Mit dem Smartphone in der Hand verfolgt uns unterwegs vor allem eine Angst: ein leerer Akku. Genau für dieses Problem wollen die beiden Berliner Gründer Nejmettin Cinar und Sener Abanzoglu eine Lösung mit ihrem Unternehmen FluxPort gefunden haben. Wie das genau funktionieren soll, haben sie TECHBOOK verraten.
„FluxPort baut das erste Wireless-Charging-Netzwerk Deutschlands zum kabellosen Laden von Smartphones auf. So wie es freies WLAN schon fast überall gibt, sollte es möglich sein, einfach sein Device nachzuladen“, erklärt Sener Abanzoglu gegenüber TECHBOOK. Aber wie soll FluxPort so erfolgreich wie freies WLAN in Deutschland werden? Die Firma bietet rund 20 Produkte an, damit Kunden das Smartphone zu Hause wireless laden können. Daneben kooperiert FluxPort mit Cafés oder Restaurants, wo Kunden ihr Smartphone aufladen können. Über eine App (für Android) kann jeder zudem sehen, wo sich der nächste FluxPort befindet, sobald der Akku sich dem Ende neigt.
Ihre Geschäftsidee soll unseren Alltag verändern. Denn aktuell nehmen wir für einen vollen Akku viele Hürden in Kauf. „Was wir dafür tun, ist, uns auf staubige Böden neben der nächsten Steckdose zu setzen oder Kabel mit uns herumzutragen, zu denen wir im Ausland auch noch Adapter benötigen. Und dann liegt im Zweifelsfall das Telefon zum Laden auch noch weit weg an der Bar, während wir am Tisch am anderen Ende des Raumes warten. FluxPort bietet das ‚Laden an der Tischkante‘ – überall und bequem“, sagt Nejmettin Cinar. Auf die Idee kamen Cinar und Abanzoglu, die beide zuvor in der Mobilfunkbranche gearbeitet haben, weil sie selbst viel reisten und am Flughafen nie die passenden Adapter dabei hatten.
Es klingt wie ein Traum: Ihr Akku soll mit FluxPort immer aufgeladen sein. Cafés und Restaurants wie Starbucks oder Coffee Fellows mit einem FluxPort sollen im Gegenzug durch das zusätzliche Angebot mehr Kunden anlocken können.
Probleme der Technologie
Die Qi-Technik ermöglicht kabelloses Laden per Energieübertragung durch Induktion. Ob das eigene Handy den Qi-Standard bereits unterstützt, können Verbraucher unter diesem Link herausfinden. Genau da liegt auch die aktuelle Noch-Schwäche der Technologie: Denn nicht jedes Handy unterstützt Qi-Ladung. „Alle neueren Samsung-Modelle und nun auch das neue iPhone 8 haben die Technologie bereits integriert. Dann kann das Telefon einfach auf das FluxPort aufgelegt werden – und es lädt. Für alle Smartphones die noch nicht Qi-fähig sind, haben wir Adapter, die man entweder direkt an der Ladebuchse anbringt oder einfach als Handy-Case nutzt, wie beim iPhone 5 und 6. Somit werden alle Handys QI-fähig“, erklärt Sener Abanzoglu. Daneben ist die Energie-Ladung via Steckdose schneller als die Qi-Ladung. Die große und leichte Verfügbarkeit der Qi-Ladestationen soll diese Schwäche kompensieren.
Unser #mondaymotivation und #Montagslaecheln sind unsere vollen #Smartphone #Akkus mit #FluxPort https://t.co/bYeW7ptKgo pic.twitter.com/wuv75PS9s7
— Fluxport (@fluxportapp) 27. März 2017
Die beiden FluxPort-Gründer wollen eine Million Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. Zu ihren Kunden zählen bereits Kaffee- und Restaurantketten – genug Anreiz für die Löwen?
Thelen: „Das ist Bullshit“
„Wir leiden an Nomophobie“, startete Sener Abanzoglu den Pitch und erklärte die Angst, einen leeren Akku zu haben. Ralf Dümmel testete die Qi-Ladestation gleich einmal aus und merkte schnell, dass sein aktuelles iPhone noch nicht kompatibel ist, leider einen Adapter benötigt. Dennoch schien zunächst für die beiden Gründer alles gut zu laufen.
Dieser Schein hielt nicht lange an und endete spätestens, als Frank Thelen sich zu Wort meldete: „Warum seid ihr neun Millionen Euro wert?“ Die Gründer setzen auf ihr Potenzial und das Prinzip Hoffnung. Das überzeugte Thelen nicht. „Jungs, ganz ehrlich: Das ist Bullshit. So könnt ihr nicht auftreten. Wir sind ernsthafte Investoren“, fauchte Thelen die Gründer an.
Das Problem: Den Umsatz im vergangenen Jahr gaben sie mit 150.000 Euro an. Zu viel für Frank Thelen. „Also ich finde das eine Frechheit. Ihr müsst hier mit einer vernünftigen Story reinkommen, wenn ihr von uns eine Million Euro haben wollt“, forderte der Löwe.
Und er konnte sich auch nicht mehr beruhigen: „Also ich bin sauer. Ich finde es ist eine Unverschämtheit. Aber bei 150.000 Euro Umsatz bei einer Technologie, die mit einem iPhone nur mit einem komischen Adapter funktioniert, hier eine Bewertung von neun Millionen aufzurufen und zu sagen: ‚Frank, steckst du noch eine Million oben drauf?‘ Ganz, ganz schwacher Auftritt und ich bin raus.“
Kein Löwe ging auf den Deal ein
Judith Williams versuchte die Situation anschließend zu schlichten. Aber auch Carsten Maschmeyer wies die beiden Gründer wegen ihrer eigenen Bewertung in die Schranken. Letztlich wollte kein Löwe einen Deal eingehen.
„Wir müssen gucken: An welchen Punkten hat es gehapert und was müssen wir optimieren?“, sagt Sener Abanzoglu, der trotz des Urteils optimistisch blieb. Und weiter: „Ich freue mich ehrlich gesagt aber auch, dass die Löwen irgendwann an einem FluxPort sitzen und sich das angucken und sagen: ‚Wow, die Jungs habe ich schonmal gesehen.‘“
So ging es nach der Sendung weiter
„Hätte ich da mal investiert“, ergänzt sein Geschäftspartner über ein mögliches späteres Urteil der Löwen. Die beiden Gründer seien traurig, dass es in dem Pitch irgendwann nur noch um die Unternehmensbewertung gegangen sei. „Unser Produkt ist halt keine Fertigsoße, die wir im Pitch anrühren und den Löwen zum Probieren geben. Es ist Tech, und es bedarf vielleicht ein paar mehr Worte hierzu“, erklärt Nejmettin Cinar.
Seit der Aufzeichnung der Sendung hätten sie vor allem an der App und dem Ausbau der Locations gearbeitet. „Wir haben viel zu tun und viel vor – jetzt freuen wir uns auf den Launch unserer neuen FluxPort Coins App!“