12. März 2024, 15:44 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Mit Ostern haben sie nichts zu tun. Man nennt sie Easter Eggs wegen der Überraschung beim Finden: Sie sind in vielen Games versteckt und haben eine lange Tradition mit kreativ-kuriosen Auswüchsen.
Witziges, Hintersinniges, Verrücktes, Abwegiges: Easter Eggs sind alles, nur nicht langweilig. Die Rede ist nicht von bemalten oder unbemalten Hühnereiern, auch nicht von Eiern aus Schokolade, Zuckerschaum oder Gelee. Es geht um virtuelle Überraschungen, die sich in Games verstecken.
Übersicht
- Welche Arten von Easter Eggs gibt es?
- Die lustigsten Easter Eggs in Videospielen
- Riesenratte (Mirror’s Edge)
- Kuh-Level (Diablo 2)
- Baby (Wolfenstein – The New Order)
- Statue of Happiness (Grand Theft Auto 4)
- Jar Jar Binks (Star Wars: Forced Unleashed)
- Einhorn-Kanone (Red Faction – Armageddon)
- Altersschwäche (Metal Gear Solid 3 – Snake Eater)
- Böser Blick (FIFA 17)
- Eiswagen (Hitman: Absolution)
- Disco-Soldaten (Crysis 2)
- Truthahn (Assassin’s Creed 3)
- Hunde-Ende (Silent Hill 2)
- Was ist die Motivation hinter Easter Eggs?
Welche Arten von Easter Eggs gibt es?
Patrick Becher kennt sich aus: Er betreibt in Hamburg den Retro Spiele Club, ein Museum in dem auf den ausgestellten Computern und Konsolen alle möglichen Games aus den letzten 50 Jahren gespielt werden können. Und er spricht im Podcast „Retrokompott“ regelmäßig mit Games-Entwicklerinnen und -Entwicklern. Hier erklärt er, was es mit dem Phänomen auf sich hat.
Das erste Easter Egg muss Becher zufolge 1979 bei dem Atari-2600-Spiel „Adventure“ zu finden sein. Da konnte man nämlich, wenn man bestimmte Bewegungssequenzen vollführt hat, einen Geheimraum öffnen. Und da sah man dann den Namen des Entwicklers: Warren Robinett.
Die Jagd nach dem Osterei
Es gibt die Easter Eggs, die man wie damals bei „Adventure“ wie ein Osterei sehen muss, das gefunden werden will. Ein prominentes Beispiel ist „The Secret of Monkey Island“ (1990). Hier soll der Spieler an einer Stelle Diskette 22 einlegen – nur um dann zu merken, dass es die Diskette überhaupt nicht gibt.
Das Spiel hat weniger Disketten und je mehr man da herumprobiert, desto höher wird die Diskettennummer. Und irgendwann guckt einen dann die Spielfigur an und sagt: „Du wirst sie nicht finden.“ Nach dem Motto: Der Teil wurde ja noch gar nicht programmiert.
Automatisch ausgelöste Easter Eggs
Auf der anderen Seite gibt es Easter Eggs, die sich nach Uhrzeit oder Datum richten, etwa bei „Little Computer People“ (1985). Da werden zum Beispiel zur Weihnachtszeit Weihnachtslieder gespielt, wenn sich die Hauptfigur ans Klavier setzt. Beim Quizspiel „You don’t know Jack“ (1995) stellt der Quizmaster die Fragen je nach Einstellung und Datum anders.
Easter Eggs in Anwendungen
Nicht nur in Videospielen, sondern auch in Anwendungen findet man Easter Eggs. Es gibt einen Flugsimulator in Excel 97. Dieser lässt sich mit den Spalten „X97:L97“ und einem Klick auf die Diagramm-Option auslösen. Im Simulator laufen sogar die Credits, die zeigen, wer an der Entwicklung mitgewirkt hat.
Auch Google steckt voller Easter Eggs. Man kann etwa Pac-Man spielen, wenn man „Pac-Man“ eintippt. Tippt man den englischen Satz „Do a barrel roll“ ein, dreht sich der Bildschirm.
Die lustigsten Easter Eggs in Videospielen
Entwickler lassen sich immer wieder neue Ideen für Easter Eggs einfallen. Videospiele stecken deshalb voll von erstaunlichen Geheimnissen, popkulturelle Anspielungen oder einfach schwachsinnigen Dingen zum Schmunzeln. TECHBOOK stellt Ihnen die witzigsten, kuriosesten und krassesten Easter Eggs vor.
Riesenratte (Mirror’s Edge)
Im Parkour-Spiel „Mirror’s Edge“ (2008) können Sie die Großstadt von einer großen Plage heimsuchen lassen. Nach einer bestimmten Schussfolge mit dem Scharfschützengewehr wird der herannahende Polizei-Konvoi von einer Riesenratte verfolgt.
Kuh-Level (Diablo 2)
Im Klassiker „Diablo 2“ (2000) kann der Held über ein rotes Portal in ein geheimes Level gelangen. Dort trifft er nicht wie gewohnt auf Orks, Zauberer oder Skelette, sondern bis an die Zähne bewaffnete Kühe.
