10. Februar 2023, 16:41 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
„FIFA“, „The Witcher“, „Counter-Strike“, „Fortnite“, „Dota“ – Videospiele erfreuen sich enormer Beliebtheit. Spieleplattformen wie Steam, Epic, EA App oder Ubisoft Connect geben Zugriff auf Tausende von Games.
Die Gaming-Industrie boomt und die Corona-Pandemie hat der Entwicklung noch einen zusätzlichen Schub verpasst. Mit dem wachsenden Gaming-Markt läuft auch das Geschäft für Spieleplattformen gut, die ihren Nutzern ein breit gefächertes Angebot vieler Entwicklerstudios zur Verfügung stellen. TECHBOOK vergleicht sechs große Gaming-Plattformen und ihr Angebot miteinander. An der Spitze steht dabei seit vielen Jahren unangefochten Steam, die Plattform des amerikanischen Entwicklerstudios Valve. Doch welche Anbieter gibt es sonst noch auf dem Markt und existiert eine echte Alternative zu Steam?
Übersicht
Steam (Valve)
Die Steam-Plattform wurde bereits 2003 ins Leben gerufen. Damals ging es noch ausschließlich darum, den Ego-Shooter„Half-Life 2“ des Entwicklerstudios Valve zu vertreiben. Seitdem werden Valves Spiele exklusiv bei Steam angeboten und aktualisiert. Darunter sind große Namen wie die „Half-Life“-Reihe oder auch der beliebte Taktik-Shooter „Counter-Strike“. Das Konzept bewährte sich und seit 2005 gibt es für Spieler auf der Steam-Plattform auch Spiele anderer Studios. So wurde Steam schnell zum Marktführer unter den Spieleplattformen und ist es mit über 30.000 angebotenen Spielen bis heute.
Der Nutzer kann sich auf der Plattform Spiele kaufen und anschließend herunterladen. Alle erworbenen Spiele sind in einer Bibliothek gelistet, die noch einige Zusatzinhalte wie Errungenschaften zum Spiel, Kommentare anderer Spieler oder auch diverse Community-Guides enthält. Über die Steam-Plattform kann man nämlich nicht nur zocken: Die Spieler können sich außerdem in diversen Gruppen öffentlich oder auch privat über eine Freundesliste und die Chat-Funktion vernetzen.
Als Steam-Nutzer legt man ein öffentlich einzusehendes Profil an, in dem die Community sehen kann, welche Games der Nutzer spielt und welche Errungenschaften er sich dabei verdient hat. Über ein internes Punktesystem erlangt man so mit der Zeit verschiedene Ränge und Abzeichen, die man ebenfalls auf dem Profil ausstellen kann, wenn man möchte. Es gibt beispielsweise Abzeichen für die Anzahl der gekauften Spiele, für verdiente Errungenschaften und für die Teilnahme an Steam-Events, die mehrfach im Jahr stattfinden. Steam-Nutzer profitieren außerdem von der ständigen Wartung der Spiele durch die Entwickler; Updates und Patches werden zeitnah über die Spieleplattform ausgerollt.
Wie genau Steam funktioniert, erfahren Sie im Video:
Was taugen die Alternativen zu Steam?
Für viele Spieler ist Steam aufgrund seines umfassenden Angebots ein absolutes Muss. Es gibt allerdings auch Alternativen, die in der Regel von anderen großen Entwicklerstudios wie Ubisoft oder Electronic Arts zur Verfügung gestellt werden. Aber können diese Steam wirklich ersetzen oder auch sinnvoll ergänzen? TECHBOOK hat sich fünf weitere Spieleplattformen näher angeschaut.
EA App (Electronic Arts)
Die EA App gehört zum Entwicklerstudio Electronic Arts und ist der direkte Nachfolger von Origin. Somit ging die App aus dem EA Store und dem EA Download Manager hervor und ist speziell auf Desktop-Nutzer augelegt. Schon zu Start des Dienstes war das Ziel recht klar. Er sollte eine EA-fokussierte Alternative zu Steam sein. Das Unternehmen zog damals viele Titel aus Steam ab und bot sie nur noch auf der eigenen Plattform an. Die Rechte an der Marke „Origin“ bekam das EA-Studio bereits 1992; Origin System war damals einer der führenden Spiele-Entwickler weltweit mit bekannten Titeln wie beispielsweise „Ultima“, „Wing Commander“ und „Crusader“.
