7. November 2018, 17:48 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Den Lieblingsfilm bei Netflix gucken, ein kurzes Spiel zocken oder Handy-Fotos auf dem großen TV-Display anschauen – Streaming-Boxen und -Sticks machen all das ohne großen Aufwand möglich, und das schon für unter 40 Euro. Welche Box was kann erklärt TECHBOOK.
Laut dem Digitalverband Bitkom hat bereits ein Drittel der Streamer (35 Prozent) das lineare Fernsehen gegen Streaming ausgetauscht. Entsprechend erfreuen sich auch sogenannte Streaming-Boxen und -Sticks immer größerer Beliebtheit. Mit den kleinen Geräten lassen sich – eine stabile Internetleitung vorausgesetzt – nicht nur Filme und Serien ohne Download von Netflix, Amazon Prime oder Maxdome auf den TV-Bildschirm bringen, sondern auch verschiedene Apps starten und Spiele zocken. Amazon verbaut sogar seine smarte Sprachassistentin Alexa.
Zwar haben viele Nutzer bereits einen internetfähigen Smart-TV daheim, der die Dienste ebenfalls abspielt – die Fernseher-Apps laufen aber häufig sehr behäbig, außerdem ist der Umfang stark vom jeweiligen Hersteller, seinem Betriebssystem und vom Alter des Gerätes abhängig. Die hier vorgestellten Geräte sind oft die bessere Wahl.
Amazon Fire TV Stick (4K)
Amazons Fire TV war beim Start im Jahr 2014 noch ein kleiner, schwarzer Kasten. Ende 2017 wurde aus ihm ein handflächengroßer Dongle mit HDMI-Anschluss, der 4K-Inhalte abspielen konnte. Im Jahr 2018 verschlankt Amazon ihn erneut und macht aus der 4K-Version einen Stick im Feuerzeugformat, den Fire TV Stick 4K. Dieser wird einfach in einen freien HDMI-Port am Fernseher angeschlossen und eventuell noch an die Steckdose – sofern der HDMI-Anschluss den Stick nicht selber mit Strom versorgen kann.
Im Fokus steht nach wie vor das hauseigene Video-Portal Amazon Video. Wer Mitglied des Abo-Service Prime ist, bekommt für 69 Euro im Jahr zahlreiche Filme und Serien kostenlos. Doch auch Netflix und Maxdome sowie die Mediatheken von ARD und ZDF lassen sich mit dem Fire TV nutzen, die YouTube-App hingegen hat Amazon Anfang des Jahres rausgeschmissen. Wie Sie den Dienst trotzdem auf dem Fire TV schauen könne, lesen Sie hier.
Wer mit der aktuellen Version (60 Euro) Filme und Serien in vierfacher Full-HD-Auflösung (4K) abspielen will, braucht allerdings einen entsprechenden 4K-Fernseher und eine Internetleitung von mindestens 25 Megabit pro Sekunde. Auch den Standard HDR unterstützt der Stick nun, der für kräftigere Farben und satteren Kontrast sorgt.
Als Extra hat Amazon seine Sprachassistentin Alexa verbaut, die sich mit der neu gestalteten Fernbedienung samt Mikrofon aktivieren lässt. So kann man nicht nur per Sprachbefehl nach Filmen oder Serien suchen lassen, sondern auch nach dem Wetter fragen, smarte Lampen anschalten lassen oder sogar Pizza vom Lieferdienst ordern. Außerdem hat Amazon auf Kritikpunkte an der Fernbedienung reagiert und endlich ein paar Laut- und Leisetasten spendiert.
Wer Foto-, Video- oder Musik-Dateien, etwa vom Smartphone, übertragen will, benötigt eine kostenlose Zusatz-App wie AllCast. Musik über Spotify jedoch lässt sich über die entsprechende App auf dem TV abspielen.
Wer die Amazon-Cloud nutzt, kann ebenfalls auf alle Inhalte zugreifen. Schade: Einen separaten USB-Anschluss gibt es nicht, eine externe Festplatte kann man nicht anschließen.
