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„A Plague Tale: Requiem“ im Spieletest: „Kein Vergleich zum Vorgänger!“

A Plague Tale Requiem Startbildschirm auf der Nintendo Switch Rot Blau
Kann „A Plague Tale: Requiem“ den Erwartungen gerecht werden? Foto: TECHBOOK
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

25. Oktober 2022, 12:33 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Der Nachfolger des erfolgreichen Videospiels „A Plague Tale: Innocence“ muss hohen Erwartungen gerecht werden. TECHBOOK hat den Titel getestet – und findet ihn nur teilweise gelungen.

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Mit seinem Stealth-Adventure „A Plague Tale: Innocence“ landete Asobo Studio 2019 einen Überraschungshit. Das Spiel räumte Preise ab und überzeugte vor allem mit seiner unerwarteten und wendungsreich erzählten Handlung sowie seinem Setting. Für Asobo war das unter anderem ein echter Wachstumsschub; das Studio ist inzwischen weit über 200 Mann stark und hat dementsprechend auch mehr Ressourcen in den Nachfolger gesteckt. Auch in der TECHBOOK-Redaktion hat der Titel Fans, deswegen gab es gewisse Erwartungen an den Nachfolger. Wir haben „A Plague Tale: Requiem“ auf der Nintendo Switch getestet. Das Fazit fällt gut bis gespalten aus. Mit seinem Vorgänger kann „Requiem“ irgendwie mithalten – und dann irgendwie doch nicht so ganz.

Darum geht es in „A Pleague Tale: Requiem“

Die Handlung setzt sechs Monate nach dem Ende des Vorgängers an. Wir befinden uns also immer noch im Frankreich des 14. Jahrhunderts. Und immer noch beziehungsweise wieder sind die Krankheiten verbreitenden und omnipräsenten Ratten ein großes Problem. Das bringt auch Hugo de Rune erneut in Gefahr, der an der seltenen Krankheit Prima Macula leidet. Diese schwächt ihn zwar, ermöglicht ihm aber auch die Kontrolle über die mysteriösen Rattenschwärme.

Als Hugo im Traum eine Insel erscheint, auf der es angeblich ein Heilmittel für ihn geben soll, machen sich die de-Rune-Geschwister, unter der Führung von Hugos Schwester Amicia, mit ihrer Mutter Béatrice auf den Weg dorthin. Begleitet werden sie von Alchemie-Lehrling Lucas, den wir bereits aus „Innocence“ kennen. Damit setzt „Requiem“ erneut auf ein ähnliches Setting und noch mehr auf die Chemie zwischen den beiden Geschwistern, die sich im ersten Teil zunehmend angenähert haben. Aber mit dem zwielichtigen Arnaud und seiner Schmugglerfreundin Sophia sind auch interessante neue Charaktere dabei.

Die Handlung ist sehr geradlinig, genauso wie das Leveldesign, wobei wieder mehrere Wege zum gewünschten Ziel führen. Man kann sich auch ganz grundlegend selbst für einen Spielstil entscheiden. Sucht man mit Amicia eher die Konfrontation oder setzt man auf die schön ausgearbeiteten Stealth-Elemente? Und was wirklich vom ersten Moment an positiv und wortwörtlich ins Auge springt, ist die großartige Optik des Spiels. Das Setting ist mit der Provence in „Requiem“ auch deutlich farbenfroher und freundlicher als in „Innocence“. Wenn man über die Lavendelfelder rennt, hat man fast schon Toussaint-Vibes – hoch lebe „The Witcher 3“!

Inhaltlich ist die Fortsetzung umfangreicher und umfasst insgesamt 17 Kapitel. Übrigens soll es laut Asobo keinen dritten Teil von „A Plague Tale“ geben. Es ist nicht nötig, den ersten Teil vor „Requiem“ gespielt zu haben, allerdings findet man sich schneller in das Spielsystem ein und versteht Anspielungen in den Dialogen besser.

