Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für digitalen Lifestyle und Entertainment
MDR stoppt Netzausbau

UKW-Zoff: Droht das Radio-Aus am 1. Juli?

Frau sitzt im Auto
In neuen Autos sind DAB+ Radios schon Standard Foto: Getty Images/Maskot
Andreas Filbig TECHBOOK
Andreas Filbig ehemaliger Redaktionsleiter

7. Mai 2018, 13:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Vielen Radiostationen drohte wegen eines Streits zwischen Sendenetzbetreibern und den Antennenbesitzern im April die Abschaltung. Das konnte gerade noch abgewendet werden. Dennoch droht vielen Radiohörern immer noch das Aus ihres Lieblings-Senders: Die finale Entscheidung wurde lediglich auf Ende Juni vertagt.

Artikel teilen

Obwohl das bereits im April drohende Aus der UKW-Übertragung einiger Radiostationen zunächst abgewendet wurde, ist die Situation weiter angespannt. Eine Einigung im Streit um die Preiserhöhung für die Übertragungen konnte bisher noch nicht erzielt werden, nun gibt es bis 30. Juni eine Übergangsregelung. Danach droht weiterhin das UKW-Aus für einzelne Sender. Wie „Meedia“ berichtet, hätten sich 32 Privatradios in einem Schreiben bereits bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gemeldet und gefordert, dass die Bundesnetzagentur und das Kartellamt regulierend eingreifen sollen.

Der MDR zog bereits Konsequenzen und stoppte den Ausbau seines Rundfunknetzes. „Wir als MDR sehen uns künftig erst wieder in der Lage, Investitionen in die terrestrische Rundfunkverbreitung zu tätigen, wenn die Rahmenbedingungen bei der UKW-Verbreitung geklärt und wir zur Überzeugung gekommen sind, dass wir langfristig auf verlässliche Partner vertrauen können“, erklärte Betriebsdirektor Ulrich Liebenow gegenüber „Meedia“.

Worum geht es in dem Streit?

Die Radiolandschaft hat sich in Deutschland in den letzten Jahren verändert. Früher übernahm die Deutsche Post als Monopolist die Übertragung der Signale der einzelnen Radiostationen, danach dann die Telekom und zuletzt hauptsächlich der Dienstleister Media Broadcast, der zu Freenet gehört. Letzterer möchte sich nun aber mehr auf das Digitalgeschäft konzentrieren und verkaufte deshalb Hunderte UKW-Antennen, wie die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) unter Berufung auf die Sendenetzbetreiber Divicon und Uplink berichtete.

https://www.techbook.de/news/radio-inhalte-von-ard-und-deutschlandfunk-in-einer-app

Demnach erwarben rund 30 Unternehmen die begehrten Antennen, ein Großteil ging jedoch an fünf Finanzinvestoren. Diese hätten viel Geld für die Antennen ausgegeben und drohen nun laut der MZ mit Preiserhöhungen von 25 bis 30 Prozent. Sollten die Radiostationen diese Mehrkosten nicht tragen wollen, drohen die neuen Eigentümer mit der Abschaltung der Signale. Bis zu einer Einigung soll Media Broadcast das Programm vorübergehend weiterführen. Das Unternehmen machte es den betroffenen Radiosendern zur Auflage, den Service offiziell zu beauftragen. Dem kam aber nur ein Viertel der Stationen nach. Media Broadcast zeigte sich in der Folge gnädig und stimmte der Übergangsregelung zu. Diese gilt aber nur bis 30. Juni 2018. Bis dahin müssen sich die Nachfolger von Media Broadcast (u.a. Divicon und Uplink), also die neuen Sendenetzbetreiber, mit den Antenneneigentümern einigen.

Welche Folgen hätte eine Abschaltung für die Bevölkerung?

Die Ultrakurzwelle (UKW) galt in Deutschland Jahrzehnte als Standard zur Übertragung von Radiowellen. Die meisten Autoradios funktionieren nach wie vor über UKW, und auch in den Haushalten haben bis jetzt nur wenige auf den neuen digitalen Standard DAB+ umgestellt. Bei einer Abschaltung der UKW-Sender würde also ein Teil der Deutschen seine Verbindung zum Radio verlieren.

Welche Stationen wären ab 30. Juni betroffen?

Sollten sich die Parteien nicht einigen, droht zum 30. Juni 2018 eine Komplettabschaltung von 40 UKW-Sendern. Die Fans dieser Radiostationen müssten dann erst einmal auf ihre Lieblingssender per UKW-Radio verzichten. Folgende Sender sind unter anderem betroffen:

  • Bundesweit der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR)
  • Norddeutscher Rundfunk (NDR) in Mecklenburg-Vorpommern in Sachsen
  • Hitradio ffh
  • Big FM
  • Radio NRW
Mehr zum Thema

Deutschlands Radio schafft den Umschwung nicht

Bereits seit Jahren versuchen Medienanstalten, den Umstieg von UKW auf den Digitalstandard DAB+ umzusetzen. Die Vorteile: Eine bessere Tonqualität, eine höhere Sendervielfalt und ein besserer Empfang. Das Massenmedium Radio lässt sich aber trotz steigender „DAB+“-Zahlen nicht so schnell umswitchen, sei es aus Nichtwissen, Bequemlichkeit oder schlicht aus Preisgründen: Über 90 Prozent der Deutschen empfangen Radio immer noch über die UKW.

Technik-Angebote entdecken bei kaufDA
Logo KaufDA
Anzeige
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.