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Harry-Potter-Videospiel

„Hogwarts Legacy“ begeistert im Test trotz kleiner Schönheitsfehler

Hogwarts Legacy im Test: Screenshot Hogwarts Legacy Drache und Zauberer
Das neue Rollenspiel „Hogwarts Legacy“ hat im TECHBOOK-Test für einige Begeisterung gesorgt Foto: TM & © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc.
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

15. Februar 2023, 18:39 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Gaming- und Harry-Potter-Fans haben sehnsüchtig auf das neue Rollenspiel „Hogwarts Legacy“ gewartet. TECHBOOK hat den Titel getestet und ist, mit wenigen Einschränkungen, begeistert.

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Es gibt wohl nur ganz wenige Leute auf der Welt, bei denen kein Kopfkino einsetzt, wenn sie den Namen „Harry Potter“ hören. Selbst die, die noch nicht die Bücher gelesen oder die Filme gesehen haben, dürften trotzdem mindestens von dem Zauberschüler und seinem Kampf gegen das Böse gehört haben. Seit dem Leak 2018 und spätestens seit der offiziellen Ankündigung von „Hogwarts Legacy“ 2020 ist die Fan- und Fachwelt deshalb völlig aus dem Häuschen. Doch kann das Spiel den hohen Erwartungen auch gerecht werden? Im Test hat „Hogwarts Legacy“ wenige Schwächen und vor allem viele Stärken gezeigt.

Der Star von „Hogwarts Legacy“ sind nicht die Quests

Wer den Klappentext von „Hogwarts Legacy“ liest, kann sich vermutlich erst einmal recht wenig unter der Handlung des Spiels vorstellen:

„Hogwarts Legacy ist ein fesselndes Open-World-Action-Rollenspiel, das in der Welt spielt, die zum ersten Mal in den Harry Potter-Büchern vorgestellt wurde. Erlebe Hogwarts zum ersten Mal im 19. Jahrhundert. Dein Charakter ist ein Schüler oder eine Schülerin, die den Schlüssel zu einem uralten Geheimnis besitzen, das die Welt der Zauberei auseinander zu reißen droht. Du kannst die Handlung kontrollieren und in der Mitte deines eigenen Abenteuers in der Welt der Zauberei stehen. Dein Vermächtnis ist das, was du daraus machst.“

Klappentext, Hogwarts Legacy

Das klingt ehrlicherweise nach einem x-beliebigen Rollenspiel – außer natürlich, dass es um die magische Welt von Harry Potter geht. Tatsächlich steckt aber viel mehr hinter der etwas generischen Inhaltsbeschreibung. Man startet direkt im 5. Jahr an der Hogwarts-Schule, was für einiges Aufsehen sorgt. Das Geheimnis, das im Klappentext erwähnt wird, ist die sogenannte uralte Magie, die natürlich besonders mächtig ist und nur von Auserwählten genutzt beziehungsweise überhaupt wahrgenommen werden kann. Auf diese Macht hat es auch der böse Kobold Ranrok abgesehen, der dann dementsprechend hinter dem Hauptcharakter her ist. Tatsächlich ist die Hauptstory etwas seicht, aber dennoch unterhaltsam. Vor allem führt sie in einem guten Rhythmus an die wichtigsten Spielmechanismen heran.

Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Hogwarts sieht im Spiel sowohl bei Nacht … Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Screenshot via „Hogwarts Legacy“
… als auch am Tag fantastisch aus! Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“

Fast spannender sind aber tatsächlich die zahlreichen Nebenquests, die – teils offensichtlich, teils versteckt – auf den Spieler warten und die Spielwelt mit Leben füllen. Dabei wirkt das Spiel nie überladen, man wird nicht durch die schiere Masse an Aufträgen erschlagen. Zudem führen die Quests in viele Winkel des Schlosses, auf die man sonst möglicherweise nicht gestoßen wäre. Außerdem bereiten die Nebenaufträge wiederum viele kleinere Sammelquests vor, die einen bis zum Abschluss begleiten. So gibt es unter anderem mysteriöse leere Porträts überall im Schloss, unsichtbare Notizen, Rätseltüren – die haben es uns im Test von „Hogwarts Legacy“ besonders angetan! – und versteckte Sternenbilder.

Zusätzlich gilt es, Feuerschalen anzuzünden, sich an schreckhafte Truhen anzuschleichen, Kugeln zum Schweben zu bringen und noch vieles mehr. Manche Sammelquests wie etwa die Prüfungen von Merlin oder das Sammeln der Demiguise-Statuen bringen zudem spielentscheidende Vorteile wie die Vergrößerung des Inventars oder die Verbesserung des nützlichen Zauberspruchs „Alohomora“. Langweilig wird es also nicht in Hogwarts, es gibt immer genug zu tun.