In der EA App, die ähnlich wie der Steam-Shop funktioniert, können Nutzer sich sämtliche Titel des Entwicklerstudios kaufen. Das Angebot wird ständig um Spiele anderer Entwickler ergänzt, ist aber im Vergleich zur Konkurrenz noch etwas eingeschränkt. Beliebte Spiele wie „Sims“ werden auch nicht nur über die Plattform, sondern eben beispielsweise auch bei Steam vertrieben. Um die gekauften Spiele herunterzuladen, benötigt man den entsprechenden Client, der im Installationspaket der App dabei ist. Wie bei Steam ist die Installation kostenlos; der Spieler zahlt nur für tatsächlich ausgewählte Inhalte.
Generell ist die Nutzung sehr intuitiv und alle Spiele sind einfach zu finden, das Angebot lässt sich gut filtern. Zum Beispiel mit der eigenen „Battlefield“-Reihe hat EA außerdem die Exklusivrechte an einer sehr großen und beliebten Game-Serie, die es bei Steam nicht gibt. Dafür ist die Gesamt-Auswahl natürlich deutlich eingeschränkt und im Vergleich ist auch das eigene Spieler-Profil weniger ausgestaltet.
Spiele-Abo mit EA Play
Mit EA Play, ehemals „Origin Access“, hat man aber auch die Möglichkeit, ein Abonnement für entweder 3,99 Euro im Monat oder 24,99 Euro im Jahr abzuschließen, das einem für den Zeitraum des Abonnements den Zugriff auf ausgewählte Titel (circa 75) in der Mediathek der Plattform gewährt. Mit aktivem Abo gibt es außerdem einen 10 Prozent Rabatt auf alle EA-Spiele. Für knapp 100 Euro im Jahr oder 14,99 Euro im Monat gibt es seit 2018 auch ein Premium-Abo namens EA Play Pro. Dort bekommen Spieler zusätzlich spezielle In-game-Belohnungen.
Zum Weiterlesen: Die verrücktesten Simulationsspiele auf Steam
Ubisoft Connect
Als offizielles Startdatum von Ubisoft Connect als Verkaufsplattform gilt der Juli 2012. Allerdings startete Betreiber Ubisoft bereits zur Veröffentlichung von „Assassin’s Creed II“ im Jahr 2009 ein Netzwerk, mit dem sich Spieler verbinden konnten. Damals trug der Dienst noch den Namen „Uplay“, der erst 2020 gegen Ubisoft Connect ausgetauscht wurde. Das war in erster Linie dem großen Erfolg des ersten Teils der Reihe, erschienen im Jahr 2007, geschuldet. Inzwischen ist die Reihe eine der erfolgreichsten der Welt, wurde (semi-erfolgreich, allerdings mit Michael Fassbender, Marion Cotillard und Jeremy Irons prominent besetzt) aufwendig verfilmt und umfasst alleine in der Hauptreihe zwölf Spiele (Stand Februar 2023). Wenn es für irgendein Gaming-Franchise logisch scheint, eine Alternative zu Steam ins Leben zu rufen, dann für dieses. Spieler können sich vernetzen, miteinander kommunizieren und für unterschiedliche Aktionen im Spiel mit einer eigenen Währung belohnt werden. Mit diesen Einheiten kann man sich dann – inzwischen sogar spielübergreifend – Belohnungen kaufen.
Neben der „Assassin’s Creed“-Reihe bietet Ubisoft inzwischen weitere Spiele aus eigenem Hause auf der Plattform an. Prominente Vertreter sind beispielsweise die Aufbaustrategiespiele „Anno“, das Action-Adventure-Game „Far Cry“ oder auch „Prince of Persia“.
Spiele-Abo mit Ubisoft+
Mit Ubisoft+ gibt es seit 2019 auch ein Bezahlabo für 14,99 im Monat, das Zugriff auf über 100 Spiele gewährt. Allerdings umfasst das Angebot ausschließlich Ubisoft-Spiele und die ganze Plattform-Software ist auf die hauseigenen Spiele ausgerichtet und optimiert. Zwar gibt es einige Titel beispielsweise auch bei Steam, allerdings macht das angepasste Belohnungssystem und speziell freispielbare Extras Ubisoft+ für alle Fans der Spiele sehr attraktiv.
