4. Oktober 2017, 17:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Immer mehr Fälschungen sind bei Amazon im Umlauf. Ein Experte erklärt TECHBOOK, warum der Online-Versandhandel Plagiate verkauft, wie Verbraucher sich schützen können und was man tun kann, wenn man eine Fälschung erhalten hat.
Amazon ist der größte Online-Versandhandel in Deutschland. In den Logistikzentralen, die in ganz Deutschland verteilt sitzen, werden die Bestellungen bearbeitet und verschickt. Wie viele Waren pro Tag in Deutschland ausgeliefert werden oder wie viele Produkte der US-Konzern im Angebot hat, darüber gibt es leider keine offiziellen Zahlen. Klar ist nur: Der Online-Handel nimmt immer weiter zu – und damit steigen auch die Zahlen der Betrugsversuche.
Ein Problem bei Amazon sind die Plagiate. Immer mehr gefälschte Ware wird weltweit auf der Plattform angeboten. Ein Beispiel: Die Firma „Birkenstock“ stoppte den Verkauf ihrer Waren 2017 in den USA. Als Grund nannte das Unternehmen den drastischen Anstieg an Plagiaten beim Online-Händler. Rechtsanwalt Maik Sebastian von der Kanzlei Wienke & Becker aus Köln beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema.
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Warum gibt so viele Plagiate auf Amazon?
Zunächst einmal gibt es viele Plagiate auf Amazon, weil immer mehr Produkte existieren. Die Zahl der angebotenen Waren und Händler steigt ständig und damit nimmt natürlich auch die Anzahl an gefälschten Waren zu.
Warum hat Amazon Probleme mit Plagiaten?
Das größte Problem sind die Drittanbieter. Normalerweise haben Markeninhaber eigene autorisierte Händler. Aber bei Amazon können sich Drittanbieter beteiligen und die Ware ebenfalls anbieten. Dadurch ist es möglich, dass Kunden gefälschte Waren bekommen – und das vor allem, wenn der Kauf direkt über Amazon abgewickelt wird.
Alle Waren, die direkt über Amazon versendet werden sollen, werden in Amazon Depots gelagert. Die Lagerung der Produkte von den autorisierten Händlern und von den Drittanbietern erfolgt häufig zusammen. Es ist oft dann reine Glückssache, ob der Kunde ein Original von einem seriösen Händler oder eventuell ein Plagiat von einem Drittanbieter erhält.
Wie kann ich mich vor Plagiaten schützen?
Nehmen Sie sich Zeit vor dem Kauf. Achten Sie darauf, dass Sie direkt bei einem autorisierten Händler bestellen. Außerdem ist es manchmal hilfreich, den Verkäufer zu googeln. Was finden Sie über ihn im Internet? Und auch der Vergleich von Produkten kann hilfreich sein. Gucken Sie, was das Produkt bei anderen Online-Shops kostet. So können Sie besser einschätzen, ob ein Angebot seriös ist. Achten Sie darauf, dass die Zahlung nur über Amazon läuft.
Was mache ich, wenn ich ein Plagiat erhalten habe?
Wenn eine Ware kein Original ist, dann liegt ein Sachmangel vor. Informieren Sie den Verkäufer, fordern Sie eine Lieferung der bestellten Ware und treten Sie, sollte dieses Verlangen erfolglos sein oder verweigert werden, vom Kaufvertrag zurück. Sollte der Käufer nicht darauf eingehen, sollten Sie diese drei Schritte beachten.
Wie schwierig es wird, das Geld zurückzubekommen, ist generell bei Online-Käufen abhängig von der Zahlungsart. Sollten Sie die Ware beispielsweise mit Paypal bezahlt haben, dann können Sie sich das Geld in der Regel umgehend mithilfe des Paypal-Käuferschutzes zurückholen. Auch Amazon gewährt im Rahmen einer eigenen Garantie Ansprüche. Am gefährlichsten ist prinzipiell die Bezahlung per Überweisung. In dem Fall haben Sie oft keine Möglichkeit, das Geld zurückzuholen, denn der Verkäufer muss Ihnen das Geld zurück überweisen. Lässt sich die Sache auch über die jeweilige Plattform im Rahmen des Käuferschutzes nicht klären, dann beauftragen Sie einen Anwalt. Notfalls müssen Sie klagen, um nicht auf den Kosten sitzenzubleiben.
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In welchen Bereichen gibt es besonders viele Plagiate?
Nicht nur bei Amazon gilt: Textilwaren und insbesondere Kleidung, aber auch Speichermedien, wie SD-Karten. Gerade Artikel bekannter Marken werden nicht selten gefälscht. Dazu zählen zum Beispiel Produkte von Adidas, Hugo Boss oder Tommy Hilfiger. Auf den ersten Blick sieht die Ware meist gut aus. Ob Plagiat oder nicht, können Kunden bei Kleidung häufig nach dem ersten Waschen erkennen.
Was kann Amazon verbessern?
Amazon prüft Anbieter nur unter gewissen Gesichtspunkten, deshalb tummeln sich auf der Plattform zahlreiche schwarze Schafe und bieten gefälschte Waren an. Amazon wirkt bei dem Problem überfordert, weil vermutlich auch zu wenig Personal vorhanden ist, um Plagiats-Meldungen schneller zu überprüfen und gegen Fälschungen vorgehen zu können. Aus Kundensicht wäre es sinnvoll, dass Amazon die Depot-Bestände nicht vermischt, sondern Einheiten kennzeichnet, damit Plagiats-Lieferungen von Drittanbietern vermieden werden.
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