
20. Dezember 2018, 12:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Es ist die Gretchenfrage beim Fernseherkauf: Full-HD oder 4K? Eigentlich spricht immer mehr für einen neuen Fernseher mit XXL-Auflösung – wirklich viel Material gibt es allerdings noch nicht.
Kino-Feeling im Wohnzimmer hätte fast jeder gern. Diesem Wunsch kommt man mit einem neuen Fernseher oft zumindest ein gutes Stück näher. Vor dem Kauf gilt es aber, die entscheidende Frage zu klären: Soll es ein 4K-UHD-Gerät mit rund acht Millionen Bildpunkten sein, oder reicht ein preiswerterer Full-HD-Fernseher mit zwei Millionen Pixeln – schließlich sind ultrahochauflösende Inhalte immer noch Mangelware.
Das Angebot an Inhalten wächst langsam
Neben Bezahlsender Sky, der Fussballspiele in 4K sendet, strahlen bisher lediglich Spartenkanäle wie UHD1, Insight TV und Fashion 4K sowie die Shoppingsender Pearl.tv 4K und QVC UHD erste UHD-TV-Happen per Satellit aus. RTL bietet Formel-1-Rennen an, alle anderen TV-Sender wie ARD und ZDF sind auf den Trend noch nicht aufgesprungen und planen erst für die WM 2022 regelmäßige UHD-Ausstrahlungen.
Wer ohnehin lieber Filme und Serien streamt, bekommt zumindest bei den Diensten Netflix und Amazon Video bei ausgewählten Inhalten auf seine Kosten. Bei Netflix ist dafür ein teureres Premium-Abo (derzeit 13,99 Euro) nötig. Wer 4K-Inhalte streamen möchte, braucht zudem eine schnelle Internetleitung: Netflix empfiehlt mindestens eine Bandbreite von 25 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), bei Amazon Instant Video sollten es auf jeden Fall 15 Mbit/s sein.
Wer Filme noch auf Scheibe kauft, bekommt auf der UHD-Blu-ray eine derzeit immerhin beachtliche und wachsende Auswahl an 4K-Filmen. Um die hochauflösenden Filme auf dem Fernseher sehen zu können, benötigen Sie jedoch neben einem entsprechenden Fernseher noch einen UHD-Blu-ray-Player. Dieser kostet um die 200 Euro, ist aber auch in der seit gut zwei Jahren erhältlichen Spielekonsole Xbox One S und der auf 4K-Gaming ausgerichteten Xbox One X enthalten.
Das Bild wirkt nicht zwangsläufig schärfer
„Die Bilder sind detailreich, und selbst Fernseher mit 140 Zentimetern Bilddiagonale zeigen trotz ihrer Größe eine feine Pixelstruktur“, so attestiert die Stiftung Warentest 4K-Fernsehern einen Qualitätsgewinn. Allerdings, so die Einschränkung, revolutionierten weder die Detailfülle noch die feinere Pixelstruktur das Seherlebnis. Das liegt zum einen am Bildmaterial, das in der Regel lediglich bis Full-HD-Auflösung zur Verfügung steht, zum anderen am zu großen Sitzabstand der Zuschauer. In einem Test der Verbraucherschutzorganisation mit 24 Probanden blieben die meisten beim gewohnten Sehabstand – so verpufft die zusätzliche Pixel-Power. Als Faustregel gilt: Bei 4K-Fernsehern beträgt die optimale Entfernung das Anderthalbfache der Bildhöhe, man muss also recht nahe vor dem Gerät sitzen, um die Schärfe wirklich zu bemerken.
HDR heißt das Zauberwort
Unterschiede zwischen Full-HD und 4K hätten die Tester lediglich durch die bei einigen 4K-Fernsehern eingesetzte Bildverbesserung HDR erkannt. High Dynamic Range ermöglicht deutlich kontrastreichere Bilder und lässt die Farben förmlich leuchten. „Kleine Helligkeitsunterschiede und feinste Farbnuancen, etwa beim Farbverlauf im blauen Himmel, die bei normaler HD-Wiedergabe untergehen, bleiben mit HDR sichtbar. Das Bild ist knackiger, die Farben wirken natürlicher“, so die Stiftung. Allerdings gibt es aber auch Full-HD-Fernseher mit HDR-Technologie, das Argument zieht daher in beide Richtungen.
Um HDR auch wirklich nutzen zu können, müssen Sie die Funktion vorher an den meisten Fernsehern für jede Quelle, sprich Receiver oder andere Abspielgeräte, erst aktivieren. Bei Herstellern wie Sony, LG, Samsung, und Philips ist die Funktion leider teils ziemlich versteckt.
