4. Juli 2018, 15:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Leistung der eigenen Grafikkarte zur Verfügung stellen und dafür PC-Spiele wie „Far Cry 5“, „GTA“ und viele weitere bekommen. Das verspricht das Berliner Start-up Games From Space und Tausende machen bereits mit. TECHBOOK nimmt die Geschäftsidee genauer unter die Lupe.
Dass man mit Grafikkarten Geld verdienen kann, ist spätestens seit dem Boom von Kryptowährungen wie Bitcoin bekannt. Mit der Rechenleistung der Karten können Sie neue Bitcoins und andere Währungen selbst generieren. Für die breite Masse ist dieser Vorgang, das sogenannte „Mining“, aber viel zu kompliziert und auch oft nicht rentabel. Hier kommt Games from Space ins Spiel. Die Spielewebsite übernimmt den Mining-Vorgang für seine Nutzer und bietet ihnen dafür PC-Spiele an. TECHBOOK erklärt, wie das funktioniert und was Sie zu beachten haben.
Games from Space nutzt ihre Grafikkarte, wenn sie es nicht tun
Das System hinter Games from Space funktioniert wie folgt: Das Programm greift auf Ihre Grafikkarte zu, sobald Ihr Rechner eingeschaltet ist, aber nicht mehr benutzt wird. Dabei wählen Sie frei, wie lange der Rechner inaktiv sein muss, etwa 10 Minuten, bis die vorher installierte Software startet. Ihre Grafikkarte beteiligt sich dann am Miningprozess. Games from Space nutzt die Grafikkarte, um die Kryptowährung Etherium zu minen. Je nach Leistung der Hardware werden damit aktuell umgerechnet bis zu 1,50 Euro pro Tag (bei einer Geforce GTX 1080) erwirtschaftet, die als Kryptowährung auf dem Konto von Games from Space landen. Dieser Wert kann je nach Kurs der Kryptowährung steigen oder fallen. Dafür bekommen die Nutzer von Games From Space eine selbst erstellte Währung namens Spacecoins. Diese tauschen sie dann im Onlinestore der Website gegen Spiele ein.
Spieleauswahl noch ausbaufähig – aber vielfältig
Auf der Website gamesfromspace.com können Sie die verfügbaren Spiele einsehen. Die Seite versteht sich als Spielehändler. Die Auswahl ist aktuell überschaubar, bietet jedoch eine gute Auswahl an Games in verschiedenen Preisklassen. Aktuellere Titel wie „Far Cry 5“, „Battlefield 1“ und „For Honor“ sind genauso dabei wie die Klassiker „Witcher 2, „Diablo 3“ oder „World of Warcraft“.
Um ein einen Top-Titel wie „Far Cry 5“ zu erwirtschaften, sind je nach Grafikkarte und Auslastung ein bis drei Monate notwendig. Der Fortschritt kann dabei jederzeit eingesehen werden. Dank Spielen wie „The Witcher 2“, die es bereits für Spacecoins im Wert von 1,50 Euro gibt, bekommen Nutzer bereits nach einem Tag ein schnelles Erfolgserlebnis.
Gute Grafikkarten bringen mehr Ertrag
Um auf ein Top-Game nicht Monate lang warten zu müssen, sollten Sie eine Grafikkarten mit mindestens 4 Gigabyte (GB) RAM besitzen. Hier ist eine Geforce GTX 1050 (um die 150 Euro) schon das absolute Minimum. Die Plattform öffnet die Tore aber auch für schwächere Grafikkarten ab nur einem GB RAM. Besitzer dieser Modelle sollten sich jedoch lieber an günstigeren Spielen orientieren, da es sonst eine Ewigkeit dauert.
Vorsicht vor hohen Stromkosten und Verschleiß
Auch wenn für den Dienst selbst keine Kosten anfallen, macht sich die intensive Nutzung der Grafikkarte gehörig auf der Stromrechnung bemerkbar. Viktor Holter, Geschäftsführer von Games from Space, klärt gegenüber TECHBOOK auf, dass „bei einem Spiel im Wert von 30 Euro 10 bis 15 Euro Stromkosten anfallen können“. Die Dauernutzung des PCs oder Laptops beansprucht die Hardware darüber hinaus um ein vielfach höheres Maß, was sich nicht zuletzt auf die Lebensdauer der einzelnen Komponenten auswirkt. Das bezieht sich jedoch nur auf die reine Dauer der Nutzung, denn der Mining Prozess beansprucht die Grafikkarte nicht mehr als etwa ein PC-Spiel.
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Die Idee hinter Games From Space trifft den Zeitgeist: Krypowährungen sind der neue Trend im Internet und versprechen interessante Anwendungsbeispiele – dazu zählt definitiv auch Games from Space. Das System ist transparent und verdient letztendlich am Verkauf der Spiele, nicht am Mining. Wer keine Kreditkarte oder ein Online-Konto besitzt, kann hier trotzdem leicht an Spiele kommen. Genau darin liegt aber auch ein ein Problem: Kinder und Jugendliche nutzen den Service unbedacht, um an Gratis-Games zu kommen, während deren Eltern am Ende die Zeche zahlen müssen. Die kann ganz schön hoch ausfallen, wenn man bedenkt, dass ein Rechner, der ein Jahr durchläuft, rund 1000 Euro Stromkosten verursacht. Außerdem muss sich jeder die Frage stellen, ob sich das Angebot mit dem individuellen Umweltbewusstsein vereinbaren lässt.