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Neue Waffen und noch mehr Ratten

Wie bereits erwähnt, hatten wir die Cloud-Version von „A Plague Tale: Requiem“ auf der Nintendo Switch im Test. Hier muss man leider sagen, dass die Verbindung nie ganz stabil war, auch wenn die Switch in der Docking Station und somit per LAN mit dem Internet verbunden war. Atmosphäre und Story konnten deshalb nicht in Gänze wirken; etwa am PC oder einer leistungsstärkeren Konsole hätten die Probleme wohl nicht bestanden.

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Amicia hat wieder ihre Schleuder dabei, die eine wichtige Waffe und gleichzeitig ein nützliches Werkzeug ist. Mit ihr kann man Fackeln anzünden und wieder löschen, Feuertöpfe und Rattenköder werfen sowie Mechanismen auslösen, um im Spiel weiterzukommen. Außerdem ist das Arsenal an alchemistischen Waffen vergrößert, was das Lösen der Level etwas kniffliger, aber auch unterhaltsamer macht.

Die diesbezüglich größte Neuerung sind aber die neuen Waffen: Amicia stehen jetzt nämlich eine Armbrust und ein Messer zur Verfügung. Dadurch ist das Kampfsystem etwas anspruchsvoller (etwa durch die Quick-Time-Events für Messer-Angriffe) und die Möglichkeiten zum Absolvieren eines Abschnitts noch vielfältiger. Armbrustbolzen sind dankenswerterweise rar gesät, sodass man damit sparsam umgehen sollte. Anders ist das leider bei den alchemistischen Zutaten; hier ist selten Not, sodass man recht sorglos mit Bomben und der entsprechend herstellbaren Munition um sich werfen kann.

Go Hugo! Go hakelige Steuerung …

Was erneut punktet, ist dafür die sparsame Spielanzeige. Lebensbalken oder eine Mini-Map gibt es nicht. Nichtmal eine Sichtbarkeitsanzeige stört die atemlose Spannung bei den zahlreichen Schleichpassagen. Lediglich die hellen Flecken an den Rändern des Displays zeigen an, wann man besser die Beine in die Hand nehmen sollte, bevor einem die Verfolger sowieso lautstark hinterherschreien.

Hugo nimmt im Zusammenspiel mit Amicia eine noch größere Rolle ein, weil er seine Fähigkeiten nun gezielter einsetzen kann. Insgesamt ist es wieder wunderbar, wie sehr der kleine Bruder als ständiger Begleiter nicht nur NICHT stört. Kein überhaupt nicht intelligenter KI-Begleiter wie in „TESO“, der den Gegner aus dem sorgfältig platzierten Schadenskreis herauszieht. Keine nervtötende Ashley Graham wie in „Resident Evil 4“, die sich vor allem mit der Fähigkeit hervortut, im Weg zu stehen und dabei jede Menge Blödsinn von sich zu geben. Stattdessen ist Hugo ein wirklich angenehmer und vor allem nützlicher Begleiter für seine Schwester. Seine Fähigkeit, die Ratten zu kontrollieren wird in „Requiem“ öfter und somit beiläufiger eingesetzt. Dabei zeigt eine Ausdauer-Anzeige an, wie lange er die Ratten noch unter Kontrolle hat, um seiner Schwester Zeit zu geben, etwa zu einem weiteren Mechanismus zu gelangen oder die zahlreichen Gegner auszutricksen.

Apropos: Diese waren – zumindest auf der normalen Schwierigkeitsstufe – leider überhaupt keine Herausforderung. Zwar darf man nicht zu viele Treffer einstecken, weil man teilweise schon nach dem zweiten Schlag K.o. geht. Allerdings sind die Bewegungsmuster sonst sehr eingängig und beim Schleichen ist es wirklich einfach, die Gegner zu umgehen. Werden sie doch mal aufmerksam, suchen sie recht unambitioniert, geben schnell auf und vergessen das verdächtige Geräusch dann auch direkt wieder.

Neben den einfachen Gegnern sind auch die Rätsel keine echte Herausforderung. Hat man die grundlegenden Mechanismen einmal verstanden, besteht der Reiz des Spiels eigentlich nur noch aus Atmosphäre und Handlung. Und – zumindest über die Switch – war die Steuerung an einigen Stellen wirklich nicht flüssig. Zielen (und Treffen …) mit der Armbrust etwa gestaltete sich mitunter als reines Glücksspiel.

