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Sollte DVD ablösen

Was ist eigentlich aus der Blu-ray geworden? 

Die Blu-ray sollte die DVD ersetzen. Wirklich erfolgreich war sie aber nicht.
Die Blu-ray sollte die DVD ersetzen. Wirklich erfolgreich war sie aber nicht. Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

30. September 2024, 15:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Blu-ray ist angetreten, um die DVD als bevorzugtes Speichermedium für Filme abzulösen. Allerdings kann die DVD auf deutlich größere Erfolge blicken. Wie steht es heute um die Blu-ray?

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Als die Playstation 3 im Jahr 2006 auf den Markt kommt, feiert die Blu-ray Disc bereits ihren 4. Geburtstag. Denn das Format wurde bereits am 19. Februar 2002 beschlossen. Doch auch 2006 hat noch kein Mensch einen Film im Blu-ray-Format gesehen. Es gibt einfach keine. Sony geht daher in die Offensive. Denn die Playstation 3 verfügt als erstes Gerät über einen Blu-ray-Player. Die Japaner gehören zur Blu-ray Disc Association, die das Format entwickelt hat. Wie es sich für ein Drama gehört, existiert selbstverständlich noch ein Gegenspieler: HD DVD heißt der Konkurrent im Formatkrieg. Kurzum: Die Einführung der neuen Disc verläuft nicht nur holprig, sondern taumelnd bis orientierungslos.

Hollywood entscheidet Formatkrieg

Die DVD löste Mitte der 1990er-Jahre die klassische Videokassette ab und war damit äußerst erfolgreich. Das Gleiche wünschte man sich auch für die Blu-ray, die mit einer besseren Bildqualität wiederum der DVD nachfolgen sollte. Allerdings erscheint die Disc von Beginn an mehr tot als lebendig. Denn bei der Vorstellung des neuen Formats im Jahr 2002 gibt es keine bezahlbaren Abspielgeräte. Die großen Hollywood-Studios zeigen sich unschlüssig. Das große Dilemma: ohne Blu-ray-Blockbuster kein Interesse bei Filmfreunden.

Dieses zähe Ringen gleicht dem Formatkrieg VHS vs. Betamax in den 1970er-Jahren. Auch Blu-ray kämpft gegen die lästige Konkurrenz namens HD DVD. Toshiba pusht damals dieses Format. Andere Technikriesen wie Microsoft, Intel, IBM und Hewlett-Packard unterstützen HD DVD.

Tatsächlich bringt dann eine Spielekonsole Bewegung in die Geschichte. Die Playstation 3 verfügt über einen Blu-ray-Player, mit dem private Anwender erstmals die Vorzüge des neuen Standards kennenlernen.

Durch den Verkaufserfolg schwenken anschließend auch einige Filmstudios um. Vor allem 20th Century Fox oder Warner Bros. setzen künftig auf Blu-ray. Ab dem Jahr 2006 erscheinen dann endlich auch die ersten Filme im Blu-ray-Format. Gleichzeitig landen erschwingliche Abspielgeräte für den Heimgebrauch in den Regalen der Technik-Kaufhäuser.

Mit dem Einstieg der großen Hollywood-Studios gibt Toshiba im Formatkrieg klein bei und stellt die technische Weiterentwicklung der HD DVD endgültig ein. Blu-ray scheint gewonnen zu haben.

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Blu-ray bleibt nur Nummer 2

Die Zahlen wandern zumindest fortan rasch nach oben, denn das neue Format begeistert mit gestochen scharfen Bildern. Das liegt an der deutlich höheren Speicherdichte, die Aufnehmen von hochauflösenden Filmen ermöglicht. Im Vergleich zur DVD hat der blau-violette Laserstrahl – daher auch der Name Blu-ray – eine niedrigere Wellenlänge und kann dadurch auf kleinere Areale fokussiert werden. Das erlaubt wiederum eine dichtere Datenspeicherung. Zudem gibt es Varianten der Blu-ray mit mehreren Ebenen, die bis zu 128 Gigabyte Daten speichern können.

Bis zum Jahr 2013 steigen die Verkaufszahlen von Blu-ray-Discs Jahr für Jahr an. Allerdings nicht so rasant, wie von den Entwicklern gehofft. Gleichzeitig sinken zwar die DVD-Verkäufe, doch die DVD bleibt dennoch das beliebteste Format für Spielfilme. Woran liegt das?

