16. Mai 2017, 13:24 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Über ein Jahrzehnt war es DER Standard für Musikfans, nun ist sein Aus besiegelt: Das Fraunhofer Institut zieht dem Audioformat MP3 den Stecker, die Patente sind ausgelaufen. Was heißt das für den Nutzer?
Auf ihrer Homepage gab das Fraunhofer Institut bekannt, „am 23. April, mit dem Ablauf einiger MP3-Patente, wurde das Lizenzprogramm von Technicolor und dem Fraunhofer IIS beendet.“
Damit endet zumindest offiziell nicht nur ein revolutionäres Audioformat, sondern auch ein Stück deutsche Geschichte: Die Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts in München werkelten Ende der Achtziger an einer Lösung, eine möglichst gute Tonqualität in eine möglichst kleine Datei zu pressen, um sie per Telefonleitung zu verschicken. Heraus kam das Format MP3, das seinen großen Siegeszug aber erst einige Jahre später mit dem Aufkommen der MP3-Player – allen voran Apples iPod im Jahr 2001 – feierte und so über viele Jahre hinweg zum etablierten Musik-Standard wurde.
Warum ist die MP3 am Ende?
Auch wenn die MP3 nach wie vor beliebt ist – nüchtern betrachtet ist das Format schlicht veraltet und wurde im Laufe der Zeit durch neuere Codecs verdrängt. „Heutige Medien wie Streaming, Fernsehen oder Radio nutzen modernere ISO-MPEG-Verfahren der AAC-Familie oder in Zukunft auch MPEG-H. Diese bieten erweiterte Einstellungsmöglichkeiten und eine bessere Audioqualität bei viel geringeren Bitraten im Vergleich zum MP3-Format“, so die Begründung des Fraunhofer Instituts.
Selbst Apple, dessen iPod-Erfolg maßgeblich vom MP3-Format abhing, setzte bereits 2003 zum Start des iTunes-Stores nicht mehr auf den Standard: Wer dort Musik herunterlädt, bekommt sie im fortschrittlicheren AAC-Format.
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Was heißt das MP3-Aus für die Nutzer?
Wer noch haufenweise MP3s auf seinem Rechner hat, muss sich keine Sorgen machen: „Für den Endnutzer ändert sich gar nichts. Die zig Milliarden MP3-Dateien weltweit werden natürlich auch weiterhin abspielbar sein“, so Harald Popp, einer der MP3-Entwickler und stellvertretender Bereichsleiter Audio und Medientechnologien im Fraunhofer Institut zu TECHBOOK. Auch werden Sie mit den entsprechenden Programmen auf dem Rechner nach wie vor Musik in das MP3-Format umwandeln können.
Das offizielle Ende durch die Ankündigung des Fraunhofer Instituts hat mehr eine symbolische Wirkung: Die Musikindustrie legt ihren Fokus künftig schlicht auf andere Formate, die MP3 wird von den Wissenschaftlern nicht mehr weiterentwickelt. Das heißt nicht, dass sie verboten ist – im Gegenteil: Durch die abgelaufenen Patente ist das MP3-Format künftig sogar frei für jeden ohne entsprechende Lizenz Verfügbar.