15. August 2024, 14:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Dass sich selbst aus Schmutz, genauer gesagt aus Staub, so viel Geld machen lässt, dass es laut Forbes Magazine für einen Platz im „Die 1000 reichsten Menschen“-Ranking reicht, dafür steht James Dyson. Der Brite verdankt dieses Vermögen vor allem den gleichnamigen Staubsaugern.
Noch 2021 lag James Dyson 2021 mit rund 8,6 Milliarden Euro auf Platz 234 der Rangliste. Diesen Platz konnte er seither weiter verbessern. Aktuell wird sein „Net Worth“ laut Forbes auf 13,5 Milliarden US-Dollar (rund 12,3 Milliarden Euro) geschätzt. Damit belegt er Platz 142 der weltweit reichsten 1000 Menschen. Das Geschäft mit den ikonischen Staubsaugern, Händetrocknern und Ventilatoren, scheint also nach wie vor zu florieren.
Übersicht
Geschichte von Dyson beginnt 1991
Von Dyson 1991 gegründet, ist das gleichnamige Unternehmen heute ein weltweit operierender Technologie-Konzern mit rund 14.000 Mitarbeitern. Neben Staubsaugern produziert und verkauft es auch Händetrockner, Ventilatoren, Luftbefeuchter, Heizlüfter und neuerdings auch Kopfhörer. Hauptsitz des Unternehmens ist seit 2019 Singapur, was Dyson viel Kritik in der Heimat einbrachte. Nicht nur, weil der Gründer ein energischer Verfechter eines harten Brexit, eines bedingungslosen Austritts aus der EU war.
Angefangen hat alles mit dem Try-and-Error-Prinzip. 1978 war der 1947 geborene James Dyson frustriert über den Staubsauger seiner Familie und machte sich daran, eine bessere Version zu erfinden, indem er die Zyklon-Technologie zum Aufsaugen von Schmutz verwendete. Mehr als 5000 Prototypen hatte der heute 77-Jährige bereits entworfen, bevor er schließlich 1983 seinen ersten Staubsauger vorstellen konnte.
Was den G-Force, so der Name des Modells, so revolutionär machte, war der Verzicht auf den für Staubsauger typischen Beutel. Dafür hatte sich der studierte Ingenieur das Prinzip des Fliehkraftabscheiders zunutze gemacht. Der Fliehkraftabscheider, oder auch Zyklonabscheider, wird gemeinhin in technischen Anlagen wie Getreidemühlen, Hochöfen oder Kernkraftwerken zur Abscheidung von festen oder flüssigen Partikeln genutzt. Bei diesem Trennverfahren setzt man auf Zentrifugalkräfte, die durch Erzeugung einer Wirbelströmung entstehen.
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Beutelloser Staubsauger wird zum Erfolg
Dyson hatte erkannt, dass die damals üblichen Beutelstaubsauger an einer stetig nachlassenden Saugleistung krankten, je mehr sich der Beutel füllte. Mit der Dual-Zyklon-Technologie, bei der im Sauger nicht eine, sondern zwei Zyklonkammern zum Einsatz kommen, überzeugte er nicht nur die Design-Welt. Dyson-Produkte haben im Laufe der Jahrzehnte eine ganze Reihe internationaler Design-Preise, wie den Red Dot Award gewonnen. Gerade zum Start waren vor allem auch die technikaffinen Japaner begeistert. Weil Dyson schon damals nicht nur als Erfinder, sondern auch als Geschäftsmann sein Handwerk beherrschte, verkaufte er eine Lizenz für den japanischen Markt. In kürzester Zeit erlangte der G-Force, der damals für umgerechnet rund 1700 Euro verkauft wurde, den Rang eines Statussymbols.
Mit dem Gewinn aus diesem Lizensierungsgeschäft gründete Dyson 1993 schließlich das Unternehmen, das wir heute als Dyson kennen. In den Folgejahren erweiterte er die Produktpalette u. a. um einen Haartrockner, einen Händetrockner, einen Ventilator, einen Heizlüfter und einen Luftbefeuchter. Und wie schon der Staubsauger zeichnen sich auch die anderen Dyson-Produkte durch ein futuristisches, bisweilen gar verblüffendes Design aus. So kommt der Ventilator zum Beispiel ohne Flügel aus.
Design und Innovation für viel Geld
Eine weitere Gemeinsamkeit dieser Produkte aber ist ihr hoher Preis. So war etwa der SV17 V11 Absolute Extra Pro, eine Art Rolls Royce unter den kabellosen Akku-Staubsaugern, nicht für unter 750 Euro zu bekommen. Auch der Ventilator Dyson Purifier Cool TP07 kostet mit ca. 500 Euro nicht wenig, wenn man bedenkt, dass man einen traditionellen Ventilator schon ab etwa 30 Euro kaufen kann. Gut, der Purifier Cool TP07 wirbt damit, die Luft nicht nur umzuwälzen, sondern auch zu reinigen. Sensoren sollen automatisch Partikel und Gase in der Luft erkennen können. Dabei soll ein Filtersystem aus Aktivkohlefilter und HEPA-13-Filter 99,95 Prozent der mikroskopisch kleinen Allergene und Schadstoffe mit einer Größe von nur 0,1 Mikron aufnehmen, so das Versprechen. Selbstverständlich ist auch Konnektivität gegeben: Gesteuert werden kann der Purifier Cool TP07 nicht nur über eine beiliegende Fernbedienung, sondern auch via Dyson-App.
