
18. März 2025, 17:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Fernseher, alle Kanäle – ohne App, ohne Umschalten, egal über welches Netz: Mit DVB-I könnte diese Vision tatsächlich Realität werden. Ein Pilotprojekt ebnet den Weg für den neuen TV-Standard, der klassisches Fernsehen und Streaming auf neue Weise verknüpfen soll.
In Deutschland arbeiten öffentliche und private Fernsehsender, Medienanstalten sowie Verbände an der Markteinführung von DVB-I. Der internetbasierte Standard soll die lineare TV-Nutzung über verschiedene Empfangswege und IP-Streaming vereinen – ohne separate App und mit vielen Zusatzfunktionen. TECHBOOK gibt einen Überblick.
Übersicht
DVB-I vereint Fernsehen und Streaming auf einer Plattform
In Deutschland laufen aktuell die Vorbereitungen für die Einführung von DVB-I, einem neuen Fernsehstandard, der lineares Fernsehen über das Internet ermöglicht und Streaming mit klassischem TV enger verknüpfen soll. Medienanstalten, Fernsehveranstalter und Branchenverbände stimmen sich dazu im Rahmen eines sogenannten Runden Tisches ab.
Der DVB-I-Standard ergänzt die bereits bekannten Übertragungswege DVB-C, DVB-S/S2, DVB-T2 sowie IPTV und klassische Streaming-Angebote. DVB-C bezeichnet digitales Kabelfernsehen. DVB-S hingegen steht für digitales Satellitenfernsehen, das in deutschen Haushalten nach wie vor am meisten genutzt wird. Hinter DVB-T2 steht ein terrestrischer beziehungsweise ein Antennenanschluss, der in der Regel deutlich mehr Kanäle bietet als die analogen Standards. Nutzer sollen künftig über eine einheitliche Bedienoberfläche auf sämtliche TV-Inhalte zugreifen können – unabhängig von ihrem eigentlichen Zugang.
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Ziel ist es, TV-Inhalte aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen, sodass lineares Fernsehen und Streaming-Angebote nicht mehr getrennt voneinander genutzt werden müssen. Das soll ohne den Umweg über eine separate App erfolgen und bietet zusätzliche Komfortfunktionen wie einen erweiterten Programmführer, Zusatzdienste und einen nahtlosen Wechsel zu nicht linearen Inhalten.
Es gibt gute Gründe für DVB-I
„Der neue TV-Standard DVB-I wird Streaming und klassisches Fernsehen schon bald noch stärker verschmelzen. Denn er vereint die Auffindbarkeit von Rundfunk, Benutzerfreundlichkeit und effizienten Ressourceneinsatz – das sind drei gute Gründe, warum wir als Medienanstalt gemeinsam mit Marktteilnehmern und Verbänden die Markteinführung vorbereiten wollen“, erklärte Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM).
Schmiege, der auch Koordinator des Fachausschusses Innovation und Infrastruktur der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten ist, leitet den Runden Tisch zur Vorbereitung der Markteinführung von DVB-I. Dieser wurde 2024 ins Leben gerufen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für den neuen Standard unter Berücksichtigung von medien- und kartellrechtlichen Vorgaben zu schaffen. Neben den Medienanstalten gehören zu den Teilnehmern unter anderem ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 Media, RTL Deutschland, die Bundesnetzagentur, der Verband VAUNET sowie der Branchenverband ZVEI.
Start des neuen Standards noch ungewiss
Seit Anfang 2025 befassen sich mehrere Arbeitsgruppen mit zentralen Aspekten der Einführung. Im Fokus stehen dabei die Definition technischer Produktanforderungen, die Organisation einer gemeinsamen Serviceliste, Fragen zum diskriminierungsfreien Zugang für Programmanbieter sowie Zertifizierungsprozesse für Empfangsgeräte.
Ein Projektplan für die Markteinführung ist derzeit noch in der Ausarbeitung. Ursprünglich sollte der Standard bereits 2023 eingeführt werden. Inzwischen will man sich wohl nicht mehr so genau festlegen. Fest steht aber, dass es mit dem Projekt vorangeht. Die organisatorische Begleitung erfolgt über ein Projektbüro bei der Bayerischen Medien Technik (bmt), einer Tochtergesellschaft von BLM und dem Bayerischem Rundfunk.

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Technische Basis durch DVB-I-Pilotprojekt gelegt
Parallel arbeitet die Task Force DVB-I der Deutschen TV-Plattform an einem technischen Implementierungsprofil für Endgeräte. Bereits 2022 hatte ein DVB-I-Pilotprojekt die Technologie erfolgreich getestet und öffentlich vorgestellt. Der Pilot wurde inzwischen abgeschlossen, womit nun die operativen Vorbereitungen für eine breite Markteinführung beginnen können.