12. Dezember 2017, 18:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Ist man auf der Suche nach einer Kamera mit Wechselobjektiv, dann hat man die Qual der Wahl: Nikon, Canon, Sony, Olympus, Fujifilm, digitale Spiegelreflex oder doch lieber eine spiegellose Kamera? TECHBOOK erklärt die Unterschiede zwischen den System und gibt Tipps, welche Geräte man sich bei einem Budget von bis zu 1000 Euro näher angucken sollte.
Für die meisten Menschen wurde das Smartphone über die Jahre zur einzigen Kamera. Die Bildsensoren in den Handys sind über die Jahre so gut geworden, dass eine zusätzliche Point-And-Shoot-Kamera für den Urlaub oder den Abend mit Freunden nicht mehr nötig scheint – das Smartphone reicht aus.
Und selbst die großen Spiegelreflexkameras werden von Smartphones ins Visier genommen: Mit Doppellinsen und vom Computer berechneter Unschärfe soll selbst Spiegelreflex- und Vollformatkameras der Rang abgelaufen werden. Aber ganz so weit sind wir dann doch noch nicht. Für ambitionierte Fotografen führt nach wie vor kein Weg an einer vollwertigen Kamera vorbei. Vorteile wie größere Bildsensoren, Wechselobjektive und bessere Bildqualität wiegen schwer.
Ein weiterer Vorteil: Bei Kameras mit Wechselobjektiven investiert man auch in die Zukunft. Denn auch wenn die Kamera selbst in ein paar Jahren veraltet sein sollte – die Objektive kann man auch noch mit der nächsten Generation verwenden. Gesetz dem Fall, man bleibt dem Hersteller treu. Daher empfiehlt es sich auch, eher am Kamera-Body zu sparen und mehr in ein gutes Objektiv zu investieren – denn gutes Glas vor dem Kamerasensor wirkt sich deutlich stärker auf die Bildqualität aus als die Anzahl der Megapixel.
Doch wer sich für den Kauf einer richtigen Kamera entscheidet, muss sich zunächst durch den unübersichtlichen Markt kämpfen. TECHBOOK gibt Hilfestellung und Tipps, für welches Kamera-System man sich entscheiden sollte und welche Modelle bis 1000 Euro einen Blick wert sind.
Spiegelreflexkameras
Sie ist ein Klassiker und unter Profis immer noch erste Wahl: Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR) sind die Arbeitstiere unter den Kameras und haben in vielen Fällen in Sachen Bildqualität die Nase vorn. Der große Vorteil: Die Auswahl an Objektiven ist riesig, man kann bei Herstellern wie Nikon und Canon aus Jahrzehnten von Objektiv-Generationen schöpfen. Für gute Bilder sorgen zudem die großen Bildsensoren – damit sind DSLRs besonders für die Fotografen interessant, die auch abseits des Auto-Modus fotografieren wollen und denen es nichts ausmacht, wenn die Kamera etwas klobiger und schwerer als ihre spiegellose Konkurrenz ist.
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Nikon oder Canon
Hat man sich für eine DSLR entschieden, bleibt noch die Frage nach dem Hersteller. Im Grunde sollten hier nur Nikon und Canon in die engere Auswahl kommen – sie bieten das beste Ökosystem an Objektiven für ihre Kameras. Je nach Kamera-Generation liefern sich Nikon und Canon Jahr für Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die besseren Modelle. Im Preissegment unter 1000 Euro ist in diesem Jahr aber die Nikon D5600 die empfehlenswerteste Kamera.
Zusammen mit einem Kit-Objektiv findet man die D5600 um die 800 Euro. Neben einem klappbaren Touchscreen auf der Rückseite, einem 24-Megapixel-Sensor und der Möglichkeit, auch unterwegs Fotos per App direkt auf das Smartphone zu übertragen, ist die D5600 mit einer Vielzahl von Nikon-Objektiven kompatibel. Sie rangiert in Nikons Aufgebot an DSLRs für Hobby-Fotografen im Mittelfeld und bietet einen Bildsensor in APS-C-Größe.
Festbrennweite als zusätzliches Objektiv
Obwohl die mitgelieferten Kit-Objektive zwar für den Start häufig gute Allrounder sind, sind die Kit-Objektive meist nicht sonderlich lichtstark. Wer auf der Suche nach dem „Spiegelreflex-Look“ ist, seine Motive also mit Unschärfe auf dem Foto freistellen möchte, greift am besten noch zusätzlich zu einer lichtstarken Festbrennweite. Die bieten zwar keinen Zoom, erleichtern aber das Fotografieren bei schlechtem Licht und produzieren den gewünschten Effekt. Nikon bietet in dem Segment zum Beispiel das Nikkor 50mm 1.8G für rund 200 Euro an, das auf einem Nikon-Body mit DX- und nicht Vollformat-Sensor wie bei der D5600 eine ungefähre Brennweite von 75mm ergibt.