Ganz sicher kein Konsolen-Ersatz, aber immerhin ein netter Bonus sind die Spiele: Für Fire TV gibt es ein paar kultige Retro-Games wie Sonic, zudem simple Mini-Spiele und sogar passable Amazon-Eigenentwicklungen wie „Sev Zero“. Ein Gamepad für das Fire TV liegt bei happigen 50 Euro, alternativ kann man aber auch günstige Android-Controller von Drittherstellern koppeln.
Wem die 60 Euro für Amazons Fire TV 4K zu viel sind, für den gibt es als Alternative den normalen und schon seit einiger Zeit auf dem Markt erhältlichen Fire TV Stick.
Was ist anders an ihm? Eigentlich nicht viel: Er spielt keine 4K-Videos ab, außerdem keine grafikintensiven Spiele. Wer also keinen 4K-Fernseher hat, ist also mit dem Stick besser bedient, außerdem spart man bares Geld: Der Stick kostet 40 Euro, die Fernbedienung für die Alexa-Spracheingabe (allerdings ohne die neuen Lautstärke-Tasten) legt Amazon inzwischen mit drauf.
Google Chromecast
Googles Chromecast war 2014 der erste Streaming-Stick, in den letzten Jahren gab es immer wieder neue Updates. Der aktuelle Chromecast Ultra spielt im Gegensatz zu seinen Vorgängern 4K-Filme und -Serien ab, etwa über Netflix und YouTube. Eine offizielle App von Amazons Prime Video gibt es nach wie vor nicht.
Vorteil für Google: Die Auswahl an Apps für den Chromecast ist größer als die des Konkurrenten Amazon Fire TV. So gibt es diverse Gratis-Anwendungen, um etwa Fotos und Videos vom PC auf den TV zu schieben (Plex, Crome-Browser), außerdem gibt es zahlreiche Spiele – die meist allerdings grafisch limitiert und sehr simpel sind. Gerüchten zufolge plant Google allerdings einen Spiele-Streamingdienst namens „Yeti“, der auch auf dem Chromecast laufen soll. Der Suchmaschinen-Riese legt übrigens keine Fernbedienung zum Chromecast bei, gesteuert wird der Dongle ausschließlich per Smartphone.
Der Chromecast Ultra liegt bei knapp 80 Euro, auch hier gilt ganz klar: Wer keinen 4K-TV daheim hat, sollte lieber zum günstigeren Modell Chromecast 3 (etwa 40 Euro) greifen. Wer nur Musik übertragen will, etwa auf einer älteren Stereoanlage ohne Netzwerkanbindung, kann dies mit einem Chromecast Audio (etwa 40 Euro) tun.
Apple TV 4K
Auch Apple hat eine eigene Streaming-Box im Angebot: Apple TV. Inzwischen in der fünften Generation, richtet sich der schwarze Kasten in erster Linie an Apple-Nutzer. Im Zentrum steht Apples Online-Shop iTunes, für den es aber keine Film-Flatrate für einen monatlichen Betrag gibt. Wem das nicht reicht: Inhalte vom iPhone, vom iPad oder vom Mac-Computer können ebenfalls mit Apple TV auf den TV übertragen werden. Das klappt bei den anderen Streaming-Boxen gar nicht oder nur über Umwege.
Netflix gibt es ebenfalls als App, seit Ende 2017 auch Amazon Video. Maxdome fehlt. Generell ist die App-Auswahl nicht so groß wie etwa bei Google. Auch Apple hat einige Spiele im Angebot, die Auswahl ist mit Games wie „Guitar Hero“, „Disney Infinity“ und „Beat Sports“ recht ordentlich. Gesteuert wird mit der Fernbedienung, die Handbewegungen registriert – ähnlich wie bei Nintendos Konsole Wii.
Auch Apples Sprachassistentin Siri hat Einzug gehalten: Per Sprachsteuerung sucht der Nutzer nicht nur nach Infos zu Filmen und Schauspielern, Siri gibt auch Infos zum Wetter, zu Fußballergebnissen oder Aktienkursen. So umfangreich wie etwa beim iPhone ist der Sprachkatalog von Apple-TV-Siri jedoch nicht.