Baby (Wolfenstein – The New Order)
Wer im Nazi-Shooter „Wolfenstein – The New Order“ (2014) den leichtesten Schwierigkeitsgrad auswählt, wird vom Spiel nicht mehr sonderlich ernst genommen. Statt dem grimmigen Lächeln bekommt der kämpferische Protagonist ein Häubchen und einen Schnuller verpasst. Dass der Schwierigkeitsgrad den Namen „Darf ich spielen, Papi?“ trägt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Statue of Happiness (Grand Theft Auto 4)
Die „Grand Theft Auto“-Reihe (1997-2013) ist neben ihrem Großstadt-Chaos vor allem für ihre Easter Eggs bekannt. Ufos, Big Foot, Geister – eigentlich gibt es fast nichts mehr, was nicht in ihren riesigen Spielwelten versteckt wurde. In „GTA 4“ (2008) kann der Protagonist beispielsweise die „Statue of Happiness“ (eine klare Anspielung auf die Freiheitsstatue) aufsuchen. Erreicht er ihre Spitze mit einem Helikopter, kann er ein riesiges, pumpendes Herz in ihr entdecken.
Jar Jar Binks (Star Wars: Forced Unleashed)
Viele Fans nennen Jar Jar Binks den nervigsten Charakter im ganzen Star Wars-Universum. Deshalb wundert es Spieler in „Star Wars: Forced Unleashed“ (2008) auch nicht, dass jemand ihn statt Han Solo in Karbonit eingefroren hat.
Einhorn-Kanone (Red Faction – Armageddon)
In „Red Faction – Armageddon“ (2011) kann der Held ein mysteriöses Einhorn finden. Oh, wie süß, denkt man – bis aus seinem Hintern ein Regenbogen-Strahl schießt.
Altersschwäche (Metal Gear Solid 3 – Snake Eater)
Wer dieses Geheimnis aus „Metal Gear Solid 3 – Snake Eater“ (2005) kennt, kann den Boss-Kampf gegen The End sehr leicht gewinnen. Bei diesem handelt es sich um einen uralten Scharfschützen. Wenn der Spieler kurz nach Beginn des Kampfes ein paar Tage wartet – oder einfach das Datum im Spielsystem ändert – ist der Scharfschütze beim nächsten Versuch an Altersschwäche verstorben.
Böser Blick (FIFA 17)
Bei „FIFA 17“ (2016) können Sie Zeuge wahrer Rivalität werden. Wenn Sie im Auswahlmenü zwei Spieler aus verfeindeten Mannschaften gegenüberstellen, beginnen die beiden sich irgendwann böse anzustarren. Ein kleines Geheimnis noch am Rande: In manchen „FIFA“-Teilen gratuliert der Moderator einem Fußballer zum Geburtstag, wenn Sie an dem betreffenden Tag spielen.
Eiswagen (Hitman: Absolution)
In „Hitman: Absolution“ spielen Sie einen glatzköpfigen Auftragskiller. Bei der Zielperson Lenny muss sich der Spieler aber nicht unbedingt die Hände schmutzig machen. Wenn er alle Geier in der Wüste abknallt, rast plötzlich ein Eiswagen heran und überfährt Lenny.
Disco-Soldaten (Crysis 2)
Krieg muss in Videospielen nicht immer ernst sein. Wer gut aufpasst, kann in „Crysis 2“ (2011) ein paar Soldaten finden, die zu Disco-Musik in einem Fahrstuhl tanzen.
Truthahn (Assassin’s Creed 3)
In „Assassin’s Creed 3“ (2012) kann sich der Assassine einen merkwürdigen Verbündeten anlachen: Wenn er den richtigen Truthahn füttert, setzt sich dieser eine stylische Kapuze auf und bekennt sich damit zur Bruderschaft. Töten kann er allerdings niemanden. Nur cool aussehen.
Hunde-Ende (Silent Hill 2)
„Silent Hill 2“ (2001) gilt als eines der unheimlichsten Horror-Spiele überhaupt. Eine spezielle Spielweise offenbart dem Helden, wer wirklich hinter dem der Spuck der Geisterstadt steckt: Ein Kopfhörer-tragender Hund, der alles von seinem Kontroll-Board aus steuert. Neben dem UFO-Ende gehört das Hunde-Ende zu einem der spaßigen Ausgänge des sonst sehr melancholischen Spiels.
„Fifa 18“, „Assassin's Creed“, „Star Wars Battlefront 2“ E3 2017: Die besten Trailer, die Sie unbedingt sehen müssen
Zerstörte Fernseher, Controller und Konsolen Die krassesten „Fifa“-Ausraster aller Zeiten
Videospiele Die Gewinner der Steam Awards 2022 im Check
Was ist die Motivation hinter Easter Eggs?
Laut Becher ist das bei den ersten Easter Eggs einfach zu erklären. In der damaligen Zeit war es nicht erlaubt, dass die Programmierer ihre Namen in Spielen hinterlassen. Es gab keine offiziellen Credits wie heute, wo man bei Filmen und Spielen ja sehen kann, wer beteiligt war.
Die Hersteller hatten wohl Angst davor, dass Programmierer abgeworben werden, wenn man ihre Namen in Spielen sehen kann. Und deswegen durften oder sollten die Namen der Entwickler nicht bekannt werden.
Warren Robinetts Easter Egg in „Adventure“ wurde irgendwann entdeckt, aber da war er schon längst nicht mehr bei Atari. Entfernen konnte man seinen Namen dann aber nicht mehr. Es wäre zu teuer gewesen, alle Spiel-Module neu aufzusetzen. In den Softwareabteilungen kam man schnell zur Ansicht durchgesetzt, dass das versteckte Detail eine gute Idee sein könnte. Kurz nach dem ersten Easter Egg war es dann geduldet oder sogar gewünscht, dass Programmierer sich so in ihren Spielen verewigen.
Mit Material von dpa