BattleNet (Blizzard)
BattleNet – oder auch Battle.net – ist die Online-Spieleplattform von Blizzard Entertainment. Bei Spielern aller Generationen klingelt es in diesem Fall höchstwahrscheinlich, denn das Entwicklerstudio ist verantwortlich für die sehr erfolgreiche „Warcraft“-Reihe und somit natürlich auch für das wegweisende Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) „World of Warcraft“. Wer nicht selbst bereits durch Azeroth gestreift ist, hat zumindest schon einmal von dem Spiel gehört, das seit 2004 so erfolgreich ist, dass es immer noch regelmäßig mit Erweiterungen versorgt wird. Neben der riesigen Franchise sind auch Schwergewichte wie „Diablo“ und Activisions „Call of Duty“ im BattleNet. Und fast alle diese Spiele gibt es online nur dort. Allerdings beschränkt sich das Angebot auch ausschließlich auf diese Reihen, in Summe sind das knapp 20 Spiele im Shop.
Grundlegend stimmen die Funktionen dabei mit denen von Steam überein. Der Spieler kann ein eigenes Profil anlegen, wobei hier positiv auffällt, wie individuell alle Bereiche verwaltet werden können. Die Community kann sich über die Plattform gut vernetzen und koordinieren. Außerdem ist Blizzard bekannt dafür, Cheating über BattleNet an unregelmäßig stattfindenden „Judgement Days“ hart zu bestrafen, was für die allermeisten Spieler sicher ebenfalls positiv zu bewerten ist. Die einzelnen Reihen werden in der Regel über monatliche Abonnements gebucht, für „WoW Legion“ sind das zum Beispiel 12,99 Euro im Monat – ein stolzer, der Reihe aber angemessener Preis.
GOG (CD Projekt)
GOG steht für Good Old Games, gehört zum polnischen Entwickler CD Projekt Red und wurde 2008 ins Leben gerufen. Wie der Name schon sagt, geht es in erster Linie um ältere Computerspiele, was die Plattform zur Nummer 1 in Sachen Retro Games macht. Viele davon sind im Einzelhandel gar nicht mehr zu kaufen. Um die besonders alten Spiele zocken zu können, müssen teilweise ältere Betriebssysteme auf den jeweiligen Rechnern laufen. Erst seit dem Erscheinen von Windows 8 werden zumindest die neu aufgenommenen Spiele auf dieses System angepasst. Eine echte Alternative zu Steam ist GOG auch aufgrund des DRM-Kopierschutzes. So muss man nicht aktiv mit den Servern verbunden sein, um die Inhalte nach der Installation im Single-Modus spielen zu können. Dadurch ist aber auch der Piraterie-Schutz stark eingeschränkt, was dazu führt, dass manche Publisher ihre Spiele nicht bei GOG anbieten.
Generell werden wie bei Steam zu den meisten Spielen – wenn vorhanden – zusätzliche, ergänzende Produkte wie der Soundtrack oder passende Desktophintergründe angeboten. Generell hat die Plattform viele internationale Titel im Angebot, englische Versionen überwiegen allerdings. Insgesamt ergänzt GOG mit seinem umfassenden und ungewöhnlichen Angebot, das bei aller Ausgewähltheit trotzdem über 3000 Titel fasst, jeden Zocker-Haushalt.
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Epic Games Store (Epic Games)
Erst am 6. Dezember 2018 ging der Epic Games Store an den Start. Damit ist er im Vergleich eine der jüngeren Alternativen zu Steam und kämpft teilweise noch mit Startschwierigkeiten. Das Angebot der „Fortnite“-Macher kann sich aber durchaus sehen lassen. Dazu muss man erläuternd sagen, dass Epic von den Entwicklern der Spiele, die auf der Plattform vertreten sind, deutlich weniger Prozente verlangt als Marktführer Steam. In Folge wächst die Anzahl der Spiele auf Epic sehr schnell, was auch diverse Sonderaktionen und Rabatte zur Folge hat. Um Exklusiv-Verträge an Land zu ziehen, bietet Epic eine Umsatzgarantie, die bei nicht eingehaltenen Nutzerzahlen quasi aus eigener Tasche beglichen wird.