Dass sich ein solches Gerät gerade in einer Zeit, in der „Aerosole“ buchstäblich in aller Munde sind, trotz seines hohen Preises verkauft wie geschnitten Brot, verwundert nicht. Erfreulich: Tests haben gezeigt, dass der Purifier Cool TP07 nicht zu viel verspricht. So ist er zum Beispiel in der Lage, Formaldehyd aus der Luft zu filtern, das im Verdacht steht, krebserzeugend zu sein. Weniger erfreulich: Da das natürlich nur mit einem entsprechend leistungsstarken Filter funktioniert, fallen bei dessen Austausch hohe Folgekosten an. So muss man zusätzlich zum Kaufpreis mit rund 70 Euro pro Jahr rechnen. Da der Purifier Cool TP07 seinen Job aber sehr ordentlich erledigt, mag das noch zu verschmerzen sein.
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Dyson scheiterte am Projekt „Elektro-Auto“
Eine überzeugende Performance zeichnet allerdings nicht alle Dyson-Produkte aus. So konnte 2016 der Dyson SV05 v6 absolute in einem Vergleich kabelloser Sauger der Stiftung Warentest nicht überzeugen. Er wurde nur mit einem „ausreichend“ bewertet. Allerdings scheint man bei Dyson lernfähig. Denn mittlerweile bestimmen Dyson-Staubsauger manche Bestenlisten nach Belieben und rangieren mit gleich fünf Modellen in den Top 10. Und auch bei Stiftung Warentest ist man jetzt einverstanden: Einen weiteren Vergleich kabelloser Sauger gewann der Dyson SV17 V11 Absolute Extra Pro im Juni 2021 mit der Note 2,3.
Bei allem Erfolg aber musste James Dyson doch auch eine besonders bittere Niederlage hinnehmen. 2017 hatte er angekündigt, 2020 das erste Dyson Elektro-Auto auf den Markt bringen zu wollen. Ein solches (Entwicklungs-)Projekt bedeutet aber selbst für ein so potentes Unternehmen wie Dyson immer auch ein Risiko. 2,5 Milliarden britische Pfund, fast drei Milliarden Euro, sollte das Investitionsvolumen betragen. Wie akribisch das Unternehmen geplant war, zeigte sich nicht nur am Fachpersonal – u. a. gehörte der ehemalige Nissan-Manager Roland Krüger zum Team, der Infiniti, die Nobelmarke der Japaner, verantwortet hatte –, sondern auch am eingangs erwähnten Umzug nach Singapur. Dort versprach sich Dyson neben hoher Technologie-Expertise vor allem auch „den Zugang zu Märkten mit hohem Wachstumspotenzial“, wie Spiegel Online 2018 berichtete.
Doch es sollte anders kommen. 2019 musste Dyson das schon weit fortgeschrittene Projekt (damals soll man bereits Prototypen getestet haben) beerdigen. Es sei ihm trotz beharrlicher Versuche nicht gelungen, einen Käufer für das Projekt zu finden, gestand er damals ein. Das alte Sprichwort vom Schuster, der besser bei seinen Leisten bleiben sollte, hatte sich wieder einmal bewahrheitet. Das Projekt „Elektro-Auto“ hatte sich für den Staubsauger-Milliardär schlichtweg als eine Nummer zu groß erwiesen.
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Dyson hat die Haushaltssparte längst verlassen
Dennoch bleibt Dyson nicht untätig, stetig neue Bereiche zu erschließen. Einen wahren Hype in der Beautybranche lösten beispielsweise ein eigener Föhn sowie der 2019 vorgestellte Hairstyler Airwrap aus. Letzterer wurde 2022 in einer verbesserten Version herausgebracht.
2023 stieg das Unternehmen dann auch in die Audio-Sparte ein. Mit dem Dyson Zone zeigte man eine Mischung aus Kopfhörer und Luftreiniger – ein Konzept, das nicht wirklich Anklang fand. In diesem Jahr verzichtete Dyson daher auf die Filterfunktion und konzentrierte sich auf die Kopfhörer. Bei den Dyson OnTrac handelt es sich um Over-Ear-Kopfhörer mit austauschbaren Designelementen, die dadurch eine individuelle Anpassung ermöglichen.
Man kann sich somit nie sicher sein, in welchen Bereich Dyson als nächstes vorstößt. Einfach nur Staubsaugern fertigt das Unternehmen schon lange nicht mehr.