19. Oktober 2019, 9:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Starke Porträts sind nicht nur für Profi-Fotografen ein Aushängeschild. Aber wie fotografiert man jemanden, ohne dass er verkrampft wirkt? Erstmal Kaffee statt Kamera lautet eine der Devisen.
Das A und O der Porträtfotografie ist die Kommunikation mit der Person vor der Kamera. Ein Richtig oder ein Falsch gibt es hier nicht. „Der Mensch und die Emotionen stehen im Vordergrund“, findet Daniel Hammelstein, Fotograf aus Bonn.
Das echte Interesse am Gegenüber sei das Wichtigste, die Technik und das Handwerk spielten da eher eine untergeordnete Rolle. Auch Diplom-Fotodesigner Markus Hauschild aus Münster zählt zuerst Zwischenmenschliches auf: Entscheidend seien die Zusammenarbeit, das Vertrauen und die Nähe, sagt er. Für die Person hinter der Kamera sei es wichtig, das Model zu leiten und zu begleiten. Gefragt ist am Ende kein steriles Passfoto. Auf dem Bild sollte ein interessanter Mensch mit Ecken und Kanten zu sehen sein.
Eine Frage der Psychologie
Während des Fotografierens spielt daher die Psychologie eine große Rolle. Die Porträtierten sollten nicht anfangen darüber nachzudenken, ob sie gerade lächeln und wie das aussieht, so Hauschild. Deshalb sei Ablenkung alles. So ließen sich Aufforderungen in die Unterhaltung einbauen. „Guckst Du grad mal bitte ein bisschen nach links?“
Viele, die sich mit der Kamera noch ausprobieren, sind am Anfang unsicher, erläutert Hammelstein, der Einsteiger-Workshops rund um die Porträtfotografie gibt. Dazu kommt: „Der Mensch vor der Kamera ist vielleicht genauso unsicher, weil er das noch nie gemacht hat“, sagt er. Sein Tipp: Die Kamera erst einmal weglegen, einen Kaffee trinken und sich unterhalten.
Gemeinsam Fotos anschauen
Hammelstein rät, das sich Fotograf und Model zwischendurch gemeinsam die Fotos anschauen sollten. Denn wer zum ersten Mal vor einer Kamera steht und nie das Ergebnis zu sehen bekommt, wird zunehmend befangen. „Porträts sind eine Gemeinschaftsproduktion“, so der Experte.
Man sollte ein Model wählen, das man kennt, aber nicht jeden Tag vor sich hat, empfiehlt Hammelstein. Wer etwas investieren möchte, kann jemanden buchen, der schon Erfahrungen vor der Kamera gemacht hat – und Tipps geben kann. Olaf Gallas dagegen regt an, mit Freunden zu experimentieren. „Man ist lockerer und kann herumlabern“, erläutert der Fotograf aus Frankfurt am Main.
Als Orte für erste Porträtversuche eignen sich Wohnungen mit großen Fenstern, die Natur oder ein Platz in der Stadt. Im Zusammenspiel mit Architektur etwa lassen sich spannende Verbindungen herstellen.
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Schärfe auf die Augen legen
„Fotografie-Anfänger können erst einmal die Porträtautomatik der Kamera nutzen, um sich heranzutasten“, erklärt Hammelstein. Wenn man wie er nur mit Tageslicht arbeitet, sind die Objektive wichtig. Dann seien lichtstarke Festbrennweiten, eine große Blendenöffnung und ein niedriger ISO-Wert zu empfehlen. Gallas rät, die Schärfe auf die Augen zu legen, die Nasenspitze dagegen könne unscharf werden.
Was man beim Kauf eines Fernglases beachten sollte
Das Licht ist am besten weich und indirekt, empfiehlt Hammelstein. Auf keinen Fall sollte man sein Model in die pralle Sonne stellen. In der Natur kann eine weiße Pappe zur Aufhellung dienen. „Dann ist es gut, wenn noch jemand dabei ist, um zu helfen“, erklärt Gallas.
Und manchmal braucht es Musik. Sie kann die Situation entspannen. Vorausgesetzt natürlich, die Klänge gefallen allen Beteiligten. Auch Make-up kann dazu beitragen, dass sich Porträtierte sicherer fühlen – aber die Menge macht es. Hauschild warnt: „Die Fotografierten sollten nicht zu angemalt aussehen und nicht glänzen.“ Er rät, vor allem für die Arbeit mit Blitz stets farbloses Puder parat zu haben.