Seit 2017 bietet Apples Box zudem auch die Möglichkeit, 4K-Inhalte mit HDR für knalligere Farben und mehr Kontrast abzuspielen. Entsprechende Filme und Serien gibt es bei Netflix oder auch bei iTunes, die Leihe kostet dort rund 5 Euro, der Kauf je nach Film zwischen 10 und 20 Euro.
All diese Funktionen haben dann auch ihren Preis: Die Version mit 32 Gigabyte Speicher liegt derzeit bei rund 200 Euro, für die Version mit 64 Gigabyte werden circa 220 Euro fällig. Wer keinen 4K-Fernseher hat, kann auch zum Vorgänger Apple TV 4 greifen, den es inzwischen für 160 Euro (32 Gigabyte) gibt.
Das Problem beim „Sky Ticket TV Stick“: Die Ticket-Inhalte lassen sich per App auch auf anderen Sticks wie dem Chromecast oder auch auf einigen Smart-TVs abspielen – den Sky-Dongle braucht man dafür nicht zwingend. Der restliche Umfang hinkt der Konkurrenz deutlich hinterher: Netflix, Amazon Video oder DAZN gibt es als App nicht, lediglich die Mediatheken von ARD und ZDF, YouTube und einen Mediaplayer. Auch eine Sprachsteuerung gibt es noch nicht, könnte aber noch nachgeliefert werden – die Fernbedienung hat nämlich ein Mikrofon verbaut.
Der große Pluspunkt des Sky-Sticks ist der Preis: Zwar kostet er 30 Euro, allerdings bekommen Kunden Sky-Tickets im gleichen Wert dazu. Wer sich also ohnehin die Tickets kaufen wollte, bekommt ihn quasi kostenlos obendrauf. TECHBOOK hat den Stick getestet, ein Video gibt es hier:
TECHBOOK meint
„Inzwischen haben die handlichen Sticks den größeren Boxen den Rang abgelaufen – gut so! Leider gibt es nach wie vor keine echte Allround-Empfehlung, die Wahl der richtigen Hardware ist eine Frage des Ökosystems: Bin ich Kunde bei Amazon Prime, ist der Fire TV Stick die günstigste Lösung – denn Amazon Video läuft etwa nicht auf dem Chromecast. Bin ich hingegen Apple-Nutzer, ist der Apple TV die beste Wahl, da ich nur hier ohne dubiose China-Apps per Airplay Inhalte vom iPhone oder iPad abspielen kann. Übergreifend für alle Geräte gilt: Wer keinen 4K-Fernseher hat, sollte immer die günstigere Version nehmen. Und wer ohnehin nur wegen einem Streaming-Dienst allein mit dem Kauf liebäugelt, sollte vorab prüfen, ob der Smart TV diese App nicht bereits hat.“– Steven Plöger, Redaktionsleiter
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Was ist aus den anderen Boxen von Google oder Sony geworden?
TECHBOOK hat sich für den Vergleich nur auf die derzeit größten Anbieter auf dem Markt beschränkt – obwohl es noch weitere Streaming-Boxen gibt, etwa den Nexus Player von Asus und Google. Dieser floppte trotz Android TV allerdings, seit 2016 wird das Gerät nicht mehr produziert. Obwohl man es hier und da in Online-Shops noch findet, raten wir dringend vom Kauf ab, da Google und Asus keine neuen Funktionen oder Sicherheits-Updates mehr bereitstellen.
Gleiches gilt für Sonys Streaming-Box PlayStation TV, die wie die Nvidia Shield Spiele in den Fokus rückte und etwa Sonys Streaming-Dienst PlayStation Now bis 2017 unterstützte oder die Games für Sonys Mobil-Konsole PlayStation Vita abspielt. Auch sie war ein Flop und wird heute nicht mehr von Sony beachtet.
Auch beschränkt sich TECHBOOK auf Geräte, die offiziell in Deutschland vertrieben wurden. Deshalb fehlt etwa der Streaming-Stick von Roku, obwohl man ihn bei verschiedenen Online-Händler als Import kaufen kann.