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Nachhaltigkeits-Fiasko

Sonos macht funktionierende Lautsprecher absichtlich unbrauchbar

Eigentlich ist es recht einfach: Wenn ein Gerät seinen Zweck erfüllt hat und gegen ein neues getauscht wird, kommt es im besten Fall auf den Recyclinghof, um wiederverwertet zu werden. Oft sind die Altgeräte in technisch einwandfreiem Zustand und können mit ein wenig Aufbereitung manchmal sogar weiterverkauft werden. Doch einige Unternehmen haben anscheinend etwas dagegen, wie der jüngste Fall zeigt.

Technisch einwandfrei – und trotzdem unbrauchbar

Devin Wilson hat in einem Tweet öffentlich gemacht, dass Sonos trotz eigener Nachhaltigkeitsversprechen seine Lautsprecher unbrauchbar macht, wenn Besitzer sie im Rahmen des Trade-Up-Programms gegen einen Rabatt im Shop eintauschen. Wilson selbst arbeitet laut eigenen Angaben bei einem Elektromüll-Wiederaufbereiter und ist auf diese Praxis aufmerksam geworden, als er fünf „recyclete“ Sonos Play:5 Lautsprecher aufbereiten wollte. Er musste feststellen, dass die Lautsprecher trotz technisch einwandfreien Zustands durch Sonos softwareseitig unbenutzbar gemacht wurden.

Das neue Trade-Up-Programm ist erst im Oktober 2019 ins Leben gerufen worden. Bei qualifizierten Geräten kann im Nutzerprofil auf der Sonos-Seite die Option „Trade Up“ gewählt werden. Dort muss das Gerät ausgewählt und das Recycling bestätigt werden. Danach beginnt eine 21-tägige Frist, nach deren Ablauf das Produkt in den Recycling-Modus versetzt wird. Sobald der Modus aktiviert wurde, erhält der Nutzer für jedes „eingetauschte“ Produkt einen 30-Prozent-Gutschein für den Sonos-Store.

Auf seiner Support-Seite schreibt Sonos dazu:

„Sonos-Player im Recycling-Modus verbinden sich nicht mehr mit einem Sonos-System. Dieser Prozess kann nicht abgebrochen oder rückgängig gemacht werden, sobald er einmal gestartet wurde.“

Die Lautsprecher, die in Deutschland Teil des Trade-Up-Programms sind: Zone Player, Connect (32 MB) und Connect:Amp, Play:5 (Gen 1), CR200 und Bridge (verkauft zwischen 2006 – 2015). Sonos bestätigt, dass der Recycling-Modus nur für diese vier Geräte vorgesehen ist, die im Trade-Up-Programm gegen einen 30-Prozent-Gutschein für den Sonos-Store „eingetauscht“ werden können.

Der Recycling-Modus ist übrigens nicht das Ende aller Dinge. Sonos bestätigte, dass das „Team der Kundenbetreuung für individuelle Anfragen zur Verfügung“ stehe, sollte der Modus aus Versehen aktiviert worden sein.

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Welche Gründe hat das Unternehmen für die Praxis?

Zu „The Verge“ sagte Sonos, dass Lautsprecher für mindestens fünf Jahre nach Produktionsstopp Software-Updates bekommen würden. Auch gegenüber TECHBOOK bestätigte das Unternehmen, dass „regelmäßige Softwareupdates und neue Funktionen auch noch Jahre nach dem Kauf“ angeboten würden. Laut Sonos sind zudem 92 Prozent der Lautsprecher, die verkauft wurden, noch heute im Einsatz – darunter sogar Modelle, die älter als zehn Jahre sind.

Auf TECHBOOK-Anfrage schrieb Sonos, dass es älteren Produkten „inzwischen an Rechenleistung und Arbeitsspeicher (fehlt), um aktuelle Technologien wie Apple AirPlay2 zu unterstützen.“ Das Trade-Up-Programme richte sich vor allem an diejenigen, die stets auf dem neuesten Stand sein wollen. Laut Sonos sei es „die verantwortungsvollste Entscheidung, diese älteren Komponenten und Speaker, die zum Teil bereits seit über zehn Jahren im Einsatz sind, aus dem Markt zu nehmen, damit sie bei neuen Kunden nicht die erste Erfahrung mit Sonos prägen.“

Aus Sicht des Unternehmens ist sicher etwas daran gelegen, dem Kunden zu garantieren, stets die beste Nutzererfahrung zu bekommen. Dafür jedoch technisch einwandfreie Lautsprecher unbrauchbar zu machen, stellt dennoch den Vorsatz der Nachhaltigkeit, den sich Sonos auf die Fahnen schreibt, in Frage.

Die Entsorgung überlässt Sonos dem Kunden

Der Recycling-Modus „löscht lokal gespeicherte Daten vom Gerät und verhindert, dass es wieder mit Sonos verbunden wird“. Danach empfiehlt Sonos „die ordnungsgemäße Entsorgung durch einen lokalen Wertstoffhof“, da es umweltfreundlicher sei, „als schwere Produkte zu verpacken und an Sonos zurückzuschicken“. Kunden könnten aber Geräte auch an Sonos zurückschicken – auf eigene Kosten.

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Wir haben uns gefragt, was Sonos‘ Trade-Up-Programm überhaupt mit einem „Eintausch“ zu tun hat. Die Tatsache, dass Sonos nicht selbst die alten Geräte entgegennimmt und wiederverwertet, erweckt den Eindruck, als gehe es eher darum, alte Hardware los zu werden und neue zu verkaufen. Es findet schließlich kein Tausch gegen einen neuen, besseren Lautsprecher statt. Man könnte das alte Gerät auch genau so gut mit einem Hammer in Stücke zerschlagen, es wird mit dem Recycling-Modus so oder so unbenutzbar.

Profilbild

TECHBOOK meint

„Ich persönlich halte viel von Sonos. Das Unternehmen fertigt hervorragende Lautsprecher und versorgte diese lange Zeit mit Updates. Deswegen finde ich es um so unverständlicher, wie es sich einen solchen Fauxpas leisten kann. Aller Argumente zum Trotz – es gibt einfach keine Ausrede dafür, funktionierende Lautsprecher per Software zu zerstören, um neue Produkte zu verkaufen. Wenn das Unternehmen wirklich alte gegen neue Hardware tauschen will, sollte es die alten Geräte zurücknehmen und vergünstigt verkaufen oder anderweitig wiederverwenden. Wenn es diesen Prozess selbst in die Hand nimmt, könnte es auch dafür sorgen, dass sich potentielle Käufer darüber im Klaren sind, dass sie alte Hardware kaufen. Denn anscheinend ist das momentan wichtiger als der Grundsatz der Nachhaltigkeit.“Adrian Mühlroth, Redakteur
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