5. Mai 2022, 20:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wer einen Fernseher oder ein Smartphone kauft, kommt um die die Bildwiederholungsrate in Hertz nicht herum. Doch was bedeutet die eigentlich – und wie viel Hertz braucht man wirklich? TECHBOOK erklärt das Hertz-Wirrwarr.
100, 120, 400 oder sogar 800 Hertz? Wer einen Fernseher oder ein Smartphone kauft, sieht sich neben Kennziffern wie der Größe in Zoll oder der Leuchtkraft in Nits auch mit der Bildwiederholfrequenz konfrontiert. Doch ist der Bildschirm wirklich besser, wenn er mehr Hertz hat? TECHBOOK checkt den Mythos.
Was bedeutet eigentlich „Hertz“?
Die Einheit Hertz bezeichnet die Frequenz, im Falle von Bildschirmen die Wiederholfrequenz. Ein Bildschirm mit 50 Hertz kann also 50 Bilder pro Sekunde übertragen. Zur Verdeutlichung: Ein Bewegtbild besteht wie ein Daumenkino aus vielen verschiedenen Einzelbildern, die schnell aneinandergereiht werden. Für den Zuschauer entsteht auf diese Weise eine flüssige Bewegung.
Im deutschen Fernsehen laufen Filme jedoch mit 24 Bildern pro Sekunde – warum gibt es dann aber Fernseher mit angeblich 400 Hertz und mehr?
Kurz erklärt – Was unterscheidet Hertz von FPS?
Die Hertz-Zahl gibt nur an, wie viele Bilder pro Sekunde ein Fernseher oder Monitor darstellen kann. FPS steht für Bilder pro Sekunde (Frames per Second) und bezieht sich im Gegensatz dazu auf die Geschwindigkeit, in der eine Grafikkarte oder Grafikeinheit Bilder produzieren kann. Gibt eine Grafikkarte also beispielsweise 120 FPS aus und der Bildschirm unterstützt nur 90 Hertz, gehen die überschüssigen 30 FPS verloren.
Was bringt eine hohe Hertz-Zahl?
In Smartphones sorgt eine hohe Hertz-Zahl des Bildschirms dafür, dass die gezeigten Inhalte und Animationen extrem flüssig aussehen. Der Effekt wird oft als „samtweich“ beschrieben, da es kein Ruckeln bei der Darstellung gibt. Bewegungen wirken so natürlicher und einfach schneller. Moderne Smartphones haben oft Bildschirme zwischen 90 Hz und 144 Hz.
In TV-Geräten hat eine hohe Hertz-Zahl ebenfalls einen positiven Effekt. Die Prozessoren im TV-Gerät berechnen einfach noch ein paar Zwischenbilder dazu und treiben die Hertz-Zahl so künstlich nach oben. Warum? Christian Trozinski, Chefredakteur des Fachmagazins „HDTV Magazin“, erklärt im Gespräch mit TECHBOOK: „Selbst ein 24-Hertz-Signal könnte man sehr scharf ohne Zwischenbildberechnung darstellen, aber dann könnte das Bild sehr stark flimmern und es würde nicht komplett ruckelfrei ablaufen. Eine hohe Hz-Zahl bedeutet im Moment: Dank der Zwischenbildberechnung werden Bewegtbildszenen scharf, ruckelfrei und zugleich flimmerfrei dargestellt.“
Allerdings gibt es auch einen Nachteil, den sogenannten „Seifenopern-Effekt“: Werden die Zwischenbilder nur detailarm und mit reinem Fokus auf die Bewegung berechnet, können die Hintergründe in Filmen und Serien manchmal etwas statisch wirken – ähnlich wie bei billig produzierten Seifenopern.
Welche Hertz-Zahl braucht mein Fernseher?
„Kein 4K-Fernseher schafft nativ mehr als 120 Hertz. Bei Full-HD-Panels geht die Fahnenstange bis 200 Hertz“, so Trozinski. Diese sind vor allem bei 3D-Fernsehern wichtig, die Bilder für das linke und das rechte Auge abwechselnd anzeigen. So halbiert sich die Frequenz auf 100 Hertz für jedes Auge – bei weniger würde das Bild nicht mehr flüssig und gut aussehen. Seitdem die 3D-Technik für Fernseher allerdings nahezu ausgestorben ist, gibt es auch kaum noch Fernseher mit nativ 200 Hertz.
Mittlerweile setzen die TV-Hersteller dafür auf Multiplikatoren bei den Angaben, die überhaupt nichts mehr mit der Bewegtbildschärfe zu tun haben. Hier ist beim Kauf Vorsicht geboten.
Ein Beispiel: Hersteller Sony versieht ein natives 50-Hertz-Display etwa mit der Funktion Motionflow 400 Hertz. Wie kommt die Zahl 400 zustande? Im Detail erklärt Sony das nicht, aber sie ist das Ergebnis von zusätzlich berechneten Bildern, die zwischen zwei Einzelbildern hinzugefügt werden. Ähnlich sieht es auch bei den anderen Herstellern aus: Samsung hat seit 2015 seinen sogenannten Picture Quality Index (PQI), der zwischen 100 und 2700 liegt, bei LG heißt der Wert Picture Mastering Index (PMI). Die Zahlen setzen sich aus verschiedenen Faktoren wie der Auflösung oder der Frequenz zusammen. Vergleichbar sind sie allerdings herstellerübergreifend nicht und leider ist oft auch nicht ganz klar, wie sie im Detail zusammenspielen.
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Die richtige Bildfrequenz für den jeweiligen Zweck
„Für schnelle Sport- und Videospielaufnahmen sind 100 beziehungsweise 120 Hertz eigentlich ein Muss, die Unschärfe wäre sonst bei Bewegungen zu groß“, so Trozinski. Ab 200 Hertz komme der Mensch allerdings an die Grenzen der Wahrnehmung. Diese Frequenzen braucht man eigentlich nur bei 3D-Fernsehern. Wer nur gelegentlich seine Lieblingsserie am Abend schaut und keinen Wert auf Videospiele oder 3D-Funktionen legt, kann dementsprechend guten Gewissens einen 50/60-Hertz-Fernseher nehmen.
Beim Smartphone kommt es ebenfalls auf den primären Verwendungszweck an. Für einen spürbaren Effekt empfehlen wir die Verwendung eines 120-Hz-Panels. Doch Vorsicht: Die höhere Bildwiederholfrequenz wirkt sich negativ auf die Akkulaufzeit aus, da das Smartphone mehr Bilder berechnen muss.