche Sprache. Das macht es allerdings grundsätzlich schwieriger, so ein System zu überlisten. Denn es kennt somit auch unendlich viele Ausdrücke. Genau dieses Prinzip nutzt auch Gandalf, der digitale Zauberer im Online-Game von Lakera. Das Spiel verfügt über sieben Level und ein Bonus-Level. Wer alle Stufen überwindet, bekommt eine kleine Auszeichnung von Lakera.
Allerdings kann sich der Spieler dann auch direkt bei dem IT-Sicherheitsunternehmen bewerben. Denn um alle Passwörter aus Gandalf herauszubekommen, braucht es spätestens ab Level 4 fortgeschrittene IT- und LLM-Kenntnisse.
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„Gandalf“ im Test
TECHBOOK hat das Spiel angetestet und bis Level 6 (von 7 beziehungsweise 8) gespielt. Die Aufmachung dabei ist simpel und übersichtlich. Unter einem kleinen Bild im Emoji-Stil, das dem Zauberer aus „Der Herr der Ringe“ ehrlicherweise nicht ähnlich sieht, befindet sich ein größeres Textfeld. Dort kann man Gandalf Fragen zum Passwort stellen und der Lösung so Stück für Stück näher kommen. Meint man, das richtige Passwort gefunden zu haben, kann man es in ein kleineres Textfeld darunter eintragen. Das Programm verrät dann, ob man richtig gelegen hat oder nicht. Weitere Level scheinen bereits in Planung zu sein.
TECHBOOK meint
„Das Mini-Webgame „Gandalf“, in dem man eine KI herausfordern kann, ist genau die Art Gelegenheitsherausforderung, die ich persönlich mag. Wer gerne ein bisschen knobelt und über ein gewisses technisches Verständnis verfügt, kommt schnell über die ersten Level hinaus. Eines habe ich etwa gelöst, indem ich die KI nach der Länge des Passworts gefragt habe, woraufhin mir die Lösung auf dem Silbertablett serviert wurde. Das erfüllt natürlich auch irgendwie den Zweck, der von den Entwicklern beabsichtigt wurde. Später wurde es dann kniffliger und ich freue mich schon auf die restlichen Level!“– Marlene Polywka, Redakteurin