Sind Macs wirklich immun gegen Viren? TECHBOOK hat bei Andreas Marx, Geschäftsführer von AV-Test, nachgefragt. Zusammen mit seinen Mitarbeitern forscht und untersucht er Schadsoftware.
Er stellt klar: „Macs sind nicht immun gegen Viren oder andere Angriffe. Sicherheitslücken gibt es unter jeder (Hardware-)Plattform und jedem Betriebssystem. In der heutigen Zeit arbeiten die meisten Malware-Schreiber mit knallharten kommerziellen Interessen.“ Dabei sei egal, ob die Betrüger mit „einfachen“ Spam-Mails oder Erpressungs-Trojanern vorgehen. Es gehe am Ende darum, möglichst viel Geld zu verdienen.
Weniger Angriffe heißt nicht gleich sicherer
Der Mythos, Apple-Geräte seien immun gegen Computerviren, hält sich hartnäckig. Apple war selbst davon so überzeugt, dass es 2006 eine Werbung spielte, die Macs als immun gegen Viren darstellte.
Diese Illusion wird jedoch am besten durch die Worte von Bogdan Botezatu, Computersicherheitsanalyst für Bitdefender, deutlich, der 2015 auf Facebook postete: „Mac OS X software has more high-risk vulnerabilities than all versions of Windows put together.“ Die Fehlauffassung, Macs seinen unangreifbar, rührt von der Tatsache, dass PCs lange Zeit deutlich weiter verbreitet waren als Macs und es sich für Hacker daher mehr lohnte, Malware für Windows zu schreiben.
Am meisten Viren gibt es auf Windows und Android
Durchschnittlich registriert AV-Test etwa 350.000 neue Malware-Programme und potentiell ungewollte Anwendungen (PUA) jeden Tag. Davon fielen im Jahr 2018 etwa 187.452 Malware-Programme allein auf Windows, weitere 14.822 auf Android. Für MacOS sind es „nur“ 254. 2015 waren es jedoch gerade einmal 13 pro Tag für MacOS, die Zahl der Malware-Programme ist also in nur drei Jahren um das 18-Fache gewachsen. Für das iOS-Betriebssystem sind es noch weniger als für MacOS, „wobei diese wenigen Fälle deutlich offensiver in den Medien diskutiert wurden“, erklärt Marx. Insgesamt ist die Zahl der Schadsoftware für MacOS und iOS also geringer – garantierten Virenschutz für Apple-Geräte gibt es jedoch nicht.
Nutzer sollten sich nicht in Sicherheit wiegen
Gerade angesichts der Tatsache, dass die Zahl der schädlichen Programmen für Mac-Geräte in den letzten Jahren so rasant gestiegen ist, sollten Nutzer sich besser schützen. Zwar hat MacOS bereits einige eingebaute Sicherheitsfunktionen, die ähnlich wie bei Windows die Installation von Programmen aus dubiosen Quellen verhindern sollen, jedoch stellen gerade Angriffe über nachträglich installierte Browser sowie Browsererweiterungen wie Flash und Java ein meist unterschätztes Sicherheitsrisiko dar.
Hält der Trend der weiter wachsenden Malware-Bedrohung an, wird die Nutzung eines Macs immer gefährlicher. Vor allem dann, wenn sich Mac-Besitzer weiterhin sicher fühlen und deshalb nicht die entsprechenden Vorkehrungen gegen schädliche Software treffen. Wer sich nicht sicher im Umgang mit Browsererweiterungen ist und eine Phishing-Mail nicht von einer seriösen Mail unterscheiden kann, sollte darüber nachdenken, ein Antivirenprogramm zu installieren.
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Das müssen Sie tun, wenn Ihr Mac infiziert ist
Wenn Ihr Mac mit Malware infiziert ist, weist er ein ähnliches Verhalten auf, wie ein infizierter Windows-PC. Der Computer kann langsamer sein, Programme, Fenster und Menüs reagieren träge oder das Betriebssystem friert immer wieder ein. Spätestens, wenn das System regelmäßig und ohne nachvollziehbaren Grund, wie etwa ein Hardwaredefekt, abstürzt, ist eine Infizierung sehr wahrscheinlich.
Aber es gibt noch weitere Anzeichen. Da Macs vor allem über den Browser angreifbar sind, sollten Sie sofort stutzig werden, wenn sich auf einmal eine neu Toolbar in Ihrem Browser befindet oder Sie auf eine andere Suchmaschine als sonst weitergeleitet werden. Auch aggressive Werbung auf Seiten, die sonst keine Werbung zeigen, wie etwa Wikipedia, oder Werbe-Pop-ups auf dem Desktop sind oft ein Zeichen für einen Malwarebefall.
Wenn Sie glaube, Ihr Mac könnte befallen sein, sollten Sie auf keinen Fall den Fehler einfach googeln und dann das nächstbeste Programm herunterladen, dass eine Lösung verspricht. Vermeintliche Antivierenprogramme wie MacDefender, das nach einer seriösen Anwendung aussieht, ist tatsächlich getarnte Malware.
Nutzen Sie zum entfernen von Viren und Malware nur namhafte Programme bekannter Hersteller, wie etwa Malwarebytes, das sie einfach kostenlos aus dem App Store auf Ihrem Mac laden können. Das Programm scannt nach Viren und Malware auf dem Mac und entfernt Störenfriede zuverlässig.
Um in Zukunft vor Viren geschützt zu sein, sollen Sie unbedingt darauf achten, immer die aktuellsten Sicherheitsupdates zu installieren!