Was auf Entwicklerseite gefeiert wird, kritisieren viele Spielende. Zum einen wollen viele, die sich in den Jahren zuvor bereits mit mehreren Spieleplattformen „eingedeckt“ haben, keine weitere Client-Software. Zum anderen bietet der Epic Games Store diverse Zusatzfunktionen, die das seit vielen Jahren etablierte Steam integriert hat, nicht an. Das Errungenschaftssystem ist beispielsweise noch weit davon entfernt, so umfangreich und ausgereift wie bei der Konkurrenz zu sein. Auch die VR- und Streaming-Unterstützung lässt noch deutlich zu wünschen übrig; Ausbesserungen und Erweiterungen sind bereits angekündigt. Allerdings hält sich zusätzlich hartnäckig das Gerücht, dass Tencent, die Firma hinter Epic Games, Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergibt.
Viele Aktionsangebote
Nichtsdestotrotz schwingt sich die Plattform – alles andere als langsam – zur echten Steam-Alternative auf. Gerade die zahlreichen Exklusivdeals machen das Angebot für Spieler ausgesprochen attraktiv. Bereits seit mehr als einem Jahr verschenkt Epic jede Woche ein bis zwei Spiele. Darunter sind oft auch echte Blockbuster wie „World War Z“ und „Grand Theft Auto V“. Außerdem gibt es den hauseigenen Kassenschlager „Fortnite“ natürlich auch ausschließlich im Epic Games Store.
Gaming So funktioniert die Spieleplattform Steam
Größter Konkurrent von Steam So funktioniert die Spieleplattform Epic Games Store
Retro-Spiele und mehr für den PC So funktioniert die polnische Spieleplattform GOG
Fazit zu den Steam-Alternativen
Im Vergleich hat sich gezeigt, dass Steam aufgrund seines umfangreichen Angebots und der technisch gut ausgebauten Plattform zurecht die Nr. 1 der Spieleplattformen ist. Seine Vormachtstellung verdankt es nicht zuletzt der Tatsache, dass es sich um ein wahres Urgestein handelt, das seit seinem Start im Jahr 2003 die Branche maßgeblich mitgeprägt hat, ganz nach dem Motto: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Trotzdem gibt es mittlerweile ausgereifte Alternativen zu Platzhirsch Steam. Weitere große Vertreter wie EA App (ehemals Origin) und Ubisoft Connect bieten vor allem bei ihren eigenen Spielen tolle Deals an. Der – nicht grundlos bekannte – Exot in der Vergleichsrunde ist GOG. Die Entwickler sind zurecht stolz auf ihr „handverlesenes Angebot“, das inzwischen nicht mehr nur ältere Klassiker und Indie-Spiele umfasst, sondern mit Titeln wie „The Witcher 3: Wild Hunt“ oder „Cyberpunk“ auch mit Kassenschlagern der jüngsten Vergangenheit aufwartet.
Seit 2018 belebt außerdem der Epic Games Store den Wettbewerb ganz neu. Das ausgeschriebene Ziel war von Beginn an, Steams Vormachtstellung anzugreifen und das gelingt der Spieleplattform mit zahlreichen Exklusivdeals und Sonderangeboten auch gut. Die technische Ausführung und der Ausbau der Community lässt vergleichsweise noch zu wünschen übrig, Spieler könnten aber vom frischen Wind profitieren.
Plattformen immer fragementierter
Wer viel spielt und vor allem viele unterschiedliche Titel zockt, der kommt inzwischen leider nur noch schwierig mit einer einzigen Spieleplattform aus. Ein Steam-Account deckt zwar vieles ab, einige große Titel gibt es aber teilweise zu besseren Konditionen anderswo oder sie sind sogar auf andere Plattformen beschränkt.
Da die Vertriebsplattformen in der Regel an ein Entwicklerstudio angekoppelt sind, ist es nur logisch, dass es für die eigenen Spiele jeweils Sonderkonditionen und erweiterte Unterstützung für die Spieler gibt, das ist bei Streaming-Diensten wie Disney+ auch nicht anders. Für passionierte Spieler bedeutet das leider in der Regel, dass auf zwei oder mehr Plattformen zurückgegriffen werden muss, um alles spielen zu können, nicht zuletzt, weil große Titel wie „World of Warcraft“ oder die „Sims“-Reihe ausschließlich über die eigenen Vertriebswege (in diesem Fall BattleNet und Ubisoft Connect) angeboten werden.