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„Requiem“ bietet tolle Atmosphäre, dafür weniger tolle Dialoge

Durch das Provence-Setting laufen wir durch eine wesentlich heiterere Spielwelt als in „Innocence“, wobei natürlich auch in „A Plague Tale: Requiem“ die Dunkelheit allein schon wegen der lichtscheuen Ratten eine wichtige Rolle spielt. Neue Orte wie etwa das mittelalterliche Marseille sehen wirklich schön aus und die einzelnen Abschnitte sind größer und umfangreicher als im Vorgänger. Dadurch und weil Asobo wieder auf eine hauseigene Engine setzt, geht allerdings einiges an Detailreichtum verloren beziehungsweise fällt dieses mehr auf. Denn während „Innocence“ durch die geringeren Erwartungen und das sparsamere Design überraschen und überzeugen konnte, fällt mit dem gestiegenen Anspruch an aber auch von „Requiem“ im Test deutlich auf, dass etwa in der Textilstruktur noch Luft nach oben ist. Schade ist in diesem Kontext auch, dass man keine großen Interakationsmöglichkeiten abseits der für die Handlung vorgesehenen Optionen hat. Die Spielwelt ist damit sehr schön, gänzlich darin einzutauchen ist aber schwierig.

Was der neue „Plague Tale“-Teil dafür wieder grandios macht, ist das anhaltende Spannungsgefühl. Man erwartet hinter jeder Ecke eine Falle und nur wenig ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. So können eigentlich positive Handlungen plötzlich das Gegenteil auslösen. Wie schon im ersten Teil lässt einen außerdem das Geräusch der Ratten auch nach Beenden des Spiels nicht ganz los. Zusammen mit dem stimmungsvollen Soundtrack entsteht so eine ganz besondere Atmosphäre. Die – zum Teil – nicht gut geschriebenen und – leider fast durch die Bank weg – unambitioniert vertonten Dialoge crashen diese Stimmung zuweilen etwas. Dem Gesamtkunstwerk fügt das aber nur einen Makel hinzu, der zu verschmerzen ist.

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Fazit: So hat uns uns „A Plague Tale: Requiem“ im Test gefallen

Wie schon der Vorgänger hat uns „Requiem“ im Test vor allem mit seiner Atmosphäre begeistert. Allein schon durch den Detailgrad und den größeren Umfang hat der neue Teil einiges zu bieten. Und trotz der nicht ganz überzeugenden Dialoge passt auch das Sounddesign in großen Teilen hervorragend zur sehenswerten Optik. Die Erweiterung des Kampfsystems um Armbrust und Messer macht sowohl in Amicias persönlicher Entwicklung als auch im Gameplay selbst Sinn und Spaß. Dass wiederum die Erweiterungsmöglichkeiten an den Werkbänken wieder sehr eingeschränkt sind, ist schade, aber passt zur Handlung und stört auch nicht wirklich – es ist eben kein Rollenspiel.

Mit in Summe 20 bis 25 Stunden Spielzeit bietet „Requiem“ einiges an Inhalt, allerdings kostet das Spiel dafür auch eine stolze Summe. 60 Euro sind zwar leider inzwischen üblich für A-Titel, aber für dieses Spiel dann doch etwas viel. Zum Vergleich: Der Vorgänger kostete auf nahezu allen Plattformen noch 40 Euro, was auch schon nicht wenig ist. Berücksichtigt man dann noch die Verbindungsprobleme, die wir im Test mit der Nintendo Switch zum ersten Mal überhaupt hatten, dann ist der Preis wirklich amtlich. Es lohnt sich also, auf eine entsprechende Rabatt-Aktion zu warten.

Unabhängig von all diesen Faktoren war es aber auch einfach schön zu wissen, wie es mit Amicia und Hugo weitergeht, die einem in „Innocence“ doch sehr ans Herz gewachsen sind. Mit dem Vorgänger kann das Spiel in unseren Augen rein emotional trotz höherer Leistung nicht ganz mithalten. Spielenswert ist „A Plague Tale: Requiem“ aber in jedem Fall.

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