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Spiegellose Systemkameras
Die großen Spiegelreflexkameras haben in den letzten Jahren Konkurrenz bekommen: Spiegellose Systemkameras von Herstellern wie Olympus, Sony und Fujifilm haben den Markt erobert, während Canon und Nikon den Trend etwas verschlafen haben. Selbst im Profi-Bereich fordert Sony mit der Alpha A9 die Platzhirsche heraus und verbaut selbst Vollformat-Sensoren in den schlanken Gehäusen.
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Spiegellos nennt man diese Kameragattung, da sie im Gegensatz zu DSLRs nicht mithilfe eine Spiegels das Motiv in den Sucher und damit in das Auge des Fotografen reflektieren. Spiegellose Kameras vertrauen auf einen elektronischen Sucher, bei dem das Bild direkt vom Sensor der Kamera über ein kleines Display im Sucher angezeigt wird. Daraus ergeben sich Vorteile wie eine Echtzeit-Vorschau der Belichtung des Bildes. Aufgrund dieser Bauweise sind spiegellose Kameras auch in der Regel leichter und kleiner als große DSLRs – gerade für Reisen ist das praktisch.
Diesen Vorteil erkaufen sich spiegellose Kameras aber häufig mit kleineren Bildsensoren und auch die Auswahl an Objektiven ist in der Regel geringer als bei Canon und Nikon – gerade was den Gebrauchtmarkt betrifft.
Olympus im Retro-Look
Wer also auf die klobige Spiegelreflex lieber verzichtet, findet unter den spiegellosen Kameras gute Alternativen, die im Gegensatz zu den schwarzen DSLRs oft auch in Sachen Design mehr herausstechen. Olympus etwa bietet mit der OM-D E-M10 Mark III eine Kamera im Retro-Look, die je nach mitgeliefertem Objektiv zwischen 700 Euro und 850 Euro kostet. Olympus setzt bei der OM-D auf das Micro-Four-Thirds-Format, einem Standard etwa für den Objektivanschluss und die Sensorgröße, der sich auch an Kameras von Panasonic und manchen Nikons (Nikon 1) findet.
Der Sensor ist zwar kleiner als bei APS-C- oder Vollformatkameras, die Bildqualität ist bei der 16-Megapixel-Olympus aber immer noch sehr gut. In Verbindung mit dem 5-Achsen-Bildstabilisator und 4k-Videofunktion liefert Olympus eine leistungsstarke Spiegellose im Mirco-Four-Thirds-Segment.
Wer auf der Suche nach einem größeren Bildsensor ist, sollte einen Blick auf die Sony Alpha 6300 werfen: Sony hat hier einen APS-C-Sensor verbaut, dieselbe Größe wie man sie auch in der Nikon D5600 Spiegelreflex findet. Allerdings setzt die Kamera auf den Sony E-Bajonett für Objektive. Dafür liefert die Alpha 6300 satte 24 Megapixel in einem Gehäuse, das eher an eine Point-And-Shoot erinnert, und schafft es dennoch, auch einen elektronischen Sucher und Aufklapp-Blitz darin unterzubringen. Die Sony ist allerdings auch etwas teurer als die Olympus und startet ohne Objektiv bei rund 850 Euro.
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Auf die Vorlieben kommt es an
Ob man sich nun für eine große Spiegelreflex entscheidet oder eine schlanke Spiegellose – welche Kamera für wen die richtige ist, lässt sich leider nur schwer pauschal beantworten. Wirkliche Ausfälle leisten sich die großen Hersteller kaum und gerade im Vergleich zwischen Nikon und Canon entscheiden auch oft persönliche Vorlieben. Wer viel Sport fotografieren möchte, der sollte zum Beispiel darauf achten, dass die Kamera viele Bilder pro Sekunde schießen kann. Soll die Kamera auch als Camcorder dienen, dann helfen 4k-Aufnahmemöglichkeiten und Bildstabilisierung.
Ein weiteres Kriterium beim Kauf: In welches Objektiv-Ökosystem wollen Sie sich einkaufen? Hat man aus Filmtagen zum Beispiel noch alte Canon-Objektive zuhause, kann es sinnvoll sein, auch weiterhin im Canon-Universum zu fotografieren, um die Objektive weiter nutzen zu können – informieren Sie sich in diesem Fall aber vor dem Kauf, ob die neue Kamera auch Autofokus und Blendensteuerung an den alten Objektiven unterstützt. Dieses Funktion sparen die Hersteller gerne bei den Einsteigermodellen.