Philips und LG listen HDR zwar im allgemeinen Einstellungsmenü, verbergen es aber hinter den Begriffen „HDMI Ultra HD“ bzw. „Ultra HD Deep Color“. Bei Samsung geht aktivieren Sie HDR wie folgt: Einstellungen > Bild > Experteneinstellungen > HDMI UHD Color für den verwendeten HDMI-Port einschalten. Bei Sony: Einstellungen > Externe Eingänge > HDMI Signalformat > Optimiertes Format.
Christoph de Leuw von der Zeitschrift „Computer Bild“ weist darauf hin, dass zwar viele Fernseher mit HDR aufgenommene Filme von UHD-Blu-ray oder von Videostreams korrekt verarbeiten können, jedoch die Bilddynamik auf die Fähigkeiten ihrer Bildschirme eindampfen. „Einen sichtbaren HDR-Effekt bringen nur sehr hochwertige Geräte.“ Um auch aus herkömmlichen Blu-rays oder aus Fernsehübertragungen mehr herauszukitzeln, spielt der sogenannte Upscaler eine wichtige Rolle. Er skaliert bei einem 4K-Fernseher HDTV-Bilder auf die vierfache Auflösung hoch. „Für ein gesteigertes TV-Vergnügen muss der Upscaler so leistungsfähig sein, dass er das schlechtere HDTV-Signal mit einem Gewinn an Bildschärfe und Detailreichtum auf den 4K-Bildschirm zaubern kann“, erklärt Bernd Weeser-Krell von der „PC-Welt“.
Welche Technik sollte der TV haben?
Darüber hinaus sollte man einen Blick auf den Prozessor werfen. Seine Power entscheidet mit darüber, wie gut die Bilder skaliert werden und wie flott der Fernseher arbeitet. Dazu gehören nicht nur Senderwechsel, sondern auch die Navigation durch die zahlreichen multimedialen Angebote der Smart-TVs mit Internetanbindung. Grundsätzlich verfügen 4K-Fernseher über eine aufwendigere interne Signalverarbeitung als HD-Geräte.
Um für die nächsten Jahre gerüstet zu sein, sollte der neue Flat-TV de Leuw zufolge mindestens über einen HDMI-Anschluss verfügen, der 60 und nicht nur 30 Bilder pro Sekunde akzeptiert. Wichtig ist zudem der HDMI-Standard 2.0, Pflicht für die Wiedergabe von UHD-Inhalten ist der Kopierschutz HDCP 2.2. Beim Streamen von Ultra-HD-Filmen geht ohne H.265-Codec gar nichts, der aber so gut wie bei allen 4K-Fernsehern seit dem Jahrgang 2016 integriert ist.
OLED-Display: Teuer, aber gut
Neben Flat-TVs mit LED-Hintergrundbeleuchtung erobern immer mehr OLED-Geräte mit organischen Leuchtdioden den Markt. „Da die Technik ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt – ein OLED-Bildschirm leuchtet selbst – liefern OLED-Fernseher einen deutlich besseren Kontrast“, erklärt Weeser-Krell. „Nicht angesteuerte Pixel bleiben absolut schwarz, während bei LCD-TVs die Hintergrundbeleuchtung immer etwas Licht emittiert und Schwarz eher als Anthrazit erscheint.“ Zudem punkten OLED-Apparate durch eine poppigere Farbdarstellung und extrem kurze Reaktionszeiten. Nachteile sind der höhere Preis und die eingeschränkte Lebensdauer der Leuchtpunkte.

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Fazit: Sollte ich jetzt schon einen 4K-Fernseher kaufen?
TECHBOOK meint
„Wenn Sie noch einen Full-HD-Fernseher daheim haben, müssen Sie ihn nicht gleich entsorgen – bis es wirklich umfangreich TV-Programm in 4K-Auflösung gibt, wird es noch ein paar Jahre dauern. So kündigten ARD und ZDF ihre Programme erst für das Jahr 2022 in Ultra-HD an. Falls Sie allerdings ohnehin ein neues Gerät kaufen wollen, lohnt sich die Überlegung auf jeden Fall: Jedes Jahr wächst die Auswahl an 4K-Inhalten, 4K-Fernseher werden zudem immer günstiger – ein 55-Zoll-Modell bekommen Sie teils schon um die 500 Euro. Außerdem profitiert auch normale Full-HD-Inhalte von der hohen Auflösung, da sie oft mit Detailgewinn hochskaliert werden.“– Andreas Filbig, Redakteur