Die Entwicklung hat zunächst ganz pragmatische Gründe. Blu-ray liefert zwar einen Film- und Hörgenuss in exzellenter Qualität. Brillante Farben und rasante Bildwechsel kosten allerdings auch mehr Geld. Vielen Filmfreunden reicht die Qualität der günstigeren DVD. Nur echte Filmfreaks legen mehr Geld auf die Theke und gönnen sich die grandiose Bilderflut einer Blu-ray.

Parallel dazu erfreut sich das Streamen von Filmen und Serien per Computer oder auf dem Smart-TV wachsender Beliebtheit. Netflix, Amazon Prime und Co. liefern zudem verstärkt exklusive Titel und setzen die Blu-ray damit weiter unter Druck. Außerdem bietet die Streaming-Portale ebenfalls hohe Auflösungen und oft sogar besseren Klang. Trotz allem glaubten viele Menschen noch lange, dass es die Blu-ray auch weiterhin geben wird. Auch TECHBOOK hat vor einiger Zeit eine Umfrage gestartet, bei der immerhin 71 Prozent der Befragten glauben, dass die Blu-ray weiterhin Bestand haben wird und eben nicht vom Markt verschwindet.

Inzwischen ist jedoch klar: Blu-ray hat den Kampf gegen die DVD verloren. Einst angetreten, um die DVD abzulösen, müssen sich inzwischen beide Formate ernsthafte Gedanken über ihre Zukunft machen.

Optische Speichermedien, ein Fall für den Technik-Friedhof?

Die Blu-ray Disc Association hat zwar im Jahr 2016 probiert, mit Ultra HD Blu-ray ein noch besseres Bildformat auf dem Markt zu etablieren. Dieser Versuch kann aber als gescheitert bezeichnet werden. Denn das neue Format bedient wiederum nur eine überschaubare Zielgruppe sammelwütiger Filmfans.

Ob das Zeitalter von optischen Speichermedien wie DVD, Blu-ray oder Ultra HD Blu-ray tatsächlich vorbei ist, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Der Markt für diese Formate ist in den vergangenen Jahren zumindest stark geschrumpft.

Allerdings gibt es immer noch genug Menschen, die einen Film tatsächlich besitzen möchten. Eine digitale Kopie mal eben schnell streamen, das tun echte Filmliebhaber nicht. Deswegen werden sich optische Speichermedien und Streaming-Portale den Markt auch in den kommenden Jahren weiterhin teilen.

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Neue Gegner: Einfacher Zugang vs. Bildqualität

Kommt da noch etwas nach Ultra HD Blu-ray? Viele Filmfreunde interessiert es nicht, ob bei einer Explosion im neuesten Actionstreifen jedes einzelne Staubkorn zu erkennen ist. Der einfache Zugang zu beliebten Filmen oder Serien ist oft das Hauptkriterium. Denn beim Betrachten von Filmen auf Tablet oder Smartphone ist die Bildqualität eher Nebensache.

Insofern scheint ein „noch besser“ im Hinblick auf Bildqualität bei der künftigen Entwicklung eher eine untergeordnete Rolle einzunehmen. Viele große Blu-ray-Entwickler haben sich auch bereits verabschiedet oder stehen kurz vor dem Rückzug. Im Mai 2023 teilt Sony Pictures mit, den Verkauf von DVDs, Blu-rays oder Ultra HD Blu-rays in Deutschland einzustellen. Ein Zeichen?

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Zweifelsohne. Denn wie das japanische Blatt „The Mainichi“ im Juni 2024 berichtet, setzen die Verantwortlichen bei Sony die Reduktion physischer Medien weiter fort. Hierfür streicht man gleich 250 der bislang 670 Stellen im wichtigen Herstellungszentrum in Tagajo im Nordosten des Landes. Betroffene Mitarbeiter würden Insider-Quellen zufolge Vorruhestandspakete angeboten bekommen.

Die Entscheidung kommt in Zeiten der stetig sinkenden Nachfrage nach physischen Medien. Wie es weiter heißt, plane Sony außerdem, sukzessiv die Produktion optischer Speichermedien in Scheibenform (wie DVDs oder Blu-rays) vollständig einzustellen.

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