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Rollenspiel? Nur bedingt, dafür eine tolle Open World

Von dem Setting des 19. Jahrhunderts bekommt man gar nicht so viel mit. In Hogwarts tragen ohnehin alle ihre Schuluniform und die Zaubererwelt scheint ja offenbar modisch irgendwo in dieser Zeit stecken geblieben zu sein. Apropos Mode: Die leider etwas eingeschränkte Charaktergestaltung wird durch eine wahre Masse an In-Game-Loot – speziell Kleidung – wett gemacht. Die Hemmschwelle ist dafür recht niedrig. Man muss nicht aufwendig berechnen, welche Hose die Stats der Handschuhe am besten ergänzt. So ist die getragene Ausrüstung eine recht intuitive Angelegenheit und in einigen Fällen auch einfach eine modische. Ansonsten wird allerdings etwas sparsam mit Rollenspielelementen umgegangen. So gibt es zwar ein Talent-Punkte-System, allerdings ist das nicht besonders umfangreich. Man kann zudem im Dialog unterschiedlich reagieren und teilweise auch unterschiedliche Entscheidungen treffen. Das wirkt sich allerdings nicht wirklich auf den Spielverlauf aus.

Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Viele Orte dürften einem bekannt vorkommen. Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“

Aufgrund der umfangreichen und vielfältigen Open World stört das aber ehrlicherweise nicht besonders. Außerdem kommen dafür im Spielverlauf interessante Elemente wie Crafting und Housing dazu. Spätestens mit der Einführung von fliegenden Fortbewegungsmitteln fühlt man sich dann auch endgültig als Teil der magischen Welt. Ansonsten bewegt man sich zu Fuß oder über das Flohnetzwerk fort. Die unterschiedlichen Teleportationspunkte muss man alle erst entdecken, sodass man teilweise recht weite Strecken zurücklegt und durch die Wildnis und Dörfer um Hogwarts herum streift. Im Test hat das aber ehrlicherweise auch einen großen Reiz von „Hogwarts Legacy“ ausgemacht.

Wie so vielen Titeln in der jüngsten Vergangenheit hätte dem Spiel aber ein späteres Release-Datum sehr geholfen. Teilweise kommt es innerhalb von Hogwarts zu Ladezeiten, wenn man durch eine Tür geht. Gerade im Flug-Modus sieht man leider auch in der niedrigsten Grafikeinstellung die Ränder des Ladebereichs recht deutlich. Wiederkehrende Glitches und Clipping-Fehler konnten wir im Test ebenfalls häufiger finden. Neben diesen technischen Feinheiten, die die Entwickler mit den Patches lösen können, wirkt die Spielwelt ungünstigerweise an manchen Stellen noch etwas leer. Das fällt etwa gerade zu Beginn in der Großen Halle aber auch später in den Unterrichtsstunden oder auch in den Dörfern auf. So sind die unwichtigeren NPCs recht wenig variantenreich designt.

„Hogwarts Legacy“ bietet ein wunderschönes Spielerlebnis

Gepaart mit dem gelungenen Soundtrack, dem Sounddesign und vor allem der schönen Grafik ist Avalanche hier ein ziemlicher Spagat gelungen, dem sich jedes Open-World-Spiel früher oder später stellen muss. Wie sehr nehme ich die Spieler an die Hand und wie viel sollen diese frei erkunden? Zugegeben, mache Dungeons, gerade im Rahmen der Hauptstory, sind sehr linear aufgebaut. Ansonsten kann man sich aber das Schloss und seine Umgebung nach eigenem Ermessen erschließen. Die Map hat dabei eine gute Größe und es werden viele unaufdringliche Anreize geboten, auch noch den letzten Winkel der Karte zu erforschen.

Dabei können Kenner der Bücher und Filme viele schöne Details der Vorlage finden, zumal sich die Entwickler optisch klar an den Filmen orientiert haben. Da gibt es natürlich zum einen Hogwarts selbst. Neben bekannten Orten wie der großen Halle, dem Glockenhof, dem Astronomieturm oder auch der Bibliothek mit ihrer Verbotenen Abteilung gibt es natürlich auch die bekannten Klassenzimmer. Nicht weit von Hogwarts entfernt kann man dann das ebenfalls bekannte Zaubererdorf Hogsmeade erkunden. Neben dem Schloss liegt dann der berüchtigte Verbotene Wald, auf der anderen Seite des Sees wartet der Bahnhof. Wer zu Beginn das Haus Hufflepuff wählt, landet sogar kurz im Zauberergefängnis Askaban.

Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Auch wenn es nur ein kurzer Trip ist, aber endlich kann man sich auch Askaban mal näher anschauen. Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“

Viel Fanservice in „Hogwarts Legacy“

Dabei ist es im Übrigen nicht unbedingt nötig, die Vorlage zu kennen; man versteht lediglich die zahlreichen Anspielungen besser. Und davon gibt es tatsächlich viele, manchmal fast zu viele. So dürften Potter-Fans viele Nachnamen der vorkommenden Figuren kennen. Gleich zu Beginn trifft man Professor Eleazar Fig, wohl ein Vorfahr von Harry Potters Nachbarin Arabella Fig. Auch der Schulleiter von Hogwarts ist durchaus kein Unbekannter; es handelt sich um Phineas Nigellus Black, Sirius‘ Urahnen. Seine Stellvertreterin heißt wiederum Matilda Weasley und Renroks Gehilfe ist wohl mit dem Todesser Augustus Rockwood verwandt.

Auch sonst wurde sehr viel Fanservice betrieben. Der Zaubertranklehrer Professor Sharp sieht Severus Snape ziemlich ähnlich, in der ersten Zauberkunststunde lernt man natürlich den Schwebezauber und in Kräuterkunde kommt man ebenfalls direkt mit der Alraune in Berührung. An manchen Stellen hätten die Entwickler gerne etwas kreativer werden können, natürlich stören diese Details aber auch nicht. Außerdem wurde generell mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet, was zum einen die aufwendig designten Kleidungsstücke oder der Grundriss von Hogwarts zeigen.

Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Snape lässt grüßen. Ist das noch ein Wink mit dem Zaunpfahl oder schon eine Stufe drüber? Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“

Intuitive Steuerung und ein abwechslungsreiches Kampfsystem

Gerade beim Kampfsystem von „Hogwarts Legacy“ waren wir vor unserem Test skeptisch. Die vorab veröffentlichten Gameplay-Videos werden dem Endergebnis dann aber tatsächlich überhaupt nicht gerecht. Man kämpft in Third-Person-Sicht gegen eine variable Anzahl von Gegnern, die überall in der Spielwelt auf einen warten. Dabei führt einen das Spiel wieder gut an das immer komplexer werdende System heran. Neben dem Basiszauber, quasi der Standard-Attacke, gibt es vier Zauberslots. Diese kann der Spieler selbst befüllen, je nach Gegner-Typ. Das ist vor allem dann wichtig, wenn der einen Schadensschild wirkt, den man nur mit einem bestimmten Zaubertyp durchbrechen kann.

Apropos Schild, der Schutzzauber Protego kann auch jederzeit aktiviert werden oder man hechtet schnell zur Seite. Außerdem stehen dem Spieler Heilung in Form des Mega Power Tranks und weitere Items im Kampf zur Verfügung. So lässt sich ein Duell tatsächlich sehr individuell gestalten und wem das alles zu kompliziert ist, der kann theoretisch auch nur mit einer Handvoll Zaubersprüche und Ausweichrollen seine Kämpfe gewinnen – das dauert dann nur deutlich länger. Wobei man auch sagen muss, dass es sicherlich nicht das komplizierteste oder herausforderndste Kampfsystem ist.

Viele Zaubersprüche, die im Kampf zum Einsatz kommen, sind auch beim Erkunden nützlich und wichtig. So gilt es, mithilfe von Magie diverse Aufgaben zu lösen und sich im Schloss oder durch Dungeons zu bewegen. Auch das Menü ist vielseitig und schön gestaltet. Dort haben wir eine Übersicht über die gesammelten Informationen, besiegten Gegner, getroffenen Tierwesen und gefundenen Rezepte, alles beziffert mit einer Komplettierungsrate, um auch ja den Sammeltrieb zu entfachen. Dazu kommt noch die schön designte 3D-Map von Hogwarts und Umgebung.

Screenshot via „Hogwarts Legacy“
Die Map macht optisch und funktional einiges her. Foto: Screenshot via „Hogwarts Legacy“
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Fazit – so hat sich „Hogwarts Legacy“ im Test geschlagen

Tatsächlich kann man erfreulicherweise sagen, dass „Hogwarts Legacy“ den enorm hohen Erwartungen gerecht wird. Technisch müssen die Entwickler zwar noch an einigen Stellen nachbessern, werden das aber sicher auch in naher Zukunft tun. Außerdem gibt es viel DLC-Potenzial. So war etwa der Aufschrei groß, als bekannt wurde, dass es kein Quidditch geben wird. Das Stadion steht allerdings bereits fertig in der Spielwelt herum. Denkbar und cool wäre natürlich auch PVP-Duell-Modus. Abseits dessen hat „Hogwarts Legacy“ in unserem Test gezeigt, dass es neben einer wirklich gelungenen Spielwelt und einer unterhaltsamen Story eine wirklich meisterhaft umgesetzte Atmosphäre bietet.

Die vielen versteckten Geheimnisse und Rätsel füttern den persönlichen Entdeckergeist, der vor allem bei Harry-Potter-Fans in diesem Spiel ohnehin recht ausgeprägt sein dürfte. Generell bringt „Hogwarts Legacy“ ein fein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Quests, Erkunden, Herausforderung und einem gewissen Flow mit, der einen die Zeit komplett vergessen lässt. Das Sammeln fühlt sich selten wie Fleißarbeit, sondern immer nötig und organisch an, was auch daran liegt, dass das Spiel geschickt immer wieder neue Elemente einführt. Hauptstory und Kampfsystem sind nicht besonders tiefgründig oder anspruchsvoll, das müssen sie aber auch gar nicht sein, denn der eigentliche Star ist und bleibt die generelle Spielerfahrung und das Gefühl, endlich eine eigene Geschichte in Hogwarts zu haben.

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