15. Mai 2019, 14:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele Nutzer von Bluetooth-Kopfhörern kennen das Problem: beim Schauen eines Videos auf dem Smartphone, Tablet oder Computer wird der Ton nicht ganz synchron wiedergegeben. Das nervt besonders bei Filmdialogen oder Musikvideos, wenn der Ton nicht zur Lippenbewegung passt. Dabei handelt es sich um ein komplexes Problem, das insbesondere bei True-Wireless-In-Ears auftreten kann. TECHBOOK erklärt, woran das liegt und welche Lösungen es gibt.
Bluetooth-Kopfhörer sind mittlerweile weit verbreitet, da viele neue Smartphones keinen Anschluss für kabelgebundene Modelle besitzen. Umso öfter tritt ein Problem auf: der Ton beim Video-Streaming kommt nicht perfekt synchron im Kopfhörer an. Schon minimalste Verzögerungen nimmt man als Betrachter wahr. Das stört vor allem bei Musikvideos und Filmdialogen, wenn der Ton zur Mundbewegung einfach nicht passt. Man spricht hier vom sogenannten verzögerten Lip Sync.
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Deshalb ist der Ton bei Bluetooth-Kopfhörern asynchron
Hauptgrund für die verzögerte Übertragung des Tons zu den Kopfhörern ist oft ein veralteter Bluetooth-Standard, aber auch der komplizierte Übertragungsweg des Tons vor allem bei True-Wireless-In-Ears. Zudem kann die Video-Quelle – also zum Beispiel die YouTube-App, der Browser oder ein altes Smartphone – der Verursacher sein.
Weil die Gründe für die Audio-Verzögerung vielfältig sein können und auch von Software sowie der Kompatibilität der Geräte untereinander abhängen, haben selbst namhafte Kopfhörer-Hersteller wie Bose damit ein Problem. So musste Bose nach vielen Kundenbeschwerden ein Software-Update nachliefern für seine ersten True-Wireless-In-Ears „SoundSport Free“. Wir haben selbst bei den AirPods der 1. Generation beim Video-Streamen über die YouTube-App auf einem iPhone XR eine Audio-Verzögerung festgestellt. Und auch die neuen Huawei FreeBuds Lite gaben den Ton nicht immer Lippensynchron wieder.
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Doch woran liegt das genau?
Um die Komplexität des Problems darzustellen, schlüsseln wir den Übertragungsweg für verschiedene Kopfhörer-Typen auf. Prinzipiell gilt: Je aufwendiger die Signalübertragung, desto länger dauert es, bis der Ton im Ohr ankommt und das führt am Ende zu der wahrgenommenen Zeitverzögerung.
Kabelgebundene Kopfhörer – vier Schritte
Digitales Audio-Signal von der Quelle (Smartphone, Computer) → Wandlung von digital zu analog (DAC) → Weiterleitung zum Verstärker → Übertragung des Signals durchs Kabel zu den Kopfhörern und somit zum Ohr
Fazit: einfachster Übertragungsweg, keine Synchronisierungs-Probleme
Bluetooth-Kopfhörer – acht Schritte
Digitales Audio-Signal → Codierung → Bluetooth-Sender verschickt das verschlüsselte Signal → Bluetooth-Empfänger in den Kopfhörern empfängt das verschlüsselte Signal → Decodierung → Wandlung von digital zu analog (DAC) → Weiterleitung zum Verstärker → Übertragung zu den Kopfhörer-Membranen und somit zum Ohr
Fazit: Der Bluetooth-Standard ist hier das Entscheidende. Je älter und schlechter die Bluetooth-Technologie, desto länger dauert die Codierung, Übertragung und Entschlüsselung des Signals.
True-Wireless-In-Ears – neun Schritte
Digitales Audio-Signal → Codierung → Bluetooth-Sender verschickt das verschlüsselte Signal → Bluetooth-Empfänger in den Kopfhörern empfängt das verschlüsselte Signal → Decodierung → NFMI-Chips übertragen das Signal von einem In-Ear zum anderen – Wandlung des Signals von digital zu analog in jedem In-Ear (DAC) → Verstärker in jedem In-Ear → Übertragung des Signals zu den Membranen und somit zum Ohr
Fazit: Bei True-Wireless-In-Ears besteht das größte Risiko, dass der Ton nicht synchron zum Video übertragen wird. Denn hier ist nicht nur der Bluetooth-Standard entscheidend, sondern auch die NFMI-Chips, die das Signal von einem In-Ear zum anderen kabellos übertragen.
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Darauf sollten Sie bei Bluetooth-Kopfhörern achten
Tipp 1 – Achten sie auf den Bluetooth-Funkstandard. Wenn Sie sich für einen neuen Bluetooth-Kopfhörer entscheiden, sollte er das aktuelle Bluetooth 5.0 besitzen. Sie profitieren aber nur von der schnelleren und besseren Datenübertragung, wenn ihr Quellgerät (Smartphone, Tablet, Computer) auch den neuesten Bluetooth-Standard besitzt. Ansonsten wird immer in der langsameren der beiden Versionen übertragen.
Tipp 2 – Achten Sie auf die Unterstützung des Ton-Codes AptX, AptX HD. Beide sorgen für exzellente Audioqualität und geringe Latenzzeiten. Noch besser ist es, wenn der Kopfhörer die neusten Versionen AptX Low Latency oder AptX Adaptive unterstützt. Diese sorgen für die geringste Verzögerung bei der Tonübertragung. Sie sind besonders gut für Gamer geeignet.
Leider unterstützen iPhones, iPads und die AirPods von Apple keinen der AptX-Standards, sondern setzen auf einen sogenannten AAC-Codec, der auch von anderen Herstellern wie Bose und Sony neben vielen anderen Codes integriert wird.
Tipp 3 – Vermeiden Sie Geräte (sowohl Quellen als auch Kopfhörer), die nur den veralteten SBC-Bluetooth-Standard unterstützen.
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Tipp 4 – Testen Sie beim Kauf neuer Bluetooth-Kopfhörer, ob Sie den Ton insbesondere von YouTube, Netflix und Amazon Prime Video ohne sichtbare Verzögerung wiedergeben können. Wenn sowohl das Quellgerät als auch der Kopfhörer, die unter Tipp 1 und 2 erwähnten Kriterien erfüllen und es dennoch Probleme gibt, kann es sich eigentlich nur um einen Fehler bei den Kopfhörern handeln. Manche Hersteller können das mit einem Software-Update beheben, wie Bose bei seinen SoundSport Free In-Ears.
Sollten Sie solch ein Problem bemerken, kontaktieren Sie am besten den Kundenservice des Herstellers. Wenn dieser die Asynchronität nicht beheben kann, müssen Sie eventuell ein anderes Modell wählen. Denken Sie aber daran, dass auch ein veralteter Bluetooth-Standard in ihrem Quellgerät die Ursache für die verzögerte Tonwiedergabe sein kann.
Tipp 5 – Ein weiterer Grund für die Audio-Verzögerung kann die verwendete App oder das Streaming-Portal sein. Hier sollte man darauf achten, dass Sie die neuesten Versionen der Apps und Programme nutzen. Zudem helfen auch manchmal kleine Tricks. Vor allem bei Apple-Geräten werden beispielsweise Videos über den Safari-Browser besser wiedergegeben als zum Beispiel in Google Chrome. Wenn Sie eine Audio-Verzögerung in der YouTube-App haben, dann rufen Sie das Video im Safari-Browser ab. Das kann schon eine deutliche Verbesserung bringen.