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Drehknopf, Joystick, Gamepad

Die Geschichte des Gaming-Controllers

Der Weg bis zum heute gängigen Controller war weit: Die Geschichte des Controllers
Der Weg bis zum heute gängigen Controller war weit Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

14. September 2024, 9:32 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Controller sind aus dem heutigen Gaming-Markt gar nicht mehr wegzudenken. Doch wie hat diese Erfolgsgeschichte eigentlich angefangen? TECHBOOK-Nostalgiker Lars Lubienetzki erinnert sich gerne zurück.

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Mein erster Controller bestach durch ikonische Schlichtheit: Ein einfacher Steuerhebel auf rechteckigem Grund, auf dem sich oben links ein feuerroter Knopf befindet. Game-Klassiker wie „Summer Games“ oder „Decathlon“ haben bei mir für schweißnasse Hände gesorgt – meinen Joystick hingegen frühzeitig geschrottet. Beim Versuch den nächsten Weltrekord einzufahren, haben die Kontakte durch die schnellen, ruckartigen Bewegungen des Steuerhebels irgendwann den Geist aufgegeben. Warum Joysticks heute kaum noch genutzt werden und was der Steuerknüppel mit Flugzeugen zu tun hat, beleuchtet dieser Artikel.

Bewegung per Drehknopf

Die Geschichte aller Controller begann in den 1950er-Jahren. In dieser Zeit entstanden erste Ideen für Computerspiele. Die Mutter aller Games besteht dabei aus einem Lichtpunkt und zwei virtuellen Balken. „Tennis for Two“ heißt das erste Videospiel. Anfang der 1970er-Jahre entwickelte Atari eine etwas anspruchsvollere Variante namens „Pong“ und stieg damit zum Videospielriesen auf.

Beide Spiele haben eine Gemeinsamkeit: Die Balken werden mit einem Drehknopf rauf und runter bewegt. Die Steuerung per drehbarem Knopf ergänzt um ein oder mehrere Buttons war lange Zeit Standard für die ersten Videospiele. Auch die weltweit erste Spielekonsole Magnavox Odyssey setzte 1972 auf einen Controller mit Drehknopf.

Ralph Baer, der Erfinder der Magnavox Odyssey, hat damals bereits an einem Joystick getüftelt. Bei der Veröffentlichung der Spielekonsole entschied er sich allerdings für ein Steuergerät mit Drehknopf.

Videospielautomaten ebnen den Weg für den Joystick

Erste Steuerknüppel tauchten kurze Zeit später in den Spielhallen auf. Der Videospielautomat „Space Race“ nutzte damals einen Steuerhebel, um Raketen nach oben und unten fliegen zu lassen. Nicht von ungefähr tauchte der erste Steuerhebel bei einem Flugspiel auf. Denn die Steuerung von Flugzeugen dientr als Vorlage für den ersten Joystick. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts steuertr der Pilot Edward George seinen Doppeldecker mit einem Hebel. Daraus entwickelte sich der Name „George Stick“. Aus dem „George Stick“ wurde dann später der Joystick.

Das Urmodell eines Joysticks lieferte Atari im Bundle mit seiner legendären Spielekonsole Atari VCS 2600. Der schlichte schwarze Steuerhebel, unten eingehüllt in einer Faltenbalgschürze, mit dem Feuerknopf in der oberen linken Gehäuseecke, diente eigentlich einem anderen Zweck.

Der damalige Chef-Designer von Atari, Kevin McKinsey, hat sich später sogar für seinen Joystick entschuldigt. Denn ursprünglich sollte dieses Steuergerät nur für das Videospiel „Tank“ und die Steuerung von Panzern eingesetzt werden. Daher auch die Balgschürze, die in Panzern zum Einsatz kommt, um die Steuereinheit vor Dreck zu schützen.

Sein Joystick sei nicht ergonomisch geformt und äußert unhandlich, bekannte Kevin McKinsey. Dennoch stieg sein Joystick in den nächsten Jahren zur Stil-Ikone auf, an denen sich andere Controller-Hersteller orientierten. Gleichzeitig definierte Atari auch den Schnittstellen-Standard für Joysticks. Viele Heimcomputer-Hersteller verbauten in der Folge eine Atari-Joystick-Schnittstelle in ihren Rechnern, darunter auch Commodore im C64. Der „Brotkasten“ verfügt sogar über zwei Ports.

Gute und schlechte Joystick-Variationen

Parallel tauchten viele schlechte und einige gute Joystick-Varianten auf. Die Grundform des Atari-Joysticks blieb dabei zunächst gleich. Viele Controller-Hersteller veränderten den Steuerhebel. Zusätzliche Knöpfe tauchten am Gehäuse und am Steuerknüppel selbst auf. Einige Hersteller probierten die Steuerung per Trackball, wie man sie aus den ersten Computermäusen kennt. Form und Größe des Steuerhebels veränderten sich. Einige Joysticks erinnerten dann eher an Steuerknüppel, wie sie in Flugzeugen verbaut werden.

Das verwendete Material beeinflusste den Preis. Günstige Joysticks bestehen fast ausschließlich aus Billigplastik. Spielen macht damit zumindest nicht lange Spaß. Bei jeder Bewegung knarzt und knirscht es. Nicht selten sind diese einfachen Geräte bei einer schnellen Aktion zerbrochen.

Einige wenige Hersteller setzten hingegen auf eine besonders stabile Konstruktion. Der Automaten-Hersteller Wico bot wahre Joystick-Schmuckstücke. Die Wico-Geräte beeindruckten durch einen Metallschaft und große Knöpfen, wie es sie sonst nur bei Videospielautomaten gab. So viel Liebe zum Detail kostete allerdings auch eine Stange Geld.

Eine Nische zwischen Schrott und Luxus fand ein englischer Hersteller. Kempston Micro Electronics lieferte den Prototyp für den Competition Pro. Dieser Joystick definierte ab Mitte der 1980er-Jahre einen neuen Joystick-Standard.

Der rote Steuerhebel mit Kugelkopf und zwei großen Buttons gehörte bald zu den Gamer-Lieblingen. Das wirklich Neue verbarg sich aber unter dem stabilen Gehäuse: kleine Mikroschalter. In der Folge purzelten die Weltrekorde bei Sportspielen wie „Decathlon“ reihenweise. Denn die Mikroschalter im Competition Pro vertrugen das intensive Gerüttel des Steuerknüppels etwas länger.

Nintendo liefert den Gamepad-Vorläufer

Das Steuerkreuz tauchte schon beim beliebten NES auf und etablierte sich spätestens mit dem Gameboy als akzeptierte Steuereinheit. Mit dem Controller für Super Nintendo lieferten die Japaner dann bereits 1990 die Vorlage späterer Gamepads. Vergleichen Sie einmal die Controller für die Playstation oder die Xbox mit dem ersten SNES-Controller.

Neben dem inzwischen standardmäßigen Steuerkreuz auf der linken Seite befinden sich auf der rechten Seite vier Tasten und die berühmten Buchstaben „X“, „Y“, „A“ und „B“. Zudem verfügt der SNES-Controller über zwei Buttons mit den Namen „Select“ und „Start“. Kommt Ihnen bekannt vor?

Weitere Controller-Generationen sind größer, ordnen die Buttons anders an und liegen besser in der Hand. Am Grundmuster änderte sich hingegen nicht mehr viel. Der Joystick feierte später eine Rückkehr in Form zweier kleiner Hebel auf der Oberseite. Die Steuerung der Sticks erfolgt per Daumen, um beispielsweise 360-Grad-Drehungen der Spielfigur zu vollführen. Die Hebel ließen sich dann nicht nur drehen, sondern auch drücken. So werden in manchen Games bestimmte Aktionen ausgelöst.

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Haptische Elemente halten Einzug

Übrigens: Für Rennspiele gibt es spezielle Lenkrad-Controller. Sie erhöhen den Fahrspaß beim Sprint über die Rennpiste erheblich. Auch diese Lenkrad-Steuerung geht zurück auf die ersten Controller mit Drehknopf. Microsoft stellte Ende der 1990er-Jahre erste Lenkrad-Controller mit sogenanntem Force Feedback vor. Dabei simuliert der Controller die Kräfte, die auch beim schnellen Fahren in einem richtigen Auto auf das Lenkrad einwirken.

Die haptische Wahrnehmung beim Spielen gewann ab den 2000er-Jahren immer stärker an Bedeutung. Bei Controllern nennt sich diese Technologie Dual Shock. Sony setzte diese erstmalig in seinen Playstation-Controllern um. Seitdem spüren Gamer beim Drücken von Buttons Widerstände, je nach Spielsituation. Oder bei besonders nervenaufreibenden Game-Sequenzen vibriert das Gerät in den Händen.

Die Controller-Haptik hat sich in den vergangenen Jahren noch immer weiter verbessert. Wiederum Sony lieferte mit der DualSense-Technologie in seinem PS5-Controller noch feinere Sinnesmomente. Wenn bei „Gran Turismo“ der Rennbolide wieder einmal von der Strecke abdriftet und über Gras oder Schotter schlittert, dann überträgt sich dieses Fahrgefühl über die Fingerspitzen auf den ganzen Körper.

Seit Mitte der 2010er-Jahre tauchen Controller auf, bei denen sich die Tastenbelegung frei konfigurieren lässt. Vor allem Profi-Gamer im E-Sport-Bereich nutzen solche Controller, um die Steuerung individuell auf ihre Spielweise anzupassen. Inzwischen gibt es die Geräte auch für den privaten Gebrauch.

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Seit dem ikonischen Atari-Joystick hat sich in der Computer-Spielewelt vieles verändert. Bessere Hardware sorgt für realistischere Spielerlebnisse. Moderne Gamepads haben diese Entwicklung nicht nur mitgemacht, sondern dem Gaming-Erlebnis durch Force Feedback, Dual Shock und DualSense eine haptische Ebene hinzugefügt.

Parallel gibt es gerade eine kleine Retrowelle, losgetreten von Atari. Im Jahr 2023 ist eine Neuauflage der kultigen Atari 2600+ Konsole herausgekommen, selbstverständlich mit dem legendären Joystick. Noch in diesem Jahr soll auch die Atari 7800+ in einer runderneuerten Version erscheinen. Sogar neue Games für die Konsole sind angekündigt.

Freunde des Competition Pro bedient schon seit Längerem der Hersteller Speedlink. Der ungekrönte Nachfolger des Atari-Joysticks verfügt unter der Oberfläche inzwischen selbst über Retro-Games und besitzt eine USB-Schnittstelle.

Themen Geschichte Konsolen
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