19. August 2018, 10:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Als die Gamescom 2009 erstmals in Köln eröffnete, war die Messe vor allem noch ein Treff für Hardcore-Spieler. Seitdem ist viel passiert, nicht nur in Sachen Wachstum. Selbst die Kanzlerin und der Kölner Dom können sich dem digitalen Zauber nicht entziehen. Wie geht es weiter?
Die Gamescom ist ein Ort, an dem sehr viel gleichzeitig passiert. Die Messehallen sind abgedunkelt, aber von grellen Bildschirmen durchzogen. Auf der einen Seite treffen sich beschlipste Fachbesucher, auf der anderen kostümierte Spielefans in den Fantasie-Outfits ihrer Lieblingshelden. TECHBOOK ist auch vor Ort und spürt die Trends der Gaming-Branche in den nächsten Tagen für Sie auf!
Die Gamescom 2018 (21. bis 25. August) steht in den Startlöchern! Bei all den knalligen Bildern, Neuheiten und Branchenzahlen schwingt in diesem Jahr allerdings auch etwas mit, das der schnelllebigen Digitalszene recht fremd ist: ein Gefühl für Geschichte. Der Grund: Es ist die zehnte Gamescom.
Vorgänger der Gamescom war in Leipzig
2009 öffnete die Video- und Computerspielmesse erstmals in Köln. Sie löste damals die Gamesconvention in Leipzig ab. Für die Stadt in Sachsen war es ein herber Schlag. In Köln sahen die Verantwortlichen des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) – mittlerweile aufgegangen im Verband der deutschen Games-Branche (game) – bessere Perspektiven, dynamisch zu wachsen.
Heute kann man sich leicht verlaufen, wenn man die Gamescom besucht. Massiv gewachsen ist die Messe nämlich tatsächlich. „In so einer schnellen Branche kann man nie zehn Jahre vorausschauen. Aber wir hatten damals eine Vision“, sagt Tim Endres von der Koelnmesse, verantwortlich für die Gamescom. Er rechnet vor: „2009 sind wir mit rund 450 Ausstellern gestartet – in diesem Jahr werden wir die 1000-Aussteller-Marke knacken. Im vergangenen Jahr hatten wir 355.000 Besucher – im ersten waren es rund 245.000.“ Zudem sei die Messe sehr viel internationaler geworden.
Nicht nur Fachmesse, sondern Anlaufpunkt für Fans
Die Gamescom ist Fachmesse und Event zugleich. Jenseits der nackten Zahlen zieht sie ihre Bedeutung daraus, eine Art Vergrößerungsglas für die Video- und Computerspielszene zu sein. Was vor 30 Jahren noch absolute Nische war, schwappt heute weit in den Mainstream, inklusive einer unüberblickbaren Zahl an Subkulturen. Es gibt Hardcore-Gamer und Gelegenheitsspieler, eine YouTube-Community und Rollenspieler, Retro-Fans aus den 80ern und nach neuem Technik-Schnickschnack gierende Bastler. All sie soll eine einzige Messe abbilden. Die Gamescom nennt sich selbst das „weltweit größte Event für Computer- und Videospiele“ – mit Betonung auf Event. „Die Gamescom ist mehr als eine Messe geworden“, sagt Tim Endres.
2016 war sogar der altehrwürdige Kölner Dom Teil davon. Er blieb damals bis spätabends geöffnet und inszenierte sich mit eine Musik- und Lasershow. 2017 kam die Kanzlerin zur Eröffnung, was die Branche als „Ritterschlag“ feierte. Zu Zeiten der Killerspiel-Debatten vor einigen Jahren wäre so ein Besuch wohl undenkbar gewesen. In diesem Jahr wollen Land und Stadt zur Jubiläumsmesse das Rheinufer illuminieren. Die Spiele sind in der Gesellschaft angekommen.
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Internationale Neuheiten gibt es weniger
Die Kehrseite ist, dass die Gamescom seltener weltweite Schlagzeilen macht, wenn es um bahnbrechende Neuheiten geht. „Die Gamescom ist eine eindeutige Besuchermesse. Man muss also hin, wenn man etwas erleben will“, sagt Patrik Schönfeldt vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler. Wer zu Hause auf große Neuigkeiten wartet, für den sei bislang etwa die E3 in Los Angeles wichtiger.
In die endlosen Warteschlangen vor den Blockbuster-Spielen würde er sich im Übrigen auch nicht stellen, bekennt Schönfeldt. „Aber man kann es vielleicht mit einem Freizeitpark vergleichen, in dem man auch mal drei Stunden für eine Achterbahn ansteht“, erklärt er.
Die Frage ist, wo die Grenze des Freizeitparks Gamescom erreicht ist. Kann man auch zu groß werden? Was den Platz angeht, erstmal nicht. Derzeit habe die Gamescom 200.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, sagt Tim Endres. Das Messegelände umfasse aber insgesamt 280.000 Quadratmeter. „Wir